Wiedersehen in den Highlands - Roman
hörte sie Henry seufzen, und dann nahm er ihre Hand und küsste sie ohne jede Verlegenheit.
7
Falls Rose einen passenden Rahmen für eine himmlische Unterhaltung erwartet und Mrs. Prole eher etwas wie die letzten Tage von Gomorrha befürchtet hatte, wurden beide enttäuscht. Drennans kleine Versammlungshalle wurde nicht von glitzernden Kronleuchtern erhellt, sondern von einem Dutzend Wachskerzen, die auf einem Wagenrad steckten, das gefährlich dicht über den Köpfen der Tänzer baumelte, und es roch nicht nach Parfüm und Puder, sondern nach ranzigem Schweiß, vermischt mit dem Gestank des Schweinekobens, der bedauerlicherweise an die Außenwand der Halle angrenzte.
Auf einer kleinen, halbkreisförmigen Bühne fetteten drei Fiedler in fleckigen Hosen und Lederwesten ihre Bögen ein, während Mr. James Arbuthnot, hochgewachsen und gebeugt, die eifrigen Tanzschüler an der Tür zu seiner reisenden Akademie begrüßte und um Sixpence erleichterte.
Vor langer, langer Zeit einmal hatte der ehrwürdige Gentleman die Schritte der Allemande im Ballsaal von Copplestone House unterrichtet. Davor hatte er in Edinburgh als Lehrer in den Diensten mehrerer erwachsener Männer gestanden, die es hatten vermeiden wollen, bei königlichen Empfängen wie Tölpel herumzutrampeln. Seit jenen ruhmreichen Tagen war es mit Mr. Arbuthnot jedoch steil bergab gegangen. Inzwischen verdiente er seinen Lebensunterhalt, indem er durch die Lande reiste und »progressive« Tänze für eine Bauernschaft anbot, die nicht die Geduld hatte, komplizierte französische Schrittfolgen oder fade englische Formationen einzuüben, und jeden Tanz, ob Rund- oder Reihentanz, in ein wildes schottisches Stampfen verwandelte.
Rose betrat den Saal an Lucas Fergussons Arm, dicht gefolgt von Mrs. Prole, die nur einen halben Schritt hinter ihnen ging. Lucas trennte sich bereitwillig von einem Schilling, doch gleich darauf entbrannte ein kurzes Wortgefecht um das Eintrittsgeld für Anstandsdamen.
Es war lange her, seit Mr. Arbuthnot einer Anstandsdame begegnet war, und noch viel länger, seit ihm eine die Hölle heißgemacht hatte, aber angesichts all der jungen Burschen und Mädchen, die in dem engen Gang gleich dahinter laut wurden, ließ er die Frau unentgeltlich ein, jedoch nicht ohne die gemurmelte Warnung, nicht einen Fuß auf die Tanzfläche zu setzen, sonst würde er sie persönlich zu Boden ringen, um seine Unterrichtsgebühr aus ihr herauszuquetschen.
Mrs. Prole schmunzelte bei der Vorstellung, von dem älteren Tanzmeister zu Boden gerungen zu werden, aber er sprach in einem solch leisen und gewählten Ton, dass sie entschied, seine Drohung als Scherz aufzufassen. Sie klimperte kurz mit den Wimpern und winkte dann mit ihrer behandschuhten Hand ihre Schützlinge in den voll besetzten Saal.
Sie lotste die beiden zu einer der Holzbänke, die die Tanzfläche flankierten, und stauchte einen Haufen junger Rüpel zusammen, die verstohlen Whisky aus einer Lederflasche tranken. Die Rüpel traten weise den Rückzug an, und Mrs. Prole nahm die Bank in Beschlag.
Sie war die älteste Person im Raum, mit Ausnahme des Tanzmeisters und vielleicht eines der Fiedler. Eunice erkannte zwei oder drei Gesichter, ohne Namen mit ihnen verbinden zu können, und sie war entsetzt, wie vielen Mädchen und jungen Männern es gelungen war, sich Sixpence zu erbetteln oder zu borgen, um sich in diesem sinnlosen Zeitvertreib unterweisen zu lassen. Wo war die Armut, fragte sie sich, wo war das Elend, von dem man so viel hörte? Und warum musste Nevilles Ränke schmiedende Tochter eigentlich vor Fergussons unaufdringlichem Sohn geschützt werden?
Unaufdringlich war kein Wort, das Rose bei Lucas Fergusson in den Sinn kam. Er sah durchaus gepflegt aus, fast geschniegelt. Sein Vater hatte ihn groß herausgeputzt mit einem Frack, einer schmucken Weste und einem Paar brandneuer, sehr modischer spitzer Schuhe mit glänzenden Schnallen und mittelhohen Absätzen.
Sie konnte nicht eindeutig sagen, ob Lucas fasziniert von seinem neuen Schuhwerk war oder ob er irgendeinen unvermuteten Schaden in seinen Halsknochen hatte, denn er hatte den Kopf kaum von der Brust gehoben, seit er mit der Ponykutsche gekommen war, um sie abzuholen. Wenn Lucas keinen Blick für ihre Schönheit hatte, dann tröstete sie sich mit dem Gedanken, dass alle anderen Augen im Saal auf sie gerichtet waren, denn sie war nicht nur das hübscheste der anwesenden Mädchen, sondern auch das einzige, das ohne Einbildung von
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