Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wiedersehen in Stormy Meadows

Wiedersehen in Stormy Meadows

Titel: Wiedersehen in Stormy Meadows Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
Vom Netzwerk:
einer langen, niedrigen Scheune mit mehreren Türen entstanden. Mit Maschendraht und Eisenpforten wurden Ausläufe für die verschiedenen Arten Federvieh abgetrennt. In der Mitte leben drei riesige, zänkische Gänse, links Enten, und in dem großen Stall, der dem Haus am nächsten ist, etwa zwanzig Hühner.
    Auf der linken Seite des Hofplatzes, gegenüber dem Wohnhaus, befindet sich ein Pferdestall. Alle Boxen sind leer, bis auf eine. Ein kastanienbrauner Wallach schaut aus der oberen Hälfte der Tür und nickt rhythmisch mit dem Kopf, während er darauf wartet, dass wir ihn begrüßen. Laura geht zu ihm hinüber und tätschelt ihm das Maul, aber er senkt den Kopf, schiebt die Nase in ihre Handfläche und sucht prustend nach Leckerlis.
    »Das ist Chance«, erklärt Laura. Mit der flachen Hand drückt sie seine Nase herunter und krault ihn unter den Stirnfransen.
    »Doofer Name«, zischt Cassie missmutig. Sie reibt sich immer noch das Handgelenk, als wolle sie Lauras Berührung abwischen. Beim Anschauen der Fotos hatte Cassies Stimmung sich merklich gebessert, aber während unserer Führung über die Farm ist ihre Laune wieder ganz in den Keller gerutscht.
    »Ich hab den Namen nicht ausgesucht«, erwidert Laura munter. »Er war früher ein Rennpferd. Ein sehr gutes sogar. Jetzt ist er in Rente, was, alter Knabe?« Meine Mutter klopft Chance den Hals, während er immer noch mit seinem behaarten Maul an ihren Taschen herumschnobert und nach etwas Fressbarem sucht. »Er hat hier ein schönes Leben.«
    »Cassie, du reitest doch, oder?«, frage ich. Ihr anhaltendes Schweigen ist mir peinlich, und ich möchte sie ein wenig in die Unterhaltung miteinbeziehen. Sie brummt etwas Unverständliches, was aber wohl eine Bestätigung sein soll.
    Laura wendet sich an Cassie. »Du kannst ihn gern reiten, wenn du möchtest – Bewegung tut ihm gut. Ich komme im Moment selbst nicht viel mit ihm raus, hab zu viel zu tun.«
    Gelangweilt zuckt Cassie die Schultern. Doch als Laura und ich weiter am Pferdestall entlanggehen, bemerken wir beide, dass das Mädchen vor Chances Box stehenbleibt, ihn mit etwas aus ihrer Tasche füttert und ihm den braunen Kopf krault.
    Laura öffnet eine Tür zu einer Box, die ich für leer gehalten hatte. Doch hier wohnen in zwei abgetrennten Bereichen zwei Ziegenmütter mit einer kleinen Herde von Zicklein, insgesamt etwa fünf.
    »Die gehören mir nicht«, erklärt Laura, als die Tiere sich in der Hoffnung auf Futter um sie scharen. »Sie wohnen hier nur zur Miete. Ich betreue sie für eine Freundin, die in Urlaub gefahren ist. Sie hält sie bei sich im Garten. Ziegen seien viel nützlicher als ein Rasenmäher, sagt sie, wo sie doch jetzt nicht mehr die Jüngste ist. Ende nächster Woche werden sie wieder abgeholt.«
    »Gott sei Dank!« Cas ist uns in den schwach beleuchteten Stall gefolgt. »Die stinken ja wie die Pest.« Angewidert von dem beißenden Geruch nach warmen und ein wenig feuchten Ziegen kneift sie die Augen zusammen und rümpft die Nase.
    »Also, ich finde sie ganz süß«, sage ich zu Laura und ignoriere Cassies Bemerkung und ihren gequälten Gesichtsausdruck.
    »Ich muss ja zugeben, ich finde den Geruch auch ein bisschen … wie soll ich sagen?« Laura streicht sich nachdenklich übers Kinn.
    »Eklig?«, schlägt Cassie vor.
    »Ungefähr so wie uralter Gorgonzola«, stimmt Laura ihr zu, und Cassie lächelt, aber nur ganz kurz. »Aber sie sind ganz praktisch.«
    »Wofür?«, erkundigt Cas sich ungläubig.
    »Sie eignen sich ausgezeichnet als Müllschlucker, denn sie fressen so gut wie alles …« Lauras Lächeln verwandelt sich in ein verschmitztes Grinsen, während ihr Blick zu meinem rechten Knöchel hinunterwandert. Erschrocken sehe ich, dass eins der größeren Zicklein vergnügt auf dem Saum meiner teuren wollenen Hose herumkaut.
    »Du kleines Biest«, knurre ich und mache rasch einen Schritt zur Seite. Meine Empörung verfliegt allerdings, als ich sehe, dass Cas vergessen hat, genervt auszusehen, und sogar beinahe grinst.
    Eilig verlasse ich den Stall. Die beiden folgen mir, und ich habe das Gefühl, dass ihre Schadenfreude sie einen Moment lang vereint.
    Nach der Düsterkeit im Stall erscheint mir der trübe Tag richtig hell. Laura führt uns an der letzten Box vorbei und dann nach links in einen Gang, der zwischen zwei lang gestreckten Steinscheunen hindurchführt. Die rechte Scheune, deren Stirnseite dem Geflügel Schutz bietet, ist riesengroß und hat zwei etwa drei Meter hohe

Weitere Kostenlose Bücher