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Wiedersehen in Stormy Meadows

Wiedersehen in Stormy Meadows

Titel: Wiedersehen in Stormy Meadows Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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Bett und sieht meiner Mutter fasziniert beim Schminken zu. Genau wie ich, als ich ein Kind war. Sie hat gerade geduscht und trägt einen dicken weißen Frotteebademantel sowie einen Turban aus einem dunkelblauen Handtuch. Sie sieht nicht zu mir herüber, als ich hereinkomme.
    In den letzten Tagen hatte eine echte Annäherung stattgefunden, aber heute sind wir wieder meilenweit voneinander entfernt. Sie hat den ganzen Tag nicht mit mir geredet und ist mir konsequent ausgewichen. Ich habe versucht, mit ihr zu reden, ihr zu erklären, was ich empfinde, herauszufinden, was sie empfindet, aber sie will von alldem nichts hören.
    Ich fürchte, das hat damit zu tun, dass ich ihr versprochen habe, es ihr sofort zu sagen, wenn es zwischen Connor und mir zu mehr werden würde – und dass ich es ihr jetzt doch nicht gesagt habe. Zwar war bis gestern rein körperlich nichts zu berichten gewesen, aber gefühlsmäßig war es ja doch schon ziemlich hoch hergegangen. Cassie ist nicht blöd. Natürlich hat sie die zwischen uns wachsende Zuneigung bemerkt, ganz gleich, wie sehr ich selbst versucht habe, sie zu leugnen.
    Sie wird sich gedacht haben, wo ich den gestrigen Nachmittag verbracht habe – und ihr Schmollen heute ist die Quittung dafür.
    Laura ist fertig mit Schminken, schlüpft in ein purpurrotes Samtkleid und dreht sich einmal um die eigene Achse. »Na, was sagt ihr?«
    »Klassen besser als die Jogginghose«, grinst Cassie.
    Laura posiert mit in die Hüften gestemmten Händen und bittet auch mich mit einem wortlosen Blick um einen Kommentar.
    »Du hast immer noch wunderschöne Beine«, versuche ich es.
    »Und was ist mit meinem Gesicht?«
    »Na ja, der Zahn der Zeit hinterlässt ja nun mal seine Spuren …«
    Lauras Kinnlade klappt herunter. »Du kleines Aas! Warte mal ab, bis du achtundvierzig bist, dann wirst du dir wünschen, noch so gut auszusehen wie ich!«
    »Das glaube ich kaum. Aber ich hätte nichts dagegen, noch so gut auszusehen wie du jetzt, wenn ich achtundfünfzig bin.«
    »Du bist schon achtundfünfzig?«, schaltet Cassie sich fassungslos ein.
    Laura sieht sie an und nickt widerwillig. »Aber eine Frau sollte niemals über ihr wahres Alter reden.«
    »Wow, ich hatte ja keine Ahnung, dass du schon so alt bist.«
    »Äh, ich glaube, das ist irgendwie als Kompliment gemeint«, lache ich, doch Laura schaut ziemlich finster drein. Sie mustert mich von oben bis unten. Ich stecke in meinen schmuddeligen Jeans und muss mir dringend mal die Haare waschen. »Willst du dich nicht auch mal langsam fertig machen?«, fragt sie mich.
    Ich sehe zu Cas. »Ich weiß noch nicht, ob ich mitkomme.«
    »Wie bitte?!?«, ruft meine Mutter. »Natürlich kommst du mit! Es ist Silvester! Da gibt es überhaupt keine Diskussion! Also, jetzt mach dich frisch und zieh dir was Nettes an. Etwas Elegantes, wenn ich bitten darf!«
    Zu Charles’ Anwesen müsste man eigentlich in einem Vierspänner vorfahren und nicht in einem Auto. Die ausladende, kreisrunde Einfahrt verleiht Cadogan House eine majestätische Aura.
    Wir sind spät dran, drinnen wimmelt es schon vor Gästen. Frauen in teuren Kleidern bevölkern den Ballsaal, an ihrer Seite Männer, die nicht so aussehen, als würden sie sich in ihren gestärkten Hemden und Krawatten wohlfühlen. Der Saal ist riesig, und trotzdem sind die Menschen hier eingepfercht wie Rinder in einen Tiertransport. Ihr Gelächter und Geplauder übertönt fast die zwölfköpfige Kapelle am anderen Ende des Raumes.
    In meiner schwarzen Hose, den Stiefeln und dem schulterfreien Top habe ich das Gefühl, nicht angemessen gekleidet zu sein. Zu Hause sah das so schick aus, aber hier, neben so viel Samt und Seide, nimmt es sich fast schäbig aus. Cassie wurde schon gleich an der Tür von Luke abgefangen, der dort offenbar schon länger auf sie gewartet hatte. Ich kann es ihm nicht verdenken, dass er sich so auf sie stürzt – Cassie sieht phantastisch aus. In ihrem goldfarbenen Kleid wirkt sie elfenhaft, und so zieht sie denn auch viele Blicke auf sich, als sie an Lukes Arm den Saal betritt. Luke platzt fast vor Stolz, dieses wunderbare Wesen an seiner Seite zu haben.
    Er führt sie zur Tanzfläche, und Laura und ich steuern geradewegs auf die Bar zu. Sie gönnt sich gleich einen doppelten Whiskey, um sich zu beruhigen, und macht sich dann auf die Suche nach Charles. Seine Frau tanzt gerade mit einem anderen Mann, da stehen die Chancen gut, dass Laura ihn einen Moment unter vier Augen erwischt.
    Cassie kann ich auf

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