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Wiedersehen in den Highlands - Roman

Wiedersehen in den Highlands - Roman

Titel: Wiedersehen in den Highlands - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Stirling
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war geduldig, Brodie, viel zu geduldig mit dir und deiner Brut. Du bist sechs Monate – bald zwölf – mit der Pacht im Rückstand. Ich werde mich gar nicht erst auf eine Schlichtung einlassen. Du hast vor dem Amtsrichter keine Argumente vorzubringen, und du wirst einen schweren Stand haben. Wenn ich nicht am ersten November die vollständige Summe bezahlt bekomme, dann werde ich dich zum Schuldner erklären lassen, und du wirst auf einer Krankentrage aus diesem Cottage geschafft werden.«
    »Es sei denn, ich sterbe vorher«, rief ihm Matthew Brodie in Erinnerung.
    »Wenn das Gottes Wille ist«, sagte Hewitt, »dann soll es eben so sein. Aber wenn du nicht stirbst, dann wirst du in einem Armengrab beerdigt werden, deine Frau und deine Tochter werden ins Armenhaus kommen, und deinen großspurigen Söhnen wird nicht einmal ein Pott bleiben, in den sie pissen können. Und ihr habt es nicht besser verdient, du und dein selbstgefälliger Sohn, der sich für gut genug hält, meiner Tochter den Hof zu machen.«
    »Darum geht es also«, warf Janet ein, die dazugekommen war. »Tom soll bestraft werden.«
    Hewitt schnellte herum. »Nein, darum geht es nicht, Mädchen. Ich bin hier nicht der Halunke. Ich will, was mir zusteht, nicht mehr und nicht weniger, doch ich werde nicht länger warten, um es zu bekommen.« Er wandte sich wieder an Matthew. »Zwei Wochen noch, Brodie, zwei Wochen, und dann werde ich dich und deine Brut los sein, und Hawkshill wird an einen besseren Knecht der Erde verpachtet werden, als du es je gewesen bist.«
    »Sie haben uns verhungern lassen«, keuchte Matthew. »Sie haben uns Kalk versprochen, und Sie haben uns Saatgut versprochen, und wir haben keines von beidem bekommen.«
    »Ausreden werden dir jetzt auch nicht mehr helfen.«
    Der alte Mann versuchte vergeblich, sich höher zu stemmen, aber, gequält von einem Hustenanfall, taumelte er seitwärts aufs Bett und vergrub sein Gesicht im Kissen.
    Hewitt wandte sich zur Tür und rief ohne auch nur eine Spur Mitleid für seinen Pächter: »Zwei Wochen, Brodie, vierzehn Tage.« Dann stapfte er in den Hof, um sein Pferd zu finden und den Rückzug anzutreten, bevor einer der Jungen nach Hause gelaufen kam, um ihn zur Strecke zu bringen und ihm die Schuld an ihrem ganzen Unglück zu geben.
    Betsy konnte kaum glauben, dass Henry so unflätig fluchen oder sich so viele abscheuliche Strafen für den Flachsfabrikanten ausdenken konnte. Und vielleicht hätte Henry Brodie seine Drohungen sogar wahr gemacht, hätte sich eine Sense von dem Haken in der Scheune geschnappt und wäre losgeritten, um Neville Hewitt den Bauch aufzuschlitzen, wenn Tom ihn nicht aus dem Pferdestall gezerrt und an die Wand gedrückt, ihn angeschrien und mit den Fäusten auf ihn eingetrommelt hätte, während Betsy und Janet hilflos zusahen.
    Henry setzte sich nicht zur Wehr, und nach etwa einer Minute ließ Tom von ihm ab und lotste ihn zurück in den Pferdestall. Als sie eine halbe Stunde später wieder zum Vorschein kamen, ging Tom wortlos zurück zum langen Feld, und Henry kam bleich und zitternd ins Cottage.
    Noch immer äußerst erregt, lag der alte Mann jetzt ausgestreckt auf dem Bett. Er winkte Henry zu sich. Vater und Sohn vertieften sich in ein Gespräch. Janet richtete eine dicke Scheibe Brot mit Käse für Toms Essen her, wickelte sie in Papier und gab sie Betsy, damit sie ihm das Brot zusammen mit einer Kanne Bier aufs Feld brachte.
    Es war ein stiller, grauer Tag, der Himmel von Wolken verhangen. Jetzt, da die Bäume ihre Blätter abgeworfen hatten, konnte Betsy das Meer sehen. Einen Augenblick lang schien es ihr, als wäre es gar nicht das Meer, sondern Eis, und die Gipfel der Inseln vor der Küste bereits schneebedeckt, obwohl ihr Verstand ihr sagte, dass es nichts als eine Schicht kalter, weißer Wolken war.
    Als sie das Gatter des Feldes erreichte, rief sie Toms Namen.
    Mit angelegten Ellenbogen und gesenktem Kopf pflügte er einfach weiter und schenkte ihr keine Beachtung. Betsy lehnte sich auf den Pfosten des Gatters, bis Tom am Ende des Feldes die Pferde schließlich zügelte. Seine Arbeitsweise war äußerst sorgfältig, und er ließ sich keine Spur von Zorn anmerken, als hätte er sich damit abgefunden, dieses Feld oder ein anderes, ähnliches bis ans Ende seiner Tage zu pflügen.
    Er gab ihr ein Zeichen. Sie ging zu ihm und reichte ihm das Päckchen mit Brot und Käse und die Kanne mit Bier. Tom war mit Erde beschmiert, seine Stiefel lehmverkrustet, seine offenen

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