Wiedersehen macht Liebe (German Edition)
anderer Ort. Und man könnte wohl sagen, dass wir in der Art und Weise, wie wir mit dieser Anklage umgegangen sind, ein wenig … übereifrig waren.« Cades Gesichtsausdruck wirkte nun verärgert. »Mein ehemaliger Chef Silas Briggs machte mir klar, dass er nichts Geringeres von mir erwartete. Er suchte stets nach einer Gelegenheit, dieses Büro – und sich selbst – in den Blickpunkt der Öffentlichkeit zu rücken, und er fand, dass der Twitter-Terrorist der perfekte Fall sei, um genau das zu tun. Niemand findet es schlimm, wenn man auf einem Milliardärserben herumhackt.«
»Mit Ausnahme des Milliardärserben selbst«, bemerkte Rylann.
»Ich hätte auch nicht gedacht, dass wir ausgerechnet seine Hilfe noch einmal benötigen würden.« Cade schenkte ihr ein gutmütiges Grinsen. »Gut, dass das jetzt Ihr Problem ist und nicht mehr meines.« Er stieß sich vom Bücherregal ab und blieb in der Tür stehen. »Hey, mal im Ernst, wenn Sie irgendetwas brauchen: ich bin gleich in der Nähe.« Er deutete in Richtung seines Büros. »Und morgen geht der Kaffee auf mich.«
Nicht schlecht , dachte Rylann anerkennend, nachdem Cade gegangen war. Er war auf jeden Fall sehr attraktiv. Vielleicht ein wenig zu selbstbewusst, aber das war unter Staatsanwälten nicht ungewöhnlich, besonders bei denen aus der Sonderabteilung. Dennoch war Cade Morgan tabu, und das war ihr schon klar gewesen, bevor er ihr Büro betreten hatte. Bei Arbeitsromanzen war die Gefahr zu hoch, dass sie unschön wurden – und sie hatte es sich, was ihre Arbeit anging, zur Regel gemacht, die Dinge nicht unschön werden zu lassen.
Genau in diesem Augenblick begann ihr Telefon zu klingeln.
»Rylann Pierce«, meldete sie sich.
»Hier ist Mark Whitehead. Ich habe mit meinem Mandanten gesprochen«, sagte er und klang dabei nicht besonders erfreut. »Nur für das Protokoll, ich bin absolut dagegen.«
»In Ordnung. Ist im Protokoll vermerkt.« Sie hatte keine Ahnung, wovon er sprach.
»Mr Rhodes hat eingewilligt, sich heute Nachmittag mit Ihnen in seinem Büro zu treffen. Allein«, betonte Whitehead. »Er war bei diesem letzten Punkt ziemlich eindeutig, trotz all meiner Versuche, ihn davon abzubringen.«
Das war definitiv nicht die Antwort, die Rylann erwartet hatte. Angesichts der fünf Anwälte, die bei der Anhörung am Dienstag dabei gewesen waren – eine Tatsache, die sie immer noch lächerlich fand –, hatte sie unter dem Eindruck gestanden, dass Multimillionär Kyle Rhodes einem Treffen mit einer Vertreterin der Staatsanwaltschaft ohne seinen Anwalt niemals zustimmen würde.
Und dennoch … diese Entwicklung diente ihren Interessen. Sie ging nicht gerade offen mit ihrer vergangenen Verbindung zu Kyle um, und ohne Publikum konnten sie offener sprechen. »Wunderbar. Ich werde mich dann später mit Mr Rhodes treffen. »Sie schnappte sich einen Stift. »Wo befindet sich sein Büro?«
»Nun, Ms Pierce, da mein Mandant momentan arbeitslos ist, befindet es sich bei ihm zu Hause. 800 North Lake Shore Drive. Das Penthouse. Mr Rhodes erwartet Sie pünktlich um sechzehn Uhr dreißig.«
10
Das Telefon auf Kyles Schreibtisch klingelte. Es war das Doppelklingeln, das bedeutete, dass der Anruf vom Empfang unten in der Lobby kam.
»Ms Pierce ist hier, um Sie zu sprechen, Mr Rhodes«, informierte ihn Miles, als er den Anruf entgegennahm.
»Danke, Miles. Schicken Sie sie hoch.«
Kyle legte auf, speicherte die Datei, an der er gerade gearbeitet hatte, und dachte sich, dass es sich wirklich um eine interessante Wendung der Ereignisse handelte. Wenn jemand anders von der Staatsanwaltschaft darum gebeten hätte, ihn zu sprechen, hätte er der Person genau gesagt, wohin sie sich diese Anfrage stecken konnte. Auch wenn sie ihren Teil der Abmachung letzten Dienstag eingehalten hatten, befanden sie sich wegen der ganzen »Terroristen«-Sache immer noch auf Platz eins seiner schwarzen Liste, was bedeutete, dass er Staatsanwälten keinen Gefallen tat. Punkt.
Aber diese spezielle Anfrage von der erlauchten Rylann Pierce mit den bernsteinfarbenen Augen und der scharfen Zunge hatte er nicht so einfach ablehnen können.
Er war … neugierig darauf, zu erfahren, was sie wollte.
Die Geschichte, die sie seinen Anwälten erzählt hatte – irgendetwas über eine »Ermittlung« in einem Vorfall, der vor zwei Wochen im Metropolitan Correctional Center stattgefunden hatte –, klang ein wenig suspekt. Er war zu diesem Zeitpunkt bereits aus dem MCC entlassen worden, daher wusste
Weitere Kostenlose Bücher