Wiedersehen in den Highlands - Roman
sich behaupten konnte, eine Dame zu sein.
»Miss Hewitt.« Mr. Ogilvy machte eine höfliche Verbeugung. »Was für ein unerwartetes Vergnügen, Sie bei unserer bescheidenen Zusammenkunft zu sehen!«
Mrs. Prole hatte ihn nach ihrer kurzen Begegnung im Garten der Taverne nicht vergessen. Sie legte einen Arm um Rose’ Taille, als befürchtete sie, der nicht mehr ganz junge Mann könnte die Absicht haben, das Mädchen von der Bank zu zerren und über es herzufallen.
»Und wer sind Sie, bitte, Sir?«
Mr. Ogilvy rückte die Perücke zurecht, ein schlichtes Toupet mit kleinen Schläfenlocken. »Robert Ogilvy, Kohlenhändler, derzeit ansässig in Drennan.«
»Und wie sind Sie mit Miss Hewitt bekannt, wenn ich fragen darf?«
»Über einen gemeinsamen Freund«, antwortete Mr. Ogilvy nicht ganz so taktvoll, wie Rose es sich gewünscht hätte.
»Hat dieser ›gemeinsame Freund‹ auch einen Namen?«, erkundigte sich Mrs. Prole.
Es gelang Rose, recht unauffällig Mr. Ogilvys Blick einzufangen. Er räusperte sich. »Frye, Madame. Peter Frye.«
»Ist Mr. Frye heute Abend hier anwesend?«, erkundigte sich Rose.
»Er wird erwartet«, antwortete Mr. Ogilvy.
»Allein«, sagte Rose, »oder in Gesellschaft?«
»In Gesellschaft.«
»Doch nicht in Gesellschaft dieses Lumpen aus Crawfords Garten, will ich hoffen?«, fragte Mrs. Prole.
»Nein, Madame«, sagte Mr. Ogilvy. »Dieser Lump fährt wieder zur See.«
Mrs. Prole schüttelte verwirrt den Kopf. »Zur See?«
»Nach Irland«, erklärte Mr. Ogilvy. »Falls das der Lump ist, den Sie meinen?«
»Oh, für mich sind Sie alle Lumpen«, sagte Eunice Prole.
»Aber ein paar sind noch lumpiger als andere, oder?«, bemerkte Ogilvy augenzwinkernd, und dann schlenderte er davon, um an der Tür zu warten und Tom Brodie vor dem zu warnen, was ihn erwartete.
Tom sagte: »Sie hat nichts davon erwähnt, dass sie mit einem Partner daherkommt.«
»Was erwartest du denn von dem armen Mädchen?«, entgegnete Peter. »Ich nehme an, es war schon schwer genug für sie, über dieses minderbemittelte Hausmädchen eine Nachricht herauszuschmuggeln, auch ohne sich in kleinen Details zu verlieren.«
»Ich würde diese Haushälterin kein ›kleines Detail‹ nennen«, entgegnete Tom. »Und wer ist dieser Junge? Ist das Fergussons Sohn – oder irre ich mich?«
»Nein«, sagte Mr. Ogilvy, »du irrst dich nicht.«
»Gott, habt ihr seine Schuhe gesehen?«, brummte Tom. »Denkt er etwa, die Tanzschule in Drennan genießt das gleiche Prestige wie ein Ball in Edinburgh?«
»Denkt er überhaupt? Das ist doch die Frage«, warf Mr. Ogilvy ein.
Die Männer hingen an der Tür herum. Jetzt, da sie den Eintritt bezahlt hatten, konnten sie kommen und gehen, wie es ihnen beliebte.
Mr. Arbuthnot hatte die Innentür geschlossen, die Einnahmen sicher in einem Beutel in seiner Hosentasche verstaut und sich dann klimpernd in die Mitte des Saals begeben, wo er jetzt eifrig damit beschäftigt war, den ersten Tanz des Abends zu organisieren, einen langen Reihentanz für beliebig viele Teilnehmer, der alle bis auf die Schüchternsten auf die Tanzfläche locken und den ersten zahlloser Flirts des Abends auslösen würde.
Der Lehrer führte ein paar einfache Schritte vor, erst für die Herren, dann für die Damen, und während die Fiedler The Lads o’ Dunse anstimmten, schnappte er sich ein verdutztes Mädchen und wirbelte es der Länge nach durch den Saal, während die Schüler jubelten und applaudierten. Er brach ab und löste sich äußerst elegant von der Kleinen, dann stellte er rasch vier lange Reihen zusammen und gab mit über dem Kopf erhobenen Händen den Fiedlern ein Zeichen, im Takt einzusetzen.
»Wo ist sie?«, fragte Tom, der sich auf die Zehenspitzen erhoben hatte. »Ist sie in der Reihe?«
»Nein«, sagte Mr. Ogilvy. »Sieh doch, sie sitzt noch immer auf der Bank!«
»Was ist denn los mit diesem lendenlahmen Fergusson?«, knurrte Tom. »Hat er keinen Mumm in den Knochen? Wie kann er denn stocksteif dort herumsitzen, wenn die Musik aufspielt? Nun, verdammt, wenn er nicht den ersten Schritt tut, dann werde ich es tun.«
»Warte.« Peter Frye hielt seinen Freund am Arm zurück. »Eile mit Weile, Mann! Die Medusa wird dich erschlagen, wenn du Hals über Kopf auf ihren Schützling zustürzt.«
Mit seinem Vater auf dem Sterbebett und der drohenden Zwangsräumung hatte Tom der Sinn nicht danach gestanden, zur Tanzschule zu gehen – das heißt, bis Rose ihr Hausmädchen überredet hatte, Peter Frye in
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