Wiedersehen in Stormy Meadows
mich an sich. »Wenn er doch jetzt bloß hier sein und dich sehen könnte.«
»Wenn sie doch beide bloß jetzt hier sein könnten. Ach, wenn Rob doch bloß Dad hätte kennenlernen können. Sie wären prima miteinander ausgekommen, meinst du nicht auch?«
»Sie wären ein Herz und eine Seele gewesen. Wahrscheinlich hätten wir sie nie zu Gesicht bekommen, weil sie ständig zusammen Golf gespielt oder geangelt hätten oder was Männer angeblich sonst noch so wahnsinnig gerne tun.«
»Dad hat doch nie Golf gespielt?«
»Stimmt, aber er hat immer davon geredet, dass er es gerne tun würde, wenn er die Zeit und das Geld dafür hätte.«
»Das ist ja witzig. Das hat Rob auch immer gesagt. Er hat mich oft an Dad erinnert mit dem, was er sagte oder wie er sich gab.«
»Nicht umsonst heißt es, Frauen würden in ihrem Partner ihren Vater suchen – und dein Vater war ein guter Mann, Natalie. Ein sehr guter Mann.«
»Einer der besten«, stimme ich zu.
Laura drückt mich fester an sich und schlingt auch noch den zweiten Arm um mich. Ich lege den Kopf auf ihre Schulter.
»Weißt du was? Ich glaube, das ist der Grund dafür, dass ich einen verheirateten Geliebten habe. Ich habe meinen Mann nicht verloren, weil wir uns nicht mehr liebten. Er wurde mir weggenommen, einfach so. Ich liebe Eddie immer noch, und ich werde ihn immer lieben. Und das macht es mir schwer, mich auf einen anderen Mann einzulassen. Ich weiß, dass meine Beziehung zu Charles für die meisten alles andere als ideal ist, aber mir passt sie gut. Selbst nach all den Jahren habe ich das Gefühl, ihm nur einen Teil von mir geben zu können – aber weil er verheiratet ist, will er auch gar nicht mehr.«
Gebannt höre ich Laura zu, wie sie sich mir anvertraut. Wir sind ganz eng beieinander und atmen sogar im gleichen Rhythmus. Sie hat sich wirklich verändert im Laufe der Jahre. Das war wohl nicht zu vermeiden. Mit der Zeit ändert sich eben alles.
Fast kommt es mir vor, als würde ich Laura Dunne jetzt zum ersten Mal begegnen. Ich mag diese neue Laura. Ich bin gerne mit ihr zusammen. Sie ist – wie so viele ihrer Freunde hier mir bereits bestätigt haben – ein guter Mensch.
Nach einer schlaflosen Nacht beschließe ich um sechs Uhr, aufzustehen und meine Mutter mit einem englischen Frühstück zu überraschen.
Ich habe gerade mal geschafft, eine Kanne Tee zu machen, als ich ein Auto in den Hof fahren höre. Es ist Petra. Ich öffne ihr die Tür.
»Morgen«, brummt sie und läuft an mir vorbei. Sie hat sich umgezogen und trägt jetzt bordeauxrote Wollhosen, wunderschöne Lederstiefel, einen grauen Kaschmirpullover und eine Fliegerjacke mit Pelzkragen. Sie sieht aus, als sei sie einer Reklame für Ralph Laurens Winterkollektion entsprungen.
»Was ist mit deinem Minirock passiert?«, erkundige ich mich staunend.
»Das hier hatte ich im Auto liegen, für alle Fälle.«
»Gleich neben der Zahnbürste, den Lockenwicklern und deinen Schminksachen für alle Fälle?«, necke ich sie.
Doch Petra lacht nicht. Sie seufzt, setzt sich an den Küchentisch und schenkt sich eine Tasse Tee mit Milch und Zucker ein. Dann rührt sie um, trinkt aber keinen Schluck, sondern starrt nur sauertöpfisch drein.
»Und, wie lief’s mit Connor?«, frage ich schließlich, als mir klar wird, dass sie nicht ungefragt mit Informationen herausrücken wird.
»Er war der perfekte Gentleman«, sagt sie, ohne mich anzusehen.
»Schön.«
»Ja.« Sie seufzt noch einmal und sieht mich dann enttäuscht an. »Ich habe ihm reichlich Alkohol zu trinken gegeben, und als ich dann sagte, ich hätte auch zu viel getrunken, um noch Auto fahren zu können, schlug er vor, dass wir dort übernachten – und dann hat er zwei Zimmer gebucht. Zwei Zimmer «, wiederholt sie bitter. »Stimmt irgendwas mit mir nicht, Nat? Bin ich so hässlich? Ich meine, ich servier mich dem Mann quasi auf dem Silbertablett, und er will mich nicht? Vielleicht war das genau das Problem, vielleicht habe ich zu stark gewirkt, manche Männer mögen keine starken Frauen. Wollen lieber Jäger sein als Gejagter. Vielleicht war das mein Fehler. Connor ist ja schon ein ziemlicher Macho, oder? Vielleicht hätte ich mich mehr zieren und ihm die Initiative überlassen sollen. Andererseits habe ich das Gefühl, dass dann auch nichts passiert wäre. Ach, ich weiß auch nicht, Nattie. Was würdest du denn machen? Wie stelle ich es mit Connor richtig an?«
Ich zögere lange, bevor ich antworte. »Ich weiß nicht, was du mit
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