Wiedersehen macht Liebe (German Edition)

Cameron zu der Person am anderen Ende der Leitung. »Ja, ich bin eine sehr wichtige Person. Ich weiß, dass es dich umbringt, das Rampenlicht zu teilen.« Sie lächelte Rylann zu, während sie auflegte. »Bitte entschuldigen Sie! Ein alter Freund.«
    Sie verschränkte die Hände auf dem Schreibtisch. »Also. Es gibt da eine interessante Angelegenheit, die ich gerne mit Ihnen besprechen würde. Aber zuerst wollte ich nachfragen, wie Ihre erste Woche bei uns gelaufen ist.«
    »Sehr gut«, antwortete Rylann. »Ich glaube, ich habe fast alle Kollegen aus der Sonderabteilung kennengelernt, und es ist eine tolle Truppe.« Tatsächlich war der einzige Mitarbeiter, den sie noch nicht getroffen hatte, Cade Morgan, der Staatsanwalt, der sich ursprünglich um den Fall des Twitter-Terroristen gekümmert hatte.
    »Es ist wirklich eine tolle Truppe«, pflichtete Cameron ihr bei. »Bevor ich aufgerückt bin, war ich auch in der Sonderabteilung.«
    Diese Bescheidenheit ließ Rylann schmunzeln. Cameron war vom US-Präsidenten höchstpersönlich in das Amt des Obersten Staatsanwalts berufen worden. Das war doch eine etwas bedeutendere Angelegenheit als »aufzurücken«.
    Nun kam Cameron zur Sache. »Das FBI hat mich kürzlich über eine Ermittlung informiert, die ich Ihnen gerne übergeben würde. Es handelt sich um ein etwas heikles Thema, das, wie ich vermute, angesichts der Umstände, auf die ich gleich näher eingehen werde, einen erfahrenen Staatsanwalt benötigen wird.«
    Rylann war sofort interessiert. »Um was für eine Art Fall handelt es sich?«
    »Um einen Mordfall. Vor zwei Wochen wurde ein Häftling namens Darius Brown tot in seiner Zelle im Metropolitan Correctional Center aufgefunden. Offenbar wurde Brown mitten in der Nacht von seinem Zellengenossen angegriffen, einem Mann namens Ray Watts. Dieser hat Brown mit einer selbst gemachten Waffe – einem Vorhängeschloss, das an einem Gürtel angebracht wurde – totgeprügelt. Bis die Wärter den Angriff bemerkten und zur Zelle gelaufen waren, hatte Brown bereits das Bewusstsein verloren. Man brachte ihn sofort in die Krankenstation, wo er kurz darauf seinen Verletzungen erlag.«
    Cameron griff nach einer Akte auf ihrem Schreibtisch und schob ihr das Foto eines Mannes Mitte zwanzig mit kurzen blonden Haaren zu. »Das ist Watts, der Zellengenosse. Er ist wegen Mordes und Brandstiftung zu zweimal lebenslänglich verurteilt worden. Und er ist Mitglied der Bruderschaft, einer lokalen Gruppe von Rechtsextremen. Er wurde vor vier Jahren mit zwei anderen Mitgliedern seiner Gruppe wegen eines Brandbombenanschlags auf das Haus eines afroamerikanischen Mannes verurteilt, der kurz zuvor einen kleinen Lebensmittelladen in Watts’ Nachbarschaft eröffnet hatte. Sowohl der Ladenbesitzer als auch seine Frau kamen bei dem Anschlag ums Leben.«
    »Klingt so, als wäre Watts ein echter Musterbürger«, kommentierte Rylann ernst. Ganz egal wie oft sie solche Geschichten hörte, war sie doch jedes Mal aufs Neue erschüttert. Und wenn jemals der Tag kommen sollte, an dem das nicht mehr so war, würde das der richtige Zeitpunkt sein, um den Job an den Nagel zu hängen.
    »Er ist auch ein Musterhäftling«, erwiderte Cameron ebenso ernst. »Er hat sich im MCC offenbar den Ruf erarbeitet, äußerst gewaltbereit zu sein. Deswegen hat er drei Monate in einer Einzelzelle verbracht, bevor Brown zu ihm verlegt wurde.«
    Sie legte die Arme auf den Tisch und fuhr fort. »Und so ist die Sache auf meinem Schreibtisch gelandet. Das FBI hat einen Mann ins MCC eingeschleust, einen gewissen Agent Griegs, der unter den Häftlingen in einem anderen Fall verdeckt ermittelt. Er gibt jede Information über die Geschehnisse im Gefängnis weiter, die das FBI interessieren könnte. Nachdem Brown von Watts getötet wurde, teilte der verdeckte Ermittler seiner Kontaktperson mit, dass ihm der Angriff verdächtig erscheine. Also setzte man einen weiteren Agenten, Special Agent Wilkins, darauf an, um die Sache zu untersuchen.
    Was Agent Wilkins sofort ins Auge sprang, war der Zeitpunkt von Browns Tod. Brown, ein Afroamerikaner, kam erst zwei Tage vor dem Angriff in Watts’ Zelle – eine Verlegung, die von einem Gefängniswärter namens Adam Quinn arrangiert worden war. Natürlich befragte Agent Wilkins Quinn, und ab da wurde die Sache dann interessant.
    Während des Verhörs wurde Quinn nervös und aufgebracht, als man ihn nach dem Grund für Browns Verlegung in Watts’ Zelle befragte. Der Wärter behauptete, die