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Wiedersehen in Stormy Meadows

Wiedersehen in Stormy Meadows

Titel: Wiedersehen in Stormy Meadows Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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Stieftochter. Sie versucht, mit der Hand die Dreckflecken von ihrem Sweatshirt abzuwischen, verschmiert sie jedoch nur zu Streifen. Laura zieht ein besticktes Taschentuch aus der Hosentasche und tupft wenig effektiv auf dem Schmutz herum.
    »Lass uns reingehen und das Teil gleich in die Waschmaschine stecken.«
    Wir gehen durch den Gang zurück auf den Hof. Young Shep überschlägt sich fast vor Begeisterung, während er uns begleitet. Als wir um die Scheunenecke biegen, höre ich einen Automotor knattern, untermalt von dem unverkennbaren Klappern eines lockeren Auspuffs, der gegen den Wagenboden schlägt, wenn das Auto durch ein Schlagloch fährt. Dann zerreißt ein quiekendes Gehupe die Stille. Ein alter Ford Capri bleibt schnaufend neben meinem blauen BMW stehen. Trotz der Kälte sind die Fenster ganz heruntergelassen, und Patsy Cline dröhnt aus den Lautsprechern.
    Crazy.
    Als der Fahrer unter dem Protestgeschrei der rostigen Angeln die Tür öffnet, wird die Musik noch lauter, bricht dann aber zum Glück ab, als er den Schlüssel aus dem Zündschloss zieht. Zusammen mit dem Schlüsselanhänger, einer Spielzeugpistole, schiebt er ihn in die Tasche seiner tief hängenden alten Jeans.
    Vor uns steht ein wettergegerbter alter Einheimischer mit einer Gesichtshaut wie Schrumpfleder und Augen so klar und blau wie der Himmel an einem heißen Tag. Wenigstens nehme ich an, dass der Mann ein Einheimischer ist. Dem Aussehen nach könnte er allerdings genauso gut einer Folge von Bonanza entsprungen sein – abgesehen davon, dass keiner der Cartwright-Söhne einen alten, verrosteten Ford Capri mit Stierhörnern vorne auf der Motorhaube fährt. Die Autositze sind mit einer Art Ponyfell überzogen. Auf dem Rücken des rotkarierten Hemdes, das der Cowboy aus Cornwall trägt, hat es kleine schwarze und weiße Härchen hinterlassen. Die Hemdsärmel sind bis zu den Ellbogen hochgekrempelt, sodass seine sehnigen, aber muskulösen Unterarme zu sehen sind. Seine Jeans werden von einem breiten Ledergürtel mit einer Schnalle in Form einer Schlange gehalten, und an den Füßen trägt er ausgetretene Cowboystiefel. Unser Besucher ist schlank, hat eine Hühnerbrust, und seine Beine sind so krumm, dass sie einen Rahmen bilden, durch den man ständig wechselnde Bilder sieht.
    Meine Mutter hat Cassies Sweatshirt vergessen und strahlt den Neuankömmling an. »Das ist Hank, Mädels. Er hilft mir an zwei Tagen in der Woche auf der Farm, ihr werdet ihn also ziemlich oft sehen.«
    »Hi.« Hank lüftet seinen Texashut, sodass seine schon recht spärlichen grauen Locken zum Vorschein kommen. Sein ledernes Gesicht verzieht sich zu einem breiten Lächeln, bei dem er die weißen Zähne zeigt.
    Cassies Schultern beben, so sehr bemüht sie sich, ihr Lachen zu unterdrücken.
    »Hallo.« Wir schütteln uns die Hände. Hanks raue, schwielige Finger reiben über meine weiche Haut, und er hält meine Hand mit erstaunlicher Kraft.
    »Normalerweise wäre Hank heute nicht gekommen, aber ich muss dringend ein paar Sachen entrümpeln«, erklärt Laura. Sie geht zu dem verbeulten grauen Land Rover hinüber, den sie damals gekauft hat, als wir nach Falmouth zogen. Dieses lebensgefährliche Vehikel, das mit Rostflecken gesprenkelt ist, als hätte es die Pocken, ist fast so alt wie ich. Weiß Gott, wie es immer wieder durch den TÜV kommt.
    Mit einiger Mühe gelingt es Laura, die verrostete Heckklappe zu öffnen. »Ihr seid gerade rechtzeitig gekommen, um uns zu helfen«, erklärt sie. Sie holt einen riesigen schwarzen Schlüssel aus der Hosentasche und reicht ihn Hank. »Bist du so gut und holst das Zeug aus dem Kuhstall? Die Mädels und ich stapeln die Kartons hinten im Land Rover, und du kannst sie dann nach Truro bringen.«
    Hank nickt und setzt sich in Bewegung. Mit seinem breitbeinigen Gang sieht er aus, als bewege er sich bei stürmischer See über ein Schiffsdeck. Laura säubert die Ladefläche ihres Wagens, sammelt ausgefranste Seilreste, zerkaute Hundeleinen, leere Schachteln und mehrere leere Fudge-Packungen ein. Letztere kommentiert sie mit einem schuldbewussten Lächeln und einem Achselzucken.
    »Eine Schwäche von mir, leider. Das setzt sich direkt auf die Hüften.«
    Hank kommt mit dem ersten Karton an und setzt ihn vor dem Land Rover ab. Ich bücke mich danach, stöhne aber unwillkürlich, denn ich muss mich anstrengen, um ihn hochzuwuchten.
    Während Cas auf Hanks nächste Ladung Kartons wartet, beobachtet sie Laura mit einem merkwürdigen, fast

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