Wiedersehen macht Liebe (German Edition)
Jahr übernahmen, haben Sie angekündigt, Twitter von einem riesigen Kommunikationsnetzwerk in eine gigantische Werbeplattform zu verwandeln. Sie haben das Bedürfnis nach Betriebssicherheit betont – und doch ist es mir halb betrunken und von nur einem einzigen Computer aus gelungen, Ihre Seite für achtundvierzig Stunden außer Betrieb zu setzen.«
Donello legte seine Arme auf den Schreibtisch. »Ihr Angebot lautet also, dass ich Sie anheuere, den Typen, der uns vor sieben Monaten wie ahnungslose Idioten aussehen ließ? Und dann sollen wir Ihrer Firma auch noch eine unerhörte Beratungsgebühr dafür zahlen, dass Sie herkommen und unsere Sicherheitsprobleme beheben? Das schlagen Sie allen Ernstes vor?«
»Ja.« Kyle hielt seinem Blick stand. »Abgesehen davon, dass ich es umsonst machen werde.«
Donello war vor Überraschung einen Augenblick lang sprachlos. »Umsonst.«
»Ich werde eine gottverdammte Cyberfestung um diesen Ort errichten, und es wird Sie keinen Penny kosten. Das ist das Mindeste, was ich Ihnen schulde.«
Donello musterte ihn und lehnte sich dann zurück. Er sprach langsam und schien eher laut nachzudenken. »Sie wollen die Publicity, die damit einhergeht.«
Kyles Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln. Seine sechzig Sekunden waren um, doch er saß immer noch dort. »Ja. Und Sie ebenso.«
Zwei Stunden später verließ der Geschäftsführer von Rhodes Network Consulting LLC das moderne sechsstöckige Gebäude und hatte der Firma gerade ihren ersten Kunden verschafft.
Zwar zahlte dieser Kunde nichts, aber Kyle war dennoch glücklich. Wie gehofft hatte sich Donello schließlich wie der Geschäftsführer benommen, der er war, und die einzigartige Gelegenheit, die Kyle ihm bot, ergriffen: bessere Sicherheit und eine Menge kostenloser Publicity, um diese Tatsache zusätzlich hervorzuheben. Sie hatten sogar schon eine gemeinsame Presseerklärung ausgearbeitet, die am nächsten Morgen um acht Uhr herausgegeben werden würde.
Nun war es für Kyle an der Zeit, die zweite Phase seiner Marketingstrategie einzuläuten. Nachdem er verhaftet, verurteilt und schließlich freigelassen worden war, hatte man ihn von allen Seiten mit Interviewanfragen bombardiert – und doch hatte er niemals auch nur eine einzige Frage beantwortet.
Aber er hatte die Kontaktdaten einer besonderen Person behalten, die für genau diesen Anlass um ein Interview gebeten hatte.
Auf dem Bürgersteig vor dem Twitter-Hauptquartier wählte Kyle die Handynummer von David Isaac, dem Korrespondenten des Time Magazine . Als er die Mailbox des Reporters dranhatte, hinterließ er eine Nachricht.
»David, hier ist Kyle Rhodes. Morgen früh wird eine Presseerklärung die Runde machen – Sie werden wissen, worum es geht, wenn Sie sie hören. Wenn Sie mir eine Titelstory besorgen können, werde ich Ihnen ein Exklusivinterview geben. Die ganze schmutzige Geschichte, direkt aus dem Mund des Twitter-Terroristen. Glauben Sie mir, Sie wollen auf keinen Fall den Teil mit dem Kaktus in Tijuana verpassen.«
29
Seit Rylann ihre Stelle in Chicago angetreten hatte, befand sich ihr Büro nun schon zum zweiten Mal wegen Kyle Rhodes in heller Aufregung.
Natürlich hatte sie die Neuigkeit mitbekommen, die das Internet an diesem Dienstagmorgen erschütterte: Der Twitter-Terrorist und Twitter hatten sich die Hand gegeben und sich wieder vertragen. Sie war in ihrer Küche gewesen, hatte Rice Krispies gefrühstückt und die Nachrichten auf ihrem iPad gelesen, als sie über die Presseerklärung gestolpert war. Sie hatte laut aufgelacht und danach sofort eine SMS an Kyle geschickt.
D AS HATTEST DU ALSO VOR .
Sie hatte keine Antwort erwartet, da sie angenommen hatte, dass er gerade sehr beschäftigt war, aber zu ihrer Überraschung war innerhalb weniger Minuten eine SMS zurückgekommen.
K EINE A HNUNG , WOVON DU DA REDEST , F RAU A NWÄLTIN . I CH RUFE DICH AN , WENN ICH HEUTE A BEND WIEDER Z U HAUSE BIN .
Als sie an ihrem Schreibtisch saß und ein Klopfen hörte, blickte sie auf und sah Cade, der schmunzelnd in ihrer Tür stand.
»Mich haben heute über zwei Dutzend Presseleute angerufen, um mich zu fragen, was ich darüber denke, dass der Twitter-Terrorist seine eigene Netzwerksicherheitsfirma gründet.« Er schüttelte den Kopf. »Gerade als ich dachte, dass wir den Kerl zum letzten Mal gesehen haben.«
Er erzählte das einfach so, es war nicht mehr als eine beiläufige Bemerkung, und doch fühlte sich Rylann … hinterlistig. Sogar ein wenig
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