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Wiedersehen in Stormy Meadows

Wiedersehen in Stormy Meadows

Titel: Wiedersehen in Stormy Meadows Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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der Tanzfläche nicht entdecken, aber dafür sehe ich Orlaithe und Hank übers Parkett fegen. Orlaithe trägt ein eisvogelblaues Kleid, in dem sie einfach umwerfend aussieht. Als sie mich erblickt, winkt sie mir freudig zu und bedeutet mir, sie werde einen mit mir trinken, wenn das Lied vorbei sei.
    Und dann sehe ich Connor. Er steht am anderen Ende in einem Grüppchen angeregt plappernder Gäste, während er selbst schweigt und irgendwie abseits wirkt. Genau wie ich lässt er den Blick durch den Raum schweifen. Ich weiß, dass ich es bin, die er sucht, so wie er es war, den ich suchte.
    Ich habe ihn weder gesehen noch gesprochen, seit wir gestern auf so wunderbare Weise zusammen waren. Laura sagte, er sei heute Vormittag kurz auf Stormy Meadows gewesen. Außerdem hat er versucht, mich telefonisch zu erreichen, aber irgendwie hatte ich Angst und schlich mich aus dem Haus, bevor Laura mich ans Telefon holen konnte. Ich rede mir ein, ich würde mir Sorgen um Cas machen, aber im Grunde weiß ich natürlich, dass ich Angst habe. Davor, dass der magische Nachmittag, der ein so wunderbares Geschenk war, ein Wendepunkt, zerstört wird durch profane Worte.
    Nicht, dass ich unsere Begegnung bedauern würde. Lediglich die Turbulenzen, in die unsere Beziehung womöglich Cassie stürzt, machen mir Sorgen.
    Unsere Blicke begegnen sich.
    Er wagt ein halbes Lächeln. Als ich es erwidere, bahnt er sich einen Weg zu mir. Als ich ihn sehe, ihm in die Augen sehe, bin ich mir ganz sicher, dass sie noch da ist, diese besondere Verbindung, die unsere Beziehung von einer normalen Freundschaft unterscheidet.
    »Was machst du denn so allein hier in der Ecke?«
    »Leute beobachten«, sage ich leise.
    »Beobachten reicht nicht. Du musst dich unters Volk mischen und dich amüsieren.«
    »Glaub mir, wenn ich mich unters Volk mischen würde, würde ich mich nicht amüsieren.«
    »Und wieso nicht?«
    »Weil ich nicht tanzen kann.«
    »Na und? Keiner von denen kann tanzen.« Er zeigt auf die Tanzfläche. »Keiner von denen hat eine Ahnung, was gerade gespielt wird. Da werden mindestens acht verschiedene Tänze getanzt, aber das ist den Leuten vollkommen schnurz, weil sie sich nämlich einfach nur amüsieren und einen schönen Abend haben wollen.« Er betont das Wort amüsieren so, als handele es sich dabei um etwas, das mir fremd sei.
    »Mir fällt das schwer.«
    »Klar. Aber es geht ganz leicht. Man bewegt einfach nur die Füße hin und her und versucht, dabei niemandem auf die Zehen zu treten.«
    Ich muss lachen. Das macht ihm Mut.
    »Tanzt du mit mir?«
    Ich antworte nicht.
    »Komm schon, Nattie. Tanz mit mir.«
    Er streckt mir die Hände entgegen, und ich ergreife sie ganz automatisch. Sofort zieht er mich auf die Tanzfläche, damit ich es mir nicht noch anders überlegen kann. Wir landen zwischen den vielen anderen lachenden, atemlosen Tänzern. Und dann tanzen wir.
    Einen Volkstanz nach dem anderen. Wir tanzen mit Laura und Daveth, mit Hank und Orlaithe. Cas und Luke tummeln sich mit anderen jungen Leuten am anderen Ende der Tanzfläche. Die Musik ist so laut, und die Bewegungen sind so schnell, dass kein Gespräch möglich ist, aber Connors Blick, sein Lächeln und seine Berührungen sagen mir alles, was ich wissen muss.
    Und dann, als ich gerade glaube, keinen einzigen Schritt mehr tanzen zu können, wechselt die Musik. Ein einzelner Geiger stimmt einen langsamen Walzer an. Er entlockt seinem Instrument die süßesten Töne, indem er den Bogen zärtlich über die Saiten streicht.
    Connor zieht mich an sich. Ich schmiege meine Wange an seine Brust. Sein Herz schlägt fast im Takt mit der Musik. Ich schließe die Augen und lasse mich führen. Als wären wir miteinander verschmolzen, als wären wir eins, schweben wir über die Tanzfläche und begreifen genau wie jeder andere, der uns in diesem Moment beobachtet, dass wir ein Paar sind.
    Als das Stück vorbei ist, lösen wir uns voneinander. Vor Glück strahlend sehe ich mich um. Die auf uns gerichteten Blicke sind wohlwollend – bis auf einen. In ihm ist keine Spur von Freude und Wohlwollen, in ihm ist nur ein solcher Schmerz, dass mein Glück auf der Stelle wieder zerbricht.
    Tränen quellen aus diesen traurigen Augen hervor und laufen Cassie übers Gesicht. Dann macht sie kehrt und stürzt hinaus.
    Ich lasse Connor los und laufe ihr hinterher. Blind bahne ich mir einen Weg durch die vielen Menschen. Am anderen Ende des Saals sehe ich meine Mutter, deren Lippen sich bewegen, als würde sie

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