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Wiedersehen in Stormy Meadows

Wiedersehen in Stormy Meadows

Titel: Wiedersehen in Stormy Meadows Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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richtige Party werden«, erklärt sie, sagt aber nicht, wen sie gerade angerufen hat.
    Während Laura den Inhalt des Korbes überprüft, die winzigen Salz- und Pfefferstreuer auffüllt und die sechs Teller und das Besteck abspült, nehme ich mir meine dickste Jacke vom Garderobenständer und gehe in den Hof hinaus, um die gefüllte Kühlbox hinten in den Land Rover zu stellen.
    Cas stopft gerade frisches Heu in Chances Heunetz, obwohl Laura ihm heute Morgen schon reichlich Heu gegeben hat. Bei der Arbeit plaudert Cas mit dem Pferd, und es pustet ihr auf die Hände, überzeugt, dass in dem blauen Netz auch noch für sein Maul Platz ist. Als Cas fertig ist, hängt sie das Netz von draußen wieder in die Box hinein, an seinen Haken gleich neben der Stalltür. Sie beugt sich zu Chance, der jetzt das Heu aus dem Netz rupft. Mit dem Ärmel ihres Hundert-Pfund-Pullovers wischt sie ihm einen dicken grünlichen Schleimklumpen aus dem Augenwinkel.
    Meine Freude darüber, dass sie mein Geschenk tatsächlich trägt, erhält einen Dämpfer. Warum habe ich ihr nicht einen von diesen Synthetikpullis besorgt, aus einem Billigladen, so wie ihre Altersgenossinnen ihn tragen würden? Ich spüre, wie ich wütend werde. Es ist nur eine Kleinigkeit und sollte eigentlich keine Rolle spielen, aber es zeigt, mit welcher Verachtung Cas mich behandelt. Ich will ihr schon fast etwas zurufen, doch da sehe ich, wie ihr offenbar selbst klar wird, was sie getan hat. Erschrocken betrachtet sie ihren Ärmel, zieht ein Taschentuch aus der Hosentasche und reibt damit wie wild auf der Wolle herum. Dabei murmelt sie Chance vorwurfsvoll zu, er habe ihren schicken neuen Pullover ganz dreckig gemacht.
    Und plötzlich bin ich auf mich selbst sauer, nicht mehr auf sie. Wir müssen wirklich miteinander reden. Ich darf nicht zulassen, dass mein Frust sich in mir aufstaut wie heiße Lava in einem Vulkan und nur darauf wartet, auszubrechen und verheerenden Schaden anzurichten. Doch das Problem ist, dass Cas und ich noch nie miteinander gesprochen haben.
    Laura tritt aus dem Haus. In der linken Hand hält sie den schweren Picknickkorb, mit der rechten zieht sie die Küchentür hinter sich zu. Sie schließt mit einem großen Messingschlüssel ab und legt ihn in den Blecheimer mit Winterblumen, der neben der Tür hängt. Strahlend sieht sie mich an.
    »Kann’s losgehen? Wo sind denn die Hunde?« Laura sieht sich nach Meg um. Auch Young Shep kommt angerannt. Er scheint sich zu einem längeren Besuch bei uns aufzuhalten.
    Cas hat Young Shep umgetauft. Sie meinte, es wäre schlimm genug, einen alten Shep zu haben, und es sei kein Wunder, dass Young Shep sich wie ein leicht unterbelichteter Teenager benehme, wenn er keinen Namen habe, auf den er stolz sein könne. Jetzt nennt sie ihn Jasper, oder genauer gesagt Jas, weil er sie an den »bescheuerten kleinen Bruder« ihrer besten Freundin erinnert. Ob das dem Selbstwertgefühl des armen Tieres guttut, bezweifle ich.
    Laura dachte, es könnte Young Shep verwirren, wenn wir ihm einen anderen Namen geben, doch auf dieses Argument erwiderte Cas, er sei ja sowieso schon dauernd verwirrt, ein bisschen mehr Durcheinander im Kopf würde ihm daher nicht schaden. Da der Hund ohnehin nicht reagiert, ganz gleich, wie man ihn ruft, habe ich selbst mich für »Jas«, entschieden, denn das lässt sich leichter brüllen und klingt nicht so peinlich wie »Young Shep«.
    Während ich Laura den Picknickkorb abnehme und ihn neben die Kühlbox in den Geländewagen stelle, tauchen Meg und Jasper aus dem Nichts auf, drängen sich an mir vorbei und setzen sich ebenfalls auf die Ladefläche. Sie lächeln strahlend, so wie Hunde das tun, und hecheln aufgeregt, denn irgendein Instinkt sagt ihnen, dass wir heute einen Ausflug machen. Die Kühlbox bestätigt vermutlich ihre Ahnung, und Jasper drückt sofort seine feuchte Schnauze darauf, um zu erschnuppern, was sich in dem blauen Plastikkasten befindet.
    Laura sitzt schon auf dem Fahrersitz, holt den roten Schraubenzieher aus dem Handschuhfach und steckt ihn in das kaputte Zündschloss. Ich rutsche neben sie.
    »Eines Tages schiebst du ihn zu weit rein und holst dir einen Schlag«, brumme ich besorgt.
    »Wenn ich im Lotto gewinne, kaufe ich mir einen schönen Neuen.«
    »Range Rover?«
    »Nein – Schraubenzieher.«
    »Du brauchst wirklich ein neues Auto«, stellt Cas fest, während sie sich neben mich quetscht. Sie drückt den zappelnden Welpen fest an die Brust. Zum Glück hat sie inzwischen eine

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