Wiedersehen in Stormy Meadows
dem anderen«, wispert Laura mir grinsend zu. »Ich hoffe bloß, wir verwechseln sie nicht und gehen mit dem Kuchen spazieren und stecken die Kerzen in den Hund!«
Es ist ein jämmerlicher Witz, aber ich bin meiner Mutter mehr als dankbar für diesen Versuch, mich zum Lachen zu bringen. Also ist Cassies blasierte Haltung meinen Geschenken gegenüber nicht unbemerkt geblieben.
»Herzlichen Glückwunsch, mein Schatz.« Orlaithe packt ihre Pakete auf den Tisch, nimmt Cassie in die Arme und drückt ihr auf jede Wange ein Küsschen.
Hank steht noch unschlüssig in der Tür. In seinem gestärkten Hemd und den dunkelblauen Jeans sieht er schick und ein klein wenig steif aus. Laura zieht ihn in die Küche und schließt die Tür hinter ihm. Dann winkt sie mich aufgeregt herüber, damit ich ihm seinen Karton abnehme.
Orlaithe hat sich wirklich Mühe gemacht. Der offene Karton ist mit Geschenkpapier beklebt, und als ich hineinluge, sehe ich, dass der kleine Hund eine große blaue Schleife um den Hals trägt.
»Cas?«
Sie schaut über Orlaithes Schulter.
»Das hier ist von mir. Und von Laura«, füge ich hinzu, denn ich möchte meine Mutter auch miteinbeziehen, schließlich hat sie mich zu dem kleinen Hund überredet.
Laura freut sich darüber. »Danke«, formt sie lautlos mit den Lippen.
Zögernd kommt Cas herüber. Die Aufmerksamkeit und die vielen Geschenke scheinen sie zu überwältigen. Sie fährt sich mit der Hand durchs Haar und streckt dann die Arme nach dem Karton aus, zuckt jedoch gleich wieder zurück, denn genau in diesem Moment entschließt sich der Welpe zu einem Fluchtversuch. Er richtet sich so plötzlich auf, dass er wie ein Springteufel über dem Rand des Kartons erscheint.
Ich fasse ihn sanft um die Mitte, damit er nicht auf den Fußboden fällt, und halte ihn Cas hin. Doch sie bleibt reglos stehen, starrt mich nur an, so als sollte sie mit bloßen Händen Chances Box ausmisten.
»Noch’n Hund. Wir haben hier doch schon viel zu viele von den blöden Kötern.«
Laura und ich wechseln einen schnellen Blick.
Verlegen stehe ich vor Cas und halte weiter den Welpen. Der jedoch ahnt nichts von der wenig herzlichen Begrüßung seitens seines neuen Frauchens, sondern versucht, mir das Make-up abzuschlecken.
Schließlich rettet Orlaithe die Situation. »Komm, mach mal das hier auf.« Sie legt Cassie einen Arm um die Schultern und steuert sie von mir und dem Welpen fort, zurück an den Tisch. »Das ist von Hank und mir, ja.«
Laura nimmt mir den jungen Hund ab, während ich Cassie mit offenem Mund nachsehe. Meine Mutter schüttelt mitfühlend den Kopf und setzt den Kleinen auf die Matte neben Meg, die den Neuling eher uninteressiert beschnuppert. Ich spüre eine warme, beruhigende Hand auf der Schulter und drehe mich überrascht um, als ich eine unbekannte Stimme höre.
»Sie ändert ihre Meinung ganz schnell, wirst schon sehen.«
Ich glaube, das sind die ersten Worte, die Hank je in meiner Gegenwart gesprochen hat. Ich weiß nicht, ob ich jubeln, vor Überraschung ohnmächtig werden oder mich in eine Ecke verkriechen und meine Wunden lecken soll. Cas bedankt sich begeistert für die Geschenke von Hank und Orlaithe, ignoriert aber geflissentlich den kleinen Labradorrüden, der jetzt mit großen, verwunderten Augen leicht schwankend auf Megs Matte steht.
Im Moment untersucht Cassie gerade mit offensichtlicher Faszination einen silbernen Stofffetzen, bei dem es sich laut Orlaithe um ein Kleid handeln soll. Das nächste Geschenk sind, passend zum Kleid, ein Paar hochhackige silberne Riemchensandalen. Cas zieht sie sofort über ihre rosa gestreiften Socken und stakst dann auf den hohen Absätzen und mit der Reitkappe auf dem Kopf in der Küche herum. Alle brüllen vor Lachen.
Laura öffnet die Sektflasche so schwungvoll, dass der Korken an die Decke schießt und dort eine Delle hinterlässt. Schäumend ergießt der Inhalt sich auf den Fußboden, bis Orlaithe geistesgegenwärtig ein Glas unter die Flasche hält.
Orlaithe und meine Mutter reichen die Gläser herum, lächeln mir wieder mitfühlend zu, und dann wendet Orlaithe sich dem zweiten Karton zu.
»Und jetzt kommt die Krönung, auch wenn Eigenlob ja bekanntlich stinkt. Francis, bitte einen Trommelwirbel.«
Mit zwei kräftigen braunen Fingern trommelt Hank einen Wirbel auf dem Küchentisch, während Orlaithe den Karton öffnet und einen riesigen, pinkfarbenen Kuchen ans Tageslicht befördert. Er ist ein wahres Wunderwerk, allerdings brauche ich ein
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