Wiedersehen in Stormy Meadows
Jahren.«
»Ja, ich weiß, und jetzt endlich höre ich auf dich.«
»Na, Gott sei Dank.«
»Das heißt, du glaubst, das ist die richtige Entscheidung?«
»Ich weiß, dass es die richtige Entscheidung ist«, versichere ich ihr, werfe die Brausetabletten in ein Glas Wasser und reiche es ihr.
Petra wartet, bis sie sich aufgelöst haben, und kippt das weiße Gebräu dann in einem Zug herunter. Angewidert verzieht sie das Gesicht.
»Ich weiß, dass es mir nicht zusteht, mich einzumischen«, rede ich weiter, »und normalerweise würde ich das auch nicht tun, aber ich finde, Peter ist ein solches Quadratarschloch, dass ich Freudentänze aufführen werde, wenn du ihn endlich in die Wüste schickst.«
»Im Ernst?«
»Ja. Du weißt, dass ich dir niemals vorschreiben würde, was du tun sollst, Pet, aber wenn ich dir eine gute Freundin sein soll, muss ich es einfach sagen: Sieh zu, dass du ihn loswirst.«
Sie nickt nachdenklich. »Das heißt, eine gute Freundin zeichnet sich dadurch aus, dass sie ihrer guten Freundin auch Sachen sagt, die diese im Moment wahrscheinlich eher nicht hören will?«
»Jaa«, antworte ich langsam.
»Wenn das so ist – darf ich dir dann auch was sagen?«
»Klar.«
»Connor mag dich, Nat, das ist überhaupt nicht zu übersehen. Und je länger ich darüber nachdenke, desto deutlicher wird mir, dass du ihn auch magst. Du hast es ja selbst eben so gut wie zugegeben. Jede Frau, die einen Mann wie Connor Blythe an ihrer Seite hat, kann sich mehr als glücklich schätzen. Versteh mich nicht falsch, Rob war ein ganz wunderbarer Mann, und ich weiß, dass du das Gefühl hast, es sei noch zu früh für einen anderen. Aber lass ihn doch wenigstens an deinem Leben teilhaben, Nattie. Wir alle brauchen so viele gute Freunde, wie wir nur kriegen können, aber leider wachsen die nicht auf Bäumen … Natürlich weißt nur du allein, wann du wieder so weit bist – und ob überhaupt jemals –, aber bitte, Nattie, lass die Chance mit Connor nicht einfach so verstreichen. Versprich mir, dass du drüber nachdenken wirst, ja? Du sollst gar nichts machen – nur nachdenken.«
Petra hat mich gebeten, nachzudenken. Dabei habe ich doch genau das in den letzten Wochen im Übermaß getan. Und doch hat sie recht. Sie hat etwas gesehen und benannt, was ich seit dem Picknick ahne, aber zu verdrängen versuche.
Connor.
Ich will ihn. Will mit ihm zusammen sein, Zeit mit ihm verbringen, mit ihm reden, mit ihm lachen. Ja, ich stelle mir sogar vor, wie es wäre, mit ihm zu schlafen, seine nackte Haut auf meiner, ihn in mir zu spüren. Und sofort bekomme ich wieder ein schlechtes Gewissen.
Lieber Rob,
ich habe einen Mann kennengelernt, von dem ich glaube, dass ich ihn lieben könnte. Es fühlt sich verdammt seltsam an, dir das zu erzählen – schließlich bist du mein Mann, und ich liebe dich immer noch. Aber ich hoffe, du verstehst mich.
Verzeih mir, Rob. Ich darf diese Gefühle nicht haben. Oder doch?
Manchmal wünschte ich, du wärst nicht so verdammt perfekt gewesen. Wie soll ich bloß jemals darüber hinwegkommen? Wenn es doch nur irgendetwas gäbe, wofür ich dich hassen könnte, irgendetwas, das mich zur Weißglut brächte, irgendetwas, das mich davon ablenken würde, wie sehr ich dich vermisse.
Wäre es überhaupt fair, mit Connor eine Beziehung einzugehen, solange du noch so viel Raum in meinem Herzen einnimmst? Hätte er nicht immer das Gefühl, an zweiter Stelle zu stehen? Und empfinde ich wirklich so für ihn, wie ich glaube – oder kommt das bloß daher, dass ich mich einsam fühle?
Du bist mein bester Freund, Rob, und ich weiß, du willst, dass ich glücklich werde. Es ist Quatsch, mir das Glück mit einem anderen Mann zu versagen. Du würdest das nicht wollen. Wenn du hier wärst, würdest du mich ermuntern, die Gelegenheit beim Schopf zu packen. Jede Gelegenheit auf Glück mit beiden Händen beim Schopf zu packen.
Und ich glaube, dass er mich glücklich machen könnte, Rob.
Ja, ich glaube sogar, dass ich ihn lieben könnte.
Ich mache einen Spaziergang zu meinem Lieblingsplatz und stecke den Brief in den Schlitz zwischen den Felsen. Wie immer, wenn ich das tue, geht es mir danach ein klein wenig besser. Als würde ich mit jedem Brief ein Stück meiner Trauer wegschicken. Dieses Mal habe ich außerdem das Gefühl, mich durch Beichte erleichtert zu haben.
Ich verweile dieses Mal nicht lange und spaziere schon bald über den Küstenweg zurück. Genieße den kühlen Wind im Gesicht, das Kreischen
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