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Wiedersehen in Harry's Bar

Wiedersehen in Harry's Bar

Titel: Wiedersehen in Harry's Bar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Schreiber
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spürte, wie meine Knie sich in Pudding verwandelten und ich das Gleichgewicht verlor. Irgendwo links von mir kippte ein hohes Regal mit Hanteln um, donnerte auf den Boden und mehrere hundert Kilo an Gewichten rollten auf das Loch im Boden zu, das zehn Sekunden vorher noch nicht dort gewesen war. Wer auch immer dort unten sein mochte, ich hoffte, dass ihm die Gewichte direkt auf den Kopf fielen.
    RUMMS! Eine dritte Explosion, und ganz Europa hüpfte in die Luft und schüttelte sich wie ein nasser Hund. Als ich wieder geradeaus sehen konnte, erblickte ich Gobi und Erich, die sich links und rechts des Loches in der Wand postiert hatten, dessen Ränder immer noch wie ein brennender Reifen im Zirkus loderten, durch den jeden Augenblick eine ganze Reihe Königstiger springen würde. Wie abgesprochen schwenkten beide herum und fingen an,schräg nach unten auf die Straße zu ballern. Ich hatte die beiden miteinander trainieren, aber ich hatte sie noch nicht gemeinsam kämpfen sehen. Es war, als würde man einem Soldaten und seinem Schatten dabei zusehen, wie sie genau abgezirkelte, präzise, fast schon choreographierte, Bewegungen ausführten. Ich wusste nicht, ob mich das eher beruhigte, oder ob ich neidisch war.
    Nachdem er das erste Magazin geleert hatte, ging Erich wieder in Deckung, um nachzuladen und sich eine Maschinenpistole über die Schulter zu streifen; ich sah Gobi vortreten und weitere dreißig Schuss in die Dunkelheit abfeuern. Ein oder zwei Sekunden war alles unheimlich und ohrenbetäubend still. Ich konnte niemanden dort unten sehen, aber wer es auch sein mochte, er schien von dem Gegenangriff nicht groß beeindruckt zu sein, denn jetzt folgte der dritte Granatenbeschuss, heftiger noch als die ersten beiden. Über mir hörte ich das Kreischen klirrenden Metalls, als die Decke über Erichs schimmernder Sammlung von Samuraischwertern und -masken nachgab.
    Gobi warf mir einen Mantel zu. »Wir verduften«, rief sie, während Erich seinen Posten an der Wand einnahm.
    »Wozu brauche ich einen –«
    »Er ist feuerabweisend.«
    Ich stieß die Arme in die Ärmelöffnungen. »Wo gehen wir hin?«
    »Runter.«
    » Was? «
    Sie packte mich am Kragen, und wir sprangen durch das Loch im Boden. Die sechs Meter verwandelten die Schwerkraft in einen Autozusammenstoß, und wir krachten mit den Füßen zuerst in den alten Weinladen, in dem es bereitsbrannte; überall zersplitterten leere Glasflaschen und Holzregale. Voller Panik richtete ich mich auf, atmete dichten Rauch ein, beugte mich nach vorne und hatte auf einmal vergessen, wie man richtig atmete, lief oder auch nur dachte.
    » Idiot! «, rief Gobi. Aus ihrem Mund klang das Wort wie ein aufregender neuer Energy-Drink, etwas, das zu gleichen Teilen aus Taurin und extremem Verdruss gemischt wird. »Wo willst du hin?« Sie packte meinen Arm und zerrte mich nach vorne, ich stolperte durch Schutt und Glas. Durch den Rauch sah ich nichts anderes als die Mündungsblitze automatischer Feuerwaffen zwischen zerbrochenen Flaschen, wie ein Garten voller exotischer orangefarbener und roter Blumen.
    Wir fielen rückwärts durch ein Loch in der Wand und landeten hustend und würgend auf nassem Asphalt.
    »Los, weiter.«
    Benommen vom Rauch blickte ich auf das brennende Skelett der Ladenfassade und merkte, dass ich fast ohnmächtig wurde. »Was ist mit Erich?«
    »Der kommt schon klar.«
    Es hörte sich nicht so an, als glaubte sie selbst daran.
    Nicht ohnmächtig werden, ermahnte ich mich. Einfach durchhalten.
    Ich versuchte etwas zu sagen, dann wurde die Welt rings um mich schwarz.

32
    »Wake Up«
    – Rage Against the Machine
    »Ich bin hier.« Ich hob ängstlich den Kopf. »Du musst mich nicht dauernd schlagen.«
    »Es ist die Innenseite der Autotür.« Gobis Stimme waberte von irgendwo jenseits von Zeit und Raum heran. »Du haust selbst mit dem Gesicht dagegen.«
    »Aha.« Mein Kopf wurde sofort klar wie eine beschlagene Windschutzscheibe nach dem Anschalten des Gebläses. Ich war nicht direkt bewusstlos gewesen, eher deaktiviert, eine Kombination aus Kohlenmonoxid und einem leicht erhöhten Realitätsempfinden, eine Art psychologische Höhenkrankheit. Ich stellte fest, dass wir uns wieder in einem dieser kleinen Zermatt-Taxis befanden, das mit hundert Sachen durch die Hauptstraße bretterte, nur dass jetzt Gobi am Steuer saß.
    »Wie haben die uns gefunden?«
    »Frage der Zeit.«
    »Warte mal – du fährst Auto? «
    »Ich kann fahren.«
    Falls das stimmte, dann nur in einem

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