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Wiedersehen in Harry's Bar

Wiedersehen in Harry's Bar

Titel: Wiedersehen in Harry's Bar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Schreiber
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Harry’s Bar geredet, als herbeiphantasierten Treffpunkt in einer Zukunft, mit der keiner von uns beiden je gerechnet hätte. Jetzt, da ich tatsächlich hier saß, hatte sich alles total verändert, und ich musste unaufhörlich daran denken, wie es wohl seinwürde, wenn sie tatsächlich hier auftauchte. Wenn nun die Nacht, die wir zusammen verbracht hatten, ein einmaliges Erlebnis gewesen war, eine mächtige aber unwiederholbare Mixtur aus Hormonen und Schießpulver, die sich kein zweites Mal herstellen ließ? Was hatten wir uns überhaupt zu sagen? Gab es überhaupt etwas zu sagen?
    » Signore? «
    Ich sprang auf und hob den Blick. Der Barkeeper sah mich an.
    »Wir schließen. Es ist spät.«
    Mein Blick wanderte zur Uhr über der Bar. Es war fünf vor elf. Das kam mir sehr früh vor, aber ich sah, dass die anderen Gäste bereits gegangen waren oder gerade ihre Mäntel und Schals anzogen, bezahlten, sich verabschiedeten und hinaus in die kalte venezianische Nacht gingen.
    »Darf ich vielleicht noch ein paar Minuten hierbleiben?«, fragte ich.
    »Sì«, seufzte er.
    Ich setzte mich, während die Kellner die Tische abwischten, die Gläser wegräumten und rings um mich die Lichter ausschalteten, klick, klick, klick. Inzwischen hatte sich die Bar völlig geleert. Der Barkeeper tauchte wieder vor mir auf. Er hatte bereits seinen Mantel an und machte auf einmal ein sehr ernstes Gesicht.
    »Signore, tut mir leid, aber wir müssen schließen.«
    »Okay.« Ich zog meine Brieftasche heraus, kramte die Visa-Karte für alle Fälle hervor und bezahlte. »Danke.«
    » Prego. « Der Kellner ließ mich raus und schloss die Tür hinter mir ab.
    Draußen regnete es jetzt noch stärker, der Wind blies mir ins Gesicht, und auf dem Gehweg am Kanal war niemandzu sehen. Ich musste an das denken, was ich über das langsam versinkende Venedig gelesen hatte. Überall schwappte die Lagune über die Treppenstufen und Türschwellen. Nicht weit vor mir sah ich jetzt zwei Männer auftauchen, als hätten sie die ganze Zeit auf mich gewartet. Es waren die beiden, die zuvor dort geraucht hatten und die ich nach dem Weg gefragt hatte.
    »Du hast es also gefunden«, sagte einer von ihnen.
    »Was?«
    »Deine kleine Touristenfalle.«
    Ich drehte mich um und ging in die andere Richtung, als plötzlich ein anderer Mann mit rasiertem Schädel mir den Weg versperrte. Er warf den beiden Kerlen hinter mir einen kurzen Blick zu. Der Glatzkopf war jung, trug Jeans und eine glänzende, wattierte, schwarze Jacke, die aussah, als sei sie aus lauter Designer-Abfalltüten zusammengenäht. Im nächsten Augenblick spürte ich etwas Kaltes und Hartes im Nacken. Von hinten kam ein Geruch nach Knoblauch und Zigaretten, gemischt mit einem aufdringlichen Parfum. Eine Hand packte meine Schulter und rammte mich so fest mit dem Gesicht gegen die Hauswand, dass ich spürte, wie meine Schneidezähne über die Mauer kratzten, ehe ich auf dem Boden aufschlug. In meiner linken Gesichtshälfte flammte ein greller Schmerz auf, und ich schmeckte Blut im Mund, salzig und ganz frisch, während fremde Finger in meine Gesäßtasche griffen und die Brieftasche herausrissen.
    »Nehmt euch, was ihr wollt«, sagte ich und fuhr mit der Zunge über den abgesplitterten Zahn. »Einfach nur –«
    »Wo ist sie?«
    »Was?«, sagte ich. »Wer denn?«
    Dann schrie einer der Männer laut auf.
    Ich hörte Schuhe über mir poltern und schlurfen, eine Reihe von kurzen, brutalen, dumpfen Schlägen, als würde ein mit Kleingeld gefüllter Handschuh gegen Muskelfleisch prallen. Jemand stöhnte auf, wankte ein paar Meter, fiel hin, dann entfernten sich schnelle Schritte in der Gasse und durch die Pfützen, und dann war alles still, bis auf den Regen.
    »Wie ich sehe, kannst du immer noch nicht kämpfen.«
    Ich hob vorsichtig den Blick.
    Vor mir in der kleinen Gasse stand Gobi, die Hände in die Hüften gestemmt. Zwei der Männer lagen lang ausgestreckt zu ihren Füßen. Einen Augenblick wusste ich nicht genau, ob das, was ich da sah, die Wirklichkeit war oder bloß das verspätete Resultat eines Schädeltraumas.
    Sie trug eine kurze Lederjacke mit vielen Schnallen und einen elastischen schwarzen Mikro-Rock, zerrissene schwarze Strümpfe und fette, klobige Springerstiefel. Ihr Haar war gefärbt und kurz über den Schultern abgeschnitten.
    »Wie hast du mich gefunden?«, wollte ich wissen.
    »Perry.« Sie schüttelte den Kopf. »Du siehst nicht so gut aus.«
    »Tja, weißt du, ich hätte dich gut

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