Wiedersehen in den Highlands - Roman
hören«, sagte Peter. »Ich weiß nicht, was über sie gekommen ist.«
»Nun, das ist jetzt alles Schnee von gestern, Peter.« Tom sah grinsend auf. »Ich habe mich losgekauft.«
»Losgekauft?«, schaltete sich Mr. Ogilvy ein. »Wie das denn?«
»Bar auf die Hand.«
»Hast du sie in ihrem Laden aufgesucht?«, fragte Peter.
»Natürlich. Für mich war klar, dass die alte Hexe nur auf eine Handvoll Silber aus war, damit sie den Mund hält.« Tom sah schmunzelnd zwischen den beiden hin und her. »Wir werden nichts mehr von Tassie Landles hören, nehme ich an.«
»Nun«, sagte Peter, der offensichtlich um Worte verlegen war. »Nun, das – das ist ja wunderbar.«
»Ist er jetzt fort?«, murmelte Mr. Ogilvy. »Dein Vater, meine ich.«
»Fortgescheucht«, antwortete Tom und schlug dann mit einem etwas zu lauten Lachen mit der Faust auf den Tisch, um seine Junggesellen-Brüder zur Ordnung zu rufen.
Ob es eine unerwartete Folge des nachlassenden Fiebers oder eher der spontanen Bekundung gegenseitiger Zuneigung war, die sie am Abend zuvor mit angesehen hatte, vermochte Rose nicht zu sagen, aber jetzt wurde kein falscher Anstand mehr gewahrt. Zu ihrer Verwunderung sprang ihr Papa nicht einmal mit einem Räuspern aus dem Bett, als sie an Dorothys Stelle den Morgentee hereinbrachte. Mrs. Prole, noch immer schwach und mit verquollenen Augen, reckte lediglich den Kopf ein klein wenig unter dem Arm ihres Arbeitgebers hervor und murmelte irgendetwas Unverständliches, das ein Gruß oder, vermutlich eher, eine Anweisung bezüglich des Frühstücks sein konnte.
Papa aß Toast mit Speck an einem Kartentisch im großen Schlafzimmer und verwöhnte Eunice Prole mit kleinen Leckerbissen von seinem Teller. Offenbar ging es ihr besser, wenn auch nicht viel. Nachdem Neville zur Manufaktur aufgebrochen war und Rose ihr die Medizin verabreicht hatte, rollte Mrs. Prole sich auf die Seite und schlief wieder ein.
Rose spülte das Frühstücksgeschirr in einem Bottich mit warmem Wasser, schrubbte die Töpfe mit einer Hand voll Sand und gab noch etwas Wasser zu der Hammelfleischsuppe, die gewiss noch einen Tag länger reichen würde, auch wenn sie schon steinhart im Topf klebte. Als das erledigt war, ging sie den Inhalt der Speisekammer durch und notierte alle Lebensmittel, die zur Neige gingen. Dabei war sie durchaus zufrieden mit sich.
Sie hatte nicht das Bedürfnis, sich auf dem Dachboden zu verstecken oder auf die Straße hinauszuschlüpfen. Tatsächlich graute ihr bei dem Gedanken, sich auf den Marktplatz zu wagen und womöglich wieder Tom Brodie über den Weg zu laufen. Rose wusste nicht, wie sie reagieren würde, wenn sie ihm erneut begegnen sollte. Wahrscheinlich würde sie hochnäsig seine Entschuldigungen mit einer raschen, ruckartigen Handbewegung abtun, als bedeutete er ihr gar nichts.
Rose trank Tee und knabberte einen Haferkeks anstelle eines Mittagessens und dachte an Tom, während sie durch das schmale Küchenfenster in den grauen Novembernebel hinausstarrte. Doch bevor die Melancholie sich ihrer allzu sehr bemächtigen konnte, sprang sie auf, band sich eine Schürze um, schnappte sich den eisernen Eimer, Kehrschaufel und Handfeger und ging in Richtung Salon, um den Kamin zu reinigen.
Sie war noch nicht weiter als bis zur Diele gekommen, als ein zögerliches Klopfen an der Haustür sie innehalten ließ.
Kurz überlegte sie, dann dachte sie, es könnte Loon sein, der Neuigkeiten von Dorothy brachte. Sie stellte den Eimer an der Treppe ab und öffnete, Kehrschaufel und Handfeger noch immer umklammernd, die Tür.
Von Lucas Fergussons keineswegs schlichter Sonntagskleidung war nur noch der hohe Hut mit der schicken Krempe geblieben, den er nicht abnahm – oder nicht abnehmen konnte. In einer Hand hielt er ein großes Stück Rindfleisch, das blutig triefend und in Gaze gewickelt war, und in der anderen eine Lauch-Hafer-Pastete.
»Miss Hewitt«, sagte er steif. »Guten Tag.«
»Guten Tag, Mr. Fergusson«, antwortete Rose, während sie vergeblich versuchte, Kehrschaufel und Handfeger, die sie nicht abgelegt hatte, hinter dem Rücken zu verstecken. »Was führt Sie zu uns?«
Lucas streckte beide Arme aus, als wollte er Rose umarmen. »Das hier.«
Das Stück Rindfleisch wackelte in seiner Hand und wäre vielleicht zu Boden gefallen, wenn Rose nicht geistesgegenwärtig Kehrschaufel und Handfeger fallen gelassen und das Fleisch aufgefangen hätte.
»Was«, sagte sie, »ist das denn?«
»Geschenke.«
»Geschenke«,
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