Wiedersehen in den Highlands - Roman
drehen«, erwiderte Tom.
Janet schnaubte. »Und sieh, wohin uns das gebracht hat!«
»Wir wären fast verhungert«, sagte Agnes.
Die Jungen und Janet starrten ihre Mutter an, die sich, so Betsys Vermutung, selten beklagt hatte, als ihr Mann noch am Leben gewesen war.
»Gibst du etwa mir die Schuld daran, Mammy?«, fragte Tom.
»Ich gebe niemandem von euch die Schuld«, erwiderte Agnes Brodie.
»Daddy kannst du wohl kaum die Schuld geben«, bemerkte Tom.
»Ach, nein?«, sagte Agnes.
»Was hätte er deiner Ansicht nach denn noch tun sollen?«, wandte Henry ein. »Er hat härter gearbeitet als jeder Mann in Ayrshire, um uns vor dem Untergang zu bewahren.«
»Und trotzdem ist er verschuldet gestorben«, beharrte Agnes.
»Das wäre er nicht, wenn Hewitt sich an seinen Teil der Abmachung gehalten hätte«, widersprach Tom, »und wenn er nicht krank geworden wäre.«
»Gib Mr. Hewitt die Schuld oder der Krankheit«, sagte Agnes Brodie. »Gib dem fauligen Boden und dem schlechten Wetter die Schuld oder dem schadhaften Saatgut. Gib den hohen Preisen die Schuld und allem, was dir sonst noch einfällt. Es bleibt dabei, euer Vater hat eine schlechte Abmachung getroffen, und stur wie der alte Narr war, wollte er lieber seinen Teil einhalten als zugeben, dass er sich getäuscht hatte. Es war nicht die Krankheit, die meinen Matthew in den Ruin getrieben hat, und auch nicht Toms Unfug. Es war der Stolz eures Daddys, sein verbissener Stolz. Er dachte, sein Wille wäre Gottes Wille und dass Gott der Herr ihn irgendwie dafür belohnen würde.«
»Oh, Mammy«, protestierte Janet. »Wie kannst du so etwas sagen? Ich dachte, du hättest ihn geliebt!«
»Das habe ich ja auch«, antwortete Agnes. »Ich habe ihn geliebt, trotz seiner Schwächen. Und er hatte ja auch Tugenden, etliche Tugenden. Aber noch mehr hätte ich ihn geliebt, wenn er einmal, ein einziges Mal nur, zugegeben hätte, dass er sich vielleicht täuschte. Ich habe ihm stets jede Bitte erfüllt, doch was nützen uns diese Loyalität oder Liebe jetzt noch?«
»Hartherzig«, sagte Tom. »Gott, was bist du hartherzig!«
Agnes rutschte mit dem Stuhl vor, streckte eine Hand aus und rührte in den Guineen, die Henry auf dem Tisch hatte liegen lassen. »Seht euch bloß diese ganzen Münzen an! Jetzt geht es uns besser, als es uns je ging, als Matthew noch bei uns war.«
»Aye, es ist traurig, dass Daddy das nicht mehr erleben durfte«, sagte Janet.
»Und noch trauriger zu begreifen, dass er selbst beim Scheitern gescheitert ist«, entgegnete Agnes. »Behalte, was du für das Saatgut brauchst, Henry, und leg den Rest in die Kasse und gib sie mir!«
»Dir?«, wunderte sich Tom. »Was willst du denn damit?«
»Ich werde das Geld sicher verwahren«, versprach Agnes.
»Vor Einbrechern?«, fragte Janet.
»Vor euch allen«, sagte Agnes Brodie.
Ihr Vater kam um kurz nach acht nach Hause, durchgefroren und mit wund gelaufenen Füßen und einer fürchterlichen Laune. Der Frost hatte die Wagenspuren auf der Straße nach Glasson verhärtet und die Zollschranke mit einer dünnen Eisschicht überzogen, und seine Stute war so schlimm gestrauchelt und geschlittert, dass er gezwungen gewesen war, abzusteigen und sie die letzten paar Meilen zu Fuß bis zum Stall zu führen.
Rose öffnete die Tür und half ihm aus dem Mantel.
»Abendessen«, rief er. »Eunice, wo bleibt mein Abendessen?« Er sah seine Tochter mürrisch an, als sie sich hinkniete, um ihm die Stiefel auszuziehen. »Wo ist Eunice?«
»Es geht ihr nicht gut«, sagte Rose. »Dr. Glendinning meint, es ist ein Anflug von Fieber und wird in ein, zwei Tagen vorüber sein.«
»Was?«, rief ihr Vater. »Eunice ist krank?«
Er stieß Rose beiseite und stapfte auf die Kammer der Haushälterin zu.
»Eunice, Eunice, meine Liebe, wo bist du?«
»Im großen Bett«, sagte Rose zu ihm, »in deinem Zimmer.«
Er stürzte durch die Diele ins Schlafzimmer und warf sich so ungestüm auf das Bett, dass das Feuer im Kamin verblüfft eine Rauchwolke ausstieß und alle Gläser klirrten.
Auf ein Kissen aufgestützt, saß Eunice da, was, wie Rose fand, ein Glück war, denn sonst hätte ihr Papa sie womöglich noch erstickt. Er ließ die Beine aus dem Bett baumeln, damit die Stiefel nicht das Bettzeug verschmutzten, robbte auf dem Bauch zu der Patientin und schlang die Arme um Eunice.
»Mein allerliebster Schatz«, stöhnte er. »Verlass mich nicht! Bitte, ich flehe dich an, lass mich nicht im Stich!«
» Lak «, sagte Mrs. Prole und
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