Wiedersehen macht Liebe (German Edition)
dem sie sich an die Presse wandte. »Nur dass wir mit dem Ausgang dieses Falls zufrieden sind.«
Dann schob sie sich ohne einen weiteren Blick in seine Richtung an den Reportern vorbei und verließ den Gerichtssaal.
7
Am Donnerstag traf sich Rylann nach der Arbeit mit Rae zum Abendessen im RL-Restaurant in der Michigan Avenue. Beide hatten geschäftige Tage hinter sich. Rylann musste sich an ihre neue Arbeitsstelle gewöhnen, und Rae hatte einen Antrag bearbeitet. Daher war dies ihre erste Gelegenheit für ein Treffen seit Rylanns Wiedersehen mit Kyle vor Gericht.
Ein Wiedersehen, an das sie in diesen vergangenen Tagen öfter gedacht hatte, als ihr lieb war.
»Ich kann nicht glauben, dass du bis jetzt nichts gesagt hast«, begann Rylann, nachdem der Kellner ihre Getränke gebracht hatte. »Hast du diese Woche denn überhaupt keine Nachrichten gehört? Vielleicht etwas Unwichtiges über einen gewissen charmanten Exhäftling?« Sie hatte es kaum erwarten können, mit jemandem über die Sache zu sprechen, und am allerliebsten natürlich mit ihrer besten Freundin.
Rae legte die Speisekarte beiseite, in die sie einen Blick geworfen hatte. »Oh mein Gott, ja! Ich wollte dich schon seit Dienstag danach fragen. Ich war nur so furchtbar beschäftigt mit der Zusammenfassung dieses Antrags. Ich habe gelesen, dass der Richter Kyle Rhodes’ Haftstrafe für abgeleistet erklärt hat.«
Rylann grinste breit. Der Klatsch, den sie gleich weitergeben würde, war einfach zu herrlich. »Das stimmt. Aber wahrscheinlich hast du keins der Milliarden Fotos gesehen, die im Gerichtssaal gemacht worden sind, oder?« Es hatte da ein spezielles Bild gegeben, das von allen Medien verwendet worden war und das sie leicht beunruhigt hatte. Es war ein Foto von ihr und Kyle, das genau in dem Moment aufgenommen worden war, als sie sich im Gang des Gerichtssaals getroffen hatten. Vielleicht war sie zu paranoid, aber die Art, wie Kyle sie musterte, wirkte ein wenig … intim. Als ob sie ein Geheimnis teilen würden.
Was natürlich nicht der Fall war.
»Tut mir leid. Ich habe nichts mitbekommen«, erwiderte Rae verlegen. »Ich habe seit Montag in einer Höhle gelebt.«
»In dieser Höhle hast du offensichtlich auch nicht den Namen des stellvertretenden Staatsanwalts mitbekommen, der den Antrag verhandelt hat«, sagte Rylann.
Die ganze Sache machte ihr einen Heidenspaß.
Rae zuckte mit den Schultern. »Ich nehme an, dass es der gleiche war, der sich auch um den Rest des Falls gekümmert hat.«
Rylann nahm beiläufig einen Schluck von dem Pinot Noir, den sie bestellt hatte. »Ja, das würde man annehmen. Es sei denn – oh, ein kleines Problem –, der ursprüngliche Staatsanwalt musste die Anhörung wegen eines anderen Termins ausfallen lassen, sodass mein Büro gezwungen war, eine Vertretung zu schicken.« Sie lächelte spitzbübisch.
Rae starrte sie einen Moment lang an, dann riss sie die Augen weit auf. »Niemals. Sie haben dich geschickt?«
»Das haben sie tatsächlich.«
»Du standest Kyle Rhodes vor Gericht gegenüber?« Rae lachte. »Tja, das ist wirklich eine interessante Art und Weise, um nach neun Jahren wieder Kontakt aufzunehmen. Was hat er gesagt, als er dich gesehen hat?«
»Er hat mich ›Frau Anwältin‹ genannt.«
Rae lehnte sich enttäuscht zurück. »Das war alles? Was hast du gesagt?«
»Ich habe ›Mr Rhodes‹ gesagt und seine Hand geschüttelt.«
»Oh … wie aufregend.«
Rylann warf ihr einen scharfen Blick zu. »Wir waren im Gericht, vor Hunderten von Reportern. Was hätte ich denn tun sollen? Ihm meine Telefonnummer auf die Hand schreiben und ihm sagen, dass er mich anrufen soll?«
Rae lächelte. »Das wäre doch echt niedlich gewesen.«
»Ich will aber nicht niedlich sein. Schon gar nicht vor Gericht.« Rylann machte eine Pause. »Auch wenn dieses ›Frau Anwältin‹ eine Art Insider zwischen uns ist.«
»Ist es das?« Raes Tonfall wurde plötzlich durchtrieben. »Und wie sah er aus, Frau Anwältin?«
Wie die personifizierte Sünde in einem Anzug. Doch Rylann hielt den Mund und tat gelassen.
»Er trägt sein Haar jetzt etwas länger. Abgesehen davon ist mir nichts aufgefallen. Ich war im Flow.«
»In was für einem Flow?«
»Na, im Strafverfolgungsflow.«
»Und warum läufst du dann rot an?«
Weil sie nicht nur mit der hellen Haut ihrer irischstämmigen Mutter verflucht war, sondern auch bezweifelte, dass viele Frauen existierten, die nicht wenigstens eine kleine instinktive Reaktion auf Kyle
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