Wiedersehen in Virgin River
Investitionen, dann begann er, online einiges anzulegen. In vierzehn Jahren waren seine Anlagenwerte beträchtlich angewachsen. Inzwischen lagen sie fast bei neunhunderttausend Dollar.
Das einzige Vergnügen, das Preacher bislang von seinem Notgroschen gehabt hatte, war, zu beobachten, wie sein Guthaben stieg. Er hatte keine Verwendung dafür. Jetzt aber hatte er einen Jungen, der in etwa fünfzehn Jahren zum College gehen würde. Mit etwas Glück könnten es auch noch mehr Kinder sein, die eine Collegeausbildung brauchten. Er konnte so weitermachen, investieren und neu investieren, aber jetzt dachte er auch daran, ein paar Hunderttausend Dollar in festverzinsliche Wertpapiere zu packen, eine sichere Geschichte, mit der garantiert wäre, dass das Geld zur Hand war, wenn es gebraucht wurde.
Später, wenn der richtige Zeitpunkt dafür gekommen war, wollte er Paige sagen, dass es nicht das Geringste ausmachte, wenn sie diesen Scheck aus ihrer Scheidungsvereinbarung nicht einlösen könnte. Sie hatte wirklich alles, was sie brauchte. Sie wusste es nur noch nicht.
Mel war vielleicht etwas gedankenverloren, was man von schwangeren Frauen ja kennt. Sie befand sich in Clear River, wo sie den Hummer vollgetankt hatte, und während sie vor der einzigen Ampel im Ort wartete, sprang diese auf Grün um, ohne dass sie sich in Bewegung setzte. In dem Moment, als sie aufschaute und feststellte, dass sie fahren konnte, war da auch schon ein lauter Knall, und mit einem Ruck wurde der Hummer auf die Kreuzung geschoben. Als sie aus dem Fahrzeug stieg – eine Hand in den Rücken gepresst und mit einem Bauch, der hervorstand wie der Kilimandscharo –, verlor der Mann in dem Pick-up-Truck, der ihr von hinten aufgefahren war, die Farbe aus dem Gesicht. Sie erkannte diesen Mann. Er trug seinen Shady Brady, und vor ein paar Monaten hatte er sie regelrecht gekidnappt, damit sie in einem Wohnwagen auf einer illegalen Marihuanaplantage Geburtshilfe leistete.
Mel sah sich die Beule im Hummer an. Eine Seite war ganz schön eingedrückt.
„Mist“, sagte sie.
„Alles in Ordnung mit Ihnen?“, fragte er mit einem Anflug von Panik im Gesicht.
„Ja, ich denke schon.“
„Oh herrje, ich will wirklich nicht mit Ihrem Mann darüber verhandeln müssen“, meinte er.
„Ich ebenso wenig.“
„Ich habe eine Versicherung. Ich habe einen Führerschein. Ich habe, was immer Sie brauchen. Sagen Sie mir nur, dass mit Ihnen alles in Ordnung ist.“
„Immer mit der Ruhe. Versuchen Sie, sich meinetwegen nicht verrückt zu machen. Dass Sie mir nur nicht vom Unfallort fliehen oder sonst was richtig Dummes anstellen.“
„Ja“, meinte er nervös. „In Ordnung.“
In Clear River gab es keine Polizei vor Ort, also ging Mel zurück zu der Tankstelle und rief die California Highway Patrol an. Sie informierte Jack und versicherte ihm, dass mit ihr wirklich alles in Ordnung war. Natürlich wusste sie, dass ihm das nicht reichen und insbesondere nicht davon abhalten würde, über den Berg geflogen zu kommen.
Ungefähr dreißig Minuten später traf die CHP ein und stellte sich mit eingeschalteten Signallampen auf die Kreuzung, um den Verkehr vom Unfall fernzuhalten. Als der Streifenpolizist aus seinem Wagen stieg, fand er Mel auf dem Beifahrersitz des Hummers, wie sie bei geöffneter Tür und mit den Füßen auf der Straße ihren Bauch mit einem Stethoskop abhorchte. Mit gerunzelter Stirn sah er auf Mels dicken Bauch. „Oh je. Alles in Ordnung mit Ihnen?“, fragte er.
„Ja“, antwortete sie und strich mit der Hand über ihren Bauch. „Es geht mir gut.“
„Hm. Sie sind ja schrecklich schwanger“, meinte er.
„Was Sie nicht sagen.“
„Sind Sie Ärztin?“
„Hebamme.“
„Dann wissen Sie ja, was Sie brauchen, schätze ich mal.“
Just in diesem Moment kam Jacks Truck quietschend auf der Kreuzung zum Stillstand, und schon war er ausgestiegen und kam mit großen Schritten auf sie zu. Mel sah zu dem Beamten hoch. „Also das wird wahrscheinlich irrelevant sein.“
Ein Blick auf seinen alten Freund mit dem Shady Brady reichte Jack, um sich innerlich hochzuschaukeln. Die Schlagader an seinem Kinn pochte, seine Gesichtsfarbe verdunkelte sich vor Wut. Sie legte ihm eine Hand auf den Arm. „Ich weiß, rein technisch ist es seine Schuld, aber die Ampel war umgesprungen und ich bin nicht angefahren. Also versuche doch bitte, deine persönlichen Gefühle hier rauszuhalten, und lass den Polizisten seine Arbeit machen.“
Er sah zu dem
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