Wiedersehen in den Highlands - Roman
retten versucht hatte. Zum Himmel stinkend, hatte er von dem obersten Viehtreiber seines Vaters mithilfe eines Seils und eines Ponys herausgezogen werden müssen. Mit siebzehn hatte Lucas sich bei dem Versuch geschnitten, sich mit dem Rasiermesser seines Vaters zu rasieren; er hatte die Blutung mit einem Klacks Huffett stillen wollen und vierzehn Tage mit einer Blutvergiftung mit einem Fuß im Grab gestanden.
Während der Heuernte im darauffolgenden August hatte irgendein Witzbold seine Wasserflasche mit Whisky versetzt, und nur das prompte Eingreifen eines der Collies hatte verhindert, dass er von den Rädern des Heuwagens in zwei Hälften zerteilt wurde.
Mit neunzehn, fast auf den Tag genau, hatte ihn eine Schar nicht mehr ganz nüchterner Mädchen auf die Getreidegarben gesetzt, ihm die Hose ausgezogen und seine edlen Teile gestreichelt, und er war, schockiert von ihren intimen Aufmerksamkeiten, in einen Zustand der Melancholie verfallen, der sich erst nach Martini gelegt hatte.
Jetzt war er zwanzig, wagte sich selten nach Einbruch der Dunkelheit aus dem Haus und zog es selbst am helllichten Tag vor, in Dads Rufweite zu bleiben.
An jenem Morgen war Dad mit Sicherheit in Rufweite.
Vater und Sohn lehnten nebeneinander am Gatter des Rinderpferchs, während die Mädchen Eimer mit warmer Milch und die weichen Stoffzitzen anschleppten, aus denen die Kälber zu trinken lernen sollten. Mit geschlossenem Mund, die Mütze tief über den Kopf gezogen, damit seine Ohren nicht abstanden, und mit dem Sonnenlicht auf seinen langen, hellen Wimpern sah er, fand Mr. Fergusson, fast intelligent aus.
Er stieß Lucas in die Seite. »Und, welche von ihnen gefällt dir?«
»Das Galloway ist nicht sehr schön, aber es hat einen guten Umfang.«
»Das Galloway?«
»Das da.«
»Ach, das Ayrshire. Nein, nein, Lukie, ich meine nicht die Kälber, sondern die Mädchen. Hast du kein Auge für die Mädchen?«
»Gemein, das sind sie, gemeine Biester.«
»Was geschehen ist, war ein Unfall. Sie haben nur ihren Scherz mit dir getrieben. Schmollst du noch immer, weil ich sie nicht weggeschickt habe?«
Lucas hob und senkte eine Schulter.
Walter seufzte. »Gute Milchmädchen sind nicht leicht zu bekommen, mein Sohn. Außerdem sind sie nicht boshaft. Sie haben sich nur hinreißen lassen. Ist es nicht an der Zeit, das hinter dir zu lassen und dir einen Schatz zu suchen?«
Lucas runzelte die Stirn. »Einen Schatz?«
»Nun, eine Ehefrau.«
»Was soll ich denn mit einer Ehefrau?«
Walter seufzte wieder. »Eine Ehefrau, die dir dein Essen kocht ...«
»Das macht Mam doch schon.«
»Eine Ehefrau, die das Bett mit dir teilt und dir Kinder schenkt.«
Das Stirnrunzeln wurde tiefer. »Kinder?«
»Eigene Söhne«, sagte Walter. »Erben.«
»Erbsen?«
» Erben , Erben – Nachkommen.« Walter senkte das Kinn zur Brust und zählte bis fünf, bevor er fortfuhr. »Du bist jetzt ein erwachsener Mann, Lucas. Deine Mutter und ich sind uns einig, dass es an der Zeit ist, dass du dir eine Frau nimmst.«
»Aber warum?«
»Weil es das ist, was Männer tun.«
Lucas war der Prozess der Fortpflanzung nicht gänzlich unbekannt. Er hatte im Laufe der Jahre so vielen Begattungen und Geburten beigewohnt, dass sogar er irgendwann zwei und zwei zusammengezählt hatte und zu dem Schluss gekommen war, dass Männer und Frauen anatomisch Bullen und Kühen ähnelten und dass dieses Ding zwischen seinen Beinen noch einem anderen Zweck diente als dem, Pipi zu machen.
»Nun, das dort drüben ist McAllans Tochter. Sie ist ein feines, ansehnliches Mädchen, Lucas. Sie würde jedem Mann eine gute Ehefrau sein.«
»Hässlich.«
»Ist Jenny mehr nach deinem Geschmack?«
»Sie flucht.«
»Es sind Landmädchen, Himmel noch mal, keine vornehmen Damen. Sieh dir Biddy an. Sieh, wie nett sie sich um dieses Kalb kümmert. Sie ist ein sanftes Geschöpf, Biddy, auch wenn sie schon ein bisschen in die Jahre gekommen ist.«
»Ein bisschen sehr«, sagte Lucas.
Walter legte seinem Sohn einen väterlichen Arm um die Schultern und zog ihn so nah an sich, dass er ihm ins Ohr flüstern konnte. »Es heißt, sie hat einen Schatz zwischen ihren Beinen versteckt, und sie soll recht wählerisch sein, wer ihn zu sehen bekommt.«
»Einen Schatz?«, fragte Lucas. »Was denn für einen Schatz?«
Walter zog ihn noch näher an sich und erläuterte ihm ein, zwei Details.
Lucas riss sich los. »Das ist ja ekelhaft!«
»Oh, Herrgott noch mal, Lucas!«, entfuhr es Mr. Fergusson. »Was willst
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