Wiedersehen macht Liebe (German Edition)
Rhodes zeigen würden. Mit seinem teuflischen Lächeln und dem verwegen guten Aussehen würde es jeder Frau schwerfallen, nicht zumindest ein wenig zu erröten, wenn sie an ihn dachte.
Doch anstatt das zuzugeben, deutete Rylann lieber auf ihr Glas. »Das sind die Antioxidantien im Rotwein. Die öffnen die Poren.«
Rae grinste. Sie nahm ihr das keine Sekunde lang ab. »Natürlich. Und was passiert jetzt?«
»Nichts passiert jetzt. Er ist der Twitter-Terrorist. Ich arbeite für die Staatsanwaltschaft, die ihn angeklagt hat. Ich denke, das dürfte das Ende der Geschichte sein.«
Rae dachte darüber nach. »Ein ziemlich antiklimatisches Ende.«
Rylann zuckte mit den Schultern und sah ihre Freundin ungerührt an. »Er hat mich mal nach Hause begleitet, und wir haben uns ein Mal geküsst. Und das ist Jahre her. Ich kann mich kaum noch an diesen Abend erinnern.«
Rae hob wissend eine Augenbraue. »Es gibt Dinge, die eine Frau niemals vergisst, Ry. Und eines davon ist der Kuss des Richtigen.«
Als Rylann später an diesem Abend in ihre Wohnung zurückkehrte, ließ sie ihre Aktentasche auf der Wohnzimmercouch stehen und knöpfte ihren Trenchcoat auf, während sie ins Schlafzimmer ging. Als sie ihren begehbaren Kleiderschrank betrat und den Mantel aufhängte, kamen ihr Raes Worte wieder in den Sinn.
Es gibt Dinge, die eine Frau niemals vergisst, Ry. Und eines davon ist der Kuss des Richtigen.
Die Bemerkung war für ihren Geschmack ein wenig zu kitschig.
Sie war eine erwachsene Frau – zweiunddreißig Jahre alt, keine dreizehn mehr. Meth-Labor-Rylann würde wegen eines armseligen Kusses keine weichen Knie mehr bekommen, ganz egal, wie irritierend charmant Kyle Rhodes in jener Nacht gewesen war.
Dennoch … unbewusst wanderte ihr Blick zum obersten Regalfach ihres Schranks.
Dort befand sich, ziemlich weit nach hinten geschoben, ein alter Schuhkarton, den sie schon seit Jahren hatte. An dem Tag, an dem Jon und sie in San Francisco zusammengezogen waren, hatte er sie gefragt, was sich darin befand.
»Nur ein paar alte Briefe, die mir meine Mutter geschickt hat, als ich auf dem College war«, hatte sie geantwortet. Das war vielleicht das einzige Mal gewesen, dass sie Jon während ihrer ganzen gemeinsamen Zeit angelogen hatte.
Rylann holte den Karton aus dem Regalfach und nahm den Deckel ab.
Darin lag das blaue Flanellhemd, das ihr Kyle vor neun Jahren gegeben hatte.
Sie ließ ihre Finger über den Kragen gleiten und erinnerte sich an den Moment, in dem er ihr das Hemd gereicht hatte. An die Schmetterlinge in ihrem Bauch, als seine Hand ihren Hals gestreift hatte.
Okay, in Ordnung. Vielleicht erinnerte sie sich doch an ein paar winzige, unbedeutende Details aus jener Nacht.
Rylann schüttelte den Kopf und wollte sich am liebsten selbst auslachen, während sie den Stoff betrachtete. Sie hatte wirklich keine Ahnung, warum sie das verdammte Ding die ganze Zeit über behalten hatte. Sie war von Champaign nach San Francisco gezogen, dann mit Jon zusammen in eine andere Wohnung, und jedes Mal hatte sie darüber nachgedacht, es wegzuwerfen. Aber irgendetwas hatte sie zurückgehalten.
Ich habe dich mit deinen Freunden lachen sehen, und dein Lächeln hat mich einfach umgehauen.
Zwischen Kyle und ihr hatte es gefunkt, auch wenn sie es nicht zugegeben hatte. Sie hatten weniger als dreißig Minuten miteinander verbracht, aber sie hatte sie gespürt. Die Schmetterlinge im Bauch. So etwas war ihr noch bei keinem anderen Mann passiert, einschließlich Jon.
»Reiß dich zusammen, Pierce«, murmelte sie. Es hatte keinen Sinn, darüber nachzudenken.
Denn es spielte einfach keine Rolle mehr.
Sie waren keine blutjungen Studenten mehr. Kyle Rhodes war ein ehemaliger Häftling und sie eine stellvertretende Staatsanwältin. Diese Sache würde zu nichts führen. Sie würde ihn nicht kontaktieren, und so wie sie ihn im Gerichtssaal abgefertigt hatte, bezweifelte sie, dass er versuchen würde, mit ihr in Kontakt zu treten. Und damit war die Sache … erledigt.
Langsam legte Rylann den Deckel wieder auf den Schuhkarton und stellte ihn zurück an seinen Platz im Schrank. Aus den Augen.
Und damit auch aus dem Sinn. Für immer.
8
Am folgenden Morgen klopfte Rylann an Camerons Tür. Sie hielt inne, als sie sah, dass die andere Frau gerade telefonierte. Doch Cameron signalisierte Rylann, auf einem der Stühle vor ihrem Schreibtisch Platz zu nehmen.
»Ich muss jetzt aufhören, Collin, es ist gerade jemand in mein Büro gekommen«, sagte
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