Wiedersehen in Stormy Meadows
bisschen, bis ich raushabe, was die Glasur darauf darstellt: Orlaithe hat den jungen Hund abgebildet, in Lebensgröße. Ein leuchtend rosa Welpe mit einer schwarzen Zunge aus Schokoglasur.
»Ta-ta!« Die Bäckerin strahlt vor Stolz.
Diese Version des kleinen Hundes wird eindeutig besser aufgenommen als das Original.
»Ein Hundekuchen!«, ruft Cas übermütig. »Aber für so was bin ich doch schon viel zu alt!« Doch sie lächelt, und wir müssen sie dann auch gar nicht groß überreden, die sechzehn Kerzen auszupusten. Alle applaudieren begeistert.
Laura reicht Cas ein großes Messer, damit sie dem Glasurhund zu Leibe rücken kann.
Partykracher explodieren, bunte Luftschlangen fliegen und winden sich um Kopf und Schultern des Geburtstagskindes. Ein Blitzlicht flammt auf, als meine Mutter ein Foto macht, und wir stoßen an. Gläserklingen, lautes Gelächter, fröhliche Rufe, und trotzdem empfinde ich nichts als Leere. Cassie ist das einzige Lebendige, was mir von Rob geblieben ist, aber ich weiß, dass sie nichts von der Liebe verspürt, die ihr Vater für mich empfunden hat. Nein, sie hat für mich nichts übrig als Verachtung.
Es ist früher Abend. Hank und Orlaithe sind nach Hause gefahren, Orlaithe ganz schön angeheitert von all dem Sekt und Hank nach mindestens fünf Stücken Geburtstagskuchen pappsatt. Laura sitzt mit dem schlafenden Welpen auf dem Schoß am Feuer, und auch ihr drohen die Augen zuzufallen. Sie ist müde vom Tag, von der Wärme und vom Sekt. Cassie hockt zu ihren Füßen, die Kopfhörer fest auf den Ohren, und außer dem blechernen Surren ihrer überlauten Musik und einem gelegentlichen Knistern im Kamin ist in der Küche nichts zu hören.
Ein Geschenk habe ich Cas noch nicht gegeben. Ich hatte es den ganzen Tag in der Hosentasche, spürte das Gewicht an meinem Bein, als wollte es mich ständig an meine Unentschlossenheit erinnern.
Ich weiß nicht, ob ich ihr dieses letzte Geschenk wirklich überreichen soll. Ich täte es in guter Absicht, aber das heißt ja nicht, dass sie es richtig auffassen würde. So wie ich Cas kenne, wird sie etwas daran auszusetzen haben und nicht sehen, dass ich ihr damit eine Freude machen möchte.
»Cas«, sage ich, bevor ich es mir wieder anders überlegen kann.
Laura blinzelt, aber Cas hört mich nicht.
»Cassie!«, rufe ich etwas lauter.
Sie blickt auf und nimmt die Kopfhörer ab.
»Ich habe hier noch ein Geschenk für dich.« Ich gehe zu ihr hinüber und reiche ihr das eingepackte Schmuckkästchen.
»Du hast mir schon genug geschenkt«, bemerkt sie.
»Bitte, nimm es.«
Laura hebt fragend die Augenbrauen, aber ich beobachte Cassies Gesicht, während sie das kleine Samtkästchen auspackt und dann öffnet. Eine Uhr liegt darin. Es ist eine Herrenuhr, eine alte Cartier mit einem braunen Lederarmband. Eine schöne Uhr, und nicht so männlich, dass ein Mädchen sie nicht tragen könnte.
»Sie hat deinem Vater gehört.«
»Ich weiß«, murmelt Cas und streicht mit dem Daumen über das Uhrglas.
»Ich habe sie in Ordnung bringen lassen. Ich dachte, du möchtest sie vielleicht haben.«
Ihre Augen haben sich mit Tränen gefüllt.
»Ich hoffe … ich meine, ich … ich möchte, dass du etwas von ihm …«
Cas drängt sich an mir vorbei und rennt zum Küchenausgang, reißt ungeschickt die Tür auf und flieht in den dunklen Hof hinaus. Ich will ihr folgen, aber Laura hält mich zurück.
»Lass sie.«
»Aber …«
»Sie muss jetzt ein Weilchen mit ihren Gedanken allein sein. Das verstehst du doch, oder? Es war ein anstrengender Tag für sie.«
»Für mich auch! Meinst du, ich wüsste nicht, dass ich ihren sehnlichsten Wunsch niemals erfüllen kann? Was glaubst du, wie ich mich dabei fühle?«
Laura nimmt mich in die Arme. Erst wehre ich mich dagegen, dass sie mich trösten will, aber schließlich lehne ich einen Moment lang den Kopf an ihre Schulter. Dann lässt sie mich wieder los.
Eine halbe Stunde später kommt Cas zurück.
Ganz leise öffnet sie die Tür, geht durch die Küche und umarmt Laura, drückt sie fest und verkündet, sie sei fix und alle. Ob wir was dagegen hätten, wenn sie ins Bett gehe? Sie bedankt sich für den Tag und für ihre Geschenke, und Laura drückt ihr sanft einen Kuss auf die Stirn. Dann wendet Cas sich zu mir und streckt zaghaft die Hand aus. Blinzelnd vor Erstaunen greife ich danach und drücke sie behutsam. Daraufhin macht sie rasch einen Schritt nach vorn und umarmt mich kurz. Ich bin völlig verdattert.
Als sie die
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