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Wiedersehen in Stormy Meadows

Wiedersehen in Stormy Meadows

Titel: Wiedersehen in Stormy Meadows Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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geteiltes Leid ist halbes Leid.«
    Laura nimmt den Stift und klopft damit auf dem Kassenbuch herum.
    »Ich bin nicht blind, Laura, und ich hole jeden Morgen die Post rein.«
    »Okay«, seufzt sie. »Okay. Schlicht gesagt: Die Ausgaben übersteigen die Einnahmen. Und es kommen immer mehr Rechnungen.« Sie nimmt den Stapel Papier neben sich in die Hand und geht ihn durch. »Gas, Strom, Wasser, Gemeindesteuer, Hufschmied, Tierarzt, Versicherungen, Werkstatt … alle noch nicht bezahlt. Wobei irgendjemand« – sie zeigt auf die Rechnung vom Futterhändler und sieht mich vorwurfsvoll an – »diese Rechnung wohl eigenmächtig beglichen hat.«
    Entschuldigend lächle ich sie an. »Ich weiß, dass das in deinen Augen eine Einmischung ist, aber du willst ja partout nichts dafür haben, dass wir hier wohnen und uns durchfuttern.«
    »Schon gut.« Sie hebt die Hände. »Das Thema hatten wir schon. Ich werde dich nicht noch mal deswegen ins Gebet nehmen.« Sie versucht, streng zu gucken. Vergeblich. »Wenn ich ganz ehrlich bin, Nat, bin ich heilfroh, dass du das getan hast. Das war die Rechnung, die mich am meisten belastet hat. Ein halbes Jahr habe ich ihn nicht bezahlen können, er hat nur deshalb noch geliefert, weil wir alte Freunde sind, aber so langsam war auch er mit seiner Geduld am Ende. Früher hat das Geld gereicht, aber seit letztem Jahr geht einfach alles schief. Erst ist die Heizungsanlage kaputtgegangen, dann musste das Stalldach gemacht werden, weil es überall reinregnete.« Sie schüttelt den Kopf und lacht bitter auf. »Und dann kam die Maul- und Klauenseuche. Da hat man uns den gesamten Viehbestand weggenommen, Nat. Da hatte ich noch Schafe, wusstest du das? Ersetzt habe ich dann nur die Kühe, weil ich für Schafe kein Geld mehr hatte. Ich habe alles verkauft, was sich verkaufen ließ, aber ich habe nichts, das besonders viel bringen würde. Das Bild in deinem Zimmer …«
    »Der Wasserfall?«
    Sie nickt. »Tut mir leid. Ich weiß, wie sehr du daran hingst, aber ich war völlig verzweifelt, und es war der einzige Wertgegenstand im Haus. Ich habe ein paar Tausend Pfund dafür bekommen, und damit bin ich eine Weile über die Runden gekommen, aber dann war ich gezwungen, noch eine Hypothek auf das Haus aufzunehmen. Und darum habe ich auch den Dachboden ausgebaut. Ich wollte Fremdenzimmer vermieten, wirklich, ich habe alles versucht …«
    »Warum hast du mir denn nicht gesagt, was los war? Ich hätte dir doch geholfen.«
    »Nat, falls es deiner Aufmerksamkeit entgangen sein sollte: Wir haben in den letzten sechzehn Jahren nicht gerade ein inniges Verhältnis gepflegt. Hättest du mir denn gesagt, wenn du Hilfe gebraucht hättest?«
    Ich antworte nicht.
    »Siehst du.« Sie versteht mein Schweigen als ein Nein.
    »Und die Hypothek? Bekommst du deswegen so viel Post von der Bank?«
    Sie wirft mir einen scharfen Blick zu. »Dir entgeht wohl gar nichts, was?«
    »Ich bin Journalistin«, entgegne ich sachlich. »Im Moment nicht gerade die beste, aber meine Beobachtungsgabe ist mir erhalten geblieben.«
    Laura reibt sich die müden Augen. »Es ist nur eine kleine Hypothek, und trotzdem fällt es mir schwer, meinen Verpflichtungen nachzukommen. Im Moment bin ich vier Monate hinterher mit den Raten. Die Bank droht mit Zwangsversteigerung.«
    »Ich kann dir helfen.«
    Laura springt förmlich von ihrem Stuhl auf.
    »Siehst du, und genau deswegen habe ich dir nichts davon erzählt!«, herrscht sie mich an. »Ich will nicht, dass du meinst, mir aus der Patsche helfen zu müssen.«
    »Ich meine nicht, das zu müssen – aber ich möchte gerne.«
    »Schön. Das möchte ich aber nicht«, wehrt sie stur ab.
    »Aber –«
    »Kein Aber, Nattie. Lass es bitte!« Und dann, etwas sanfter: »Es ist ja nicht so, dass ich dir für dein Angebot nicht dankbar wäre, aber es nützt doch nichts. Ich muss selbst eine Lösung finden. Das verstehst du doch, oder?«
    Ich nicke. »Okay. Wenn du wirklich willst, halte ich mich jetzt erst mal da raus. Aber würdest du mir bitte einen Gefallen tun?«
    »Wenn ich kann.«
    »Geh ins Bett.«
    »Das geht nicht, ich muss das hier noch fertig machen …«
    »Bitte, lass mich dir wenigstens damit helfen. Morgen.«
    Sie zögert, gibt dann aber nach. »Okay. Du hast ja recht. Ich bin wirklich müde. Wahrscheinlich könnte ich im Moment nicht mal zwei und zwei zusammenzählen. Ist wohl das Beste, es bis morgen ruhen zu lassen. Jetzt bringt das überhaupt nichts mehr.«
    Ich reiche ihr die Hand und

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