Wiedersehen in Virgin River
dieser Kerl hier etwas besser mit seiner Waffe umgehen könnte, hätte er unseren Mann erledigt. Unseren Freund.“
„Er ist ein guter Freund von mir“, stellte Preacher fest. Paige kam um ihn herum, und Preacher legte ihr seinen unverletzten Arm um die Schultern, während der andere an seiner Seite hing und das Blut daran hinunterlief.
Jim sah jedem der Männer und Paige nacheinander fest in die Augen. „Ich habe diesem Kerl von hinten auf den Kopf geschlagen, okay? Sind wir uns da einig? Denn ich glaube, dass euer Freund, der Cowboy … ich glaube, dass er nicht das ist, was er zu sein scheint.“
„Müsste das nicht ein Gericht entscheiden?“, fragte Jack.
Jim Post hatte in diesen Bergen als verdeckter Ermittler im Haschischgeschäft gearbeitet, als er June begegnete und sich in sie verliebte. „Überlasst das mir, okay? Ich kenne immer noch ein paar Leute. Lasst es gut sein. Das schulden wir ihm.“
„Mindestens das“, sagte Paige.
Wes Lassiter wachte mit einer Kopfverletzung im Krankenhaus wieder auf, fand sich mit Handschellen ans Bett gefesselt und hatte nicht die geringste Idee, wer ihn geschlagen haben könnte. Er behauptete, sich nicht daran erinnern zu können, seine Frau entführt zu haben, und war aus seiner Sicht natürlich Opfer und nicht Täter.
Aber es gab viele Zeugen. Von Paige über den Suchtrupp bis hin zu dem Mann, der ihn gesehen hatte, wie er eine Waffe auf die Stelle gerichtet hielt, wo Paige gefangen und gefesselt saß – Jim Post. Eine Zeugenaussage, die seltsamerweise niemals notwendig wurde. Der Vertreter der Staatsanwaltschaft versprach, sie würden sich auf keine Antragsvereinbarungen mehr einlassen nach so vielen Verstößen gegen die Bewährungsauflagen – angefangen vom Drogenbesitz, über die Verletzung einer Schutzverfügung in Verbindung mit Kidnapping, bis hin zum versuchten Mord – aber am Ende tat er es doch. So kam Wes allein für das Kidnapping auf fünfundzwanzig Jahre, und das ausdrücklich ohne die Chance auf eine vorzeitige Strafaussetzung zur Bewährung. Über die weiteren ihm zur Last gelegten Verbrechen sollte erst später entschieden werden. Immerhin könnte dann die Anschlussvollstreckung möglicherweise auch irgendwann einmal zur Bewährung ausgesetzt werden. Aber er würde ein sehr, sehr alter Mann sein, bevor an eine Bewährung überhaupt zu denken war. Hätte er sich einem Gerichtsverfahren gestellt, hätte er mit lebenslänglich ohne jegliche Aussicht auf eine Bewährungsentlassung rechnen müssen. Paige und ganz Virgin River waren äußerst dankbar.
Öfters fuhr Paige nachts noch mit einem Schrei aus dem Schlaf, schüttelte sich, zitterte und bebte vor Angst. Dann zog John sie an sich und sagte: „Ich bin hier, Baby. Ich bin ja bei dir. Ich werde immer bei dir sein.“
Das beruhigte sie. Sie fühlte sich sicher. „Es ist wirklich vorbei“, flüsterte sie.
„Und wir haben noch immer den ganzen Rest unseres Lebens“, flüsterte er dann jedes Mal zurück.
19. KAPITEL
R ick hatte seinen Highschoolabschluss in der Tasche und wollte einen Nachmittag von der Bar freinehmen, um Liz in Eureka zu besuchen. Er fragte Jack und Preacher, ob sie beide bis Toresschluss in der Bar wären, denn er würde gern mit ihnen reden, wenn er wieder im Dorf sei. Als er dann auftauchte, war es kurz vor neun. „Danke, dass du so lange geblieben bist, Jack“, sagte er. „Ist Preacher noch in der Küche?“
„Ja. Wie geht es Liz?“
„Sie kommt zurecht. Sie geht wieder auf ihre alte Highschool und nimmt an einem Ferienkurs teil, um aufzuholen. Dort macht sie auch eine Art Therapie.“ Er zuckte die Achseln. „An manchen Tagen ist sie noch sehr traurig, aber sie scheint damit fertig zu werden. Besser, als ich gedacht hätte.“
„Es freut mich, das zu hören“, sagte Jack.
Rick schwang sich auf einen Hocker. „Ich bin jetzt achtzehn“, begann er. „Es ist nicht ganz legal, aber ich würde gern einmal mit dir und Preach einen Drink nehmen. Was hältst du davon? Wäre das möglich?“
„Wir feiern also etwas?“, fragte Jack und holte drei Gläser heraus.
„Ja, so ist es. Ich habe mich verpflichtet.“
Jack blieb die Hand in der Luft stehen. Er musste sich zwingen, die Bewegung zu vollenden und die Gläser abzustellen. Dann schlug er mit der Faust an die Wand, die die Küche von der Bar trennte, um Preacher nach vorne zu holen.
„Wir hätten darüber reden können“, meinte er.
„Da gab es nichts zu reden“, erwiderte Rick.
„Was zum
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