Wiedersehen in Stormy Meadows
zu geben, und von der Wiese hattest du ursprünglich nichts gesagt.«
»Das heißt, du willst mir die Wiese nicht verkaufen?«, ziehe ich sie auf. »Ich will aber einen großen Garten. Ach, komm schon, du hast so viel Land, das du gar nicht nutzt. Da kannst du mir doch wohl so eine mickrige Wiese verkaufen. Jetzt sei nicht geizig.«
Meine Taktik scheint zu funktionieren. Laura sieht verwirrt aus, nickt aber.
»Okay, okay, wenn du sie denn unbedingt haben willst, dann eben das Haus und die Wiese, aber ich werde nicht mehr dafür nehmen, als es wert ist. Außerdem steht dir ja wohl Familienrabatt zu.«
Erleichtert sehe ich, wie sie wieder lächelt.
»Von mir aus. Wie wär’s, wenn ich einen Sachverständigen kommen lasse, um den Marktwert zu schätzen? Würdest du den Preis akzeptieren, den er nennt?«
Laura denkt einen Moment nach, dann nickt sie. »Wenn es dir wirklich ernst damit ist, das Cottage zu kaufen, und du mir schwörst, dass du es nicht nur tust, um …«
»Ich tue das nicht nur, weil du Schulden hast!«, falle ich ihr ins Wort. »Ich will das Haus. Wenn ich allerdings ganz ehrlich bin …«
»Ich möchte, dass du ganz ehrlich bist!«, ermahnt sie mich.
»Wenn ich ganz ehrlich bin, dann hätte ich wahrscheinlich nicht ganz so ernsthaft darüber nachgedacht, wenn ich nicht erfahren hätte, in welcher Klemme du steckst. Aber ich hatte vorher schon darüber nachgedacht, und jetzt, wo ich mich intensiver damit befasst habe, bin ich mir ganz sicher, dass es genau das ist, was ich will. Das ist nicht bloß irgendeine Schnapsidee. Ich glaube wirklich, dass es gut für mich wäre – und für Cas. Sie ist gerne hier – Stormy Meadows tut ihr gut. Ich weiß, dass wir jederzeit herkommen und bei dir wohnen können, aber wenn wir ein eigenes Haus hätten … Na ja, dann könnten wir ganz viel Zeit in Cornwall verbringen, ohne das Gefühl haben zu müssen, dass wir dir auf den Keks gehen.«
»Okay, in Ordnung. Wenn auch du versprichst, den Preis zu akzeptieren, den der Sachverständige festsetzt.«
»Gerne. Ganz gleich, was er sagt – ich werde es bezahlen. Sind wir uns einig?«
Sie zögert noch mal kurz, dann lächelt sie wieder. »Ja, wir sind uns einig.«
Wir besiegeln den Deal, indem wir mit den schweren Kristallgläsern anstoßen. Laura lächelt selig. Sie hat keine Ahnung, dass ich so oder so dafür sorgen werde, dass sie genug Geld bekommt, um damit die Hypothek abzuzahlen und finanziell wieder auf sicheren Füßen zu stehen. Und wenn ich es geschickt anstelle, sogar noch mehr.
14
V on ihrem Spaziergang ins Dorf zurückgekehrt, plappert Casin einer Tour vom Silvesterball. Sie hat ihre anfängliche spöttische Herablassung abgelegt und freut sich jetzt richtig darauf. Ich habe das Gefühl, dieser Wandel hat mit einer gewissen männlichen Person zu tun. Meiner Meinung nach ist das aber nicht Connor, wie meine Mutter orakelt, sondern Luke.
Erst hatte ich ja ein bisschen Sorge, Luke könnte zu alt für Cas sein, aber inzwischen finde ich, wenn er es vermag, Cas wieder zum Lachen zu bringen, dann haben die beiden meinen Segen. Und Cas ist auf dem besten Weg dahin. Seit sie Luke kennt, habe ich sie mehr lächeln sehen als in den ganzen Jahren, seit ich Rob kennenlernte. Luke scheint einen guten Einfluss auf sie zu haben.
Natürlich übt auch Connor einen gewissen Einfluss auf sie aus, aber Lauras These, Cas sei in ihn verliebt, halte ich für immer unwahrscheinlicher. Seit ihrem ersten Nachmittag in seinem Atelier ist sie viel ruhiger, weniger aufbrausend und fröhlicher. Sie hat inzwischen viel Zeit bei ihm verbracht.
Auch im Umgang mit mir ist sie entspannter geworden. Die vielen Seitenhiebe, die Sticheleien und giftigen Bemerkungen haben abgenommen. Natürlich geht sie mich manchmal noch an, dann aber meist mit einem Augenzwinkern.
Unerwiderte Liebe wird ja wohl kaum die Ursache solchen Wandels sein, oder? Natürlich spielt Connor in Cas’ Herz eine Rolle, aber ich glaube, die besteht darin, ein kleines Stückchen der riesigen Lücke aufzufüllen, die ihr Vater dort hinterlassen hat.
Luke dagegen kommt eine andere Rolle zu. Er ist kein Vaterersatz, sondern jemand, dem sie eine ganz neue Art der Zuneigung entgegenbringen kann.
Mit dem ersten festen Freund, ganz gleich wie ernsthaft oder locker die Beziehung sein mag, erlebt man zum ersten Mal Liebe, die nichts mit Liebe unter Verwandten zu tun hat. Liebe, die auch noch andere, völlig neue Gefühle mit sich bringt. Liebe, die einem vor Augen
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