Wiedersehen macht Liebe (German Edition)
herumreden.«
Sie wirkte kurzzeitig verwirrt. »Sie meinen …?«
»Diesen Abend vor neun Jahren, ja.« Er erwiderte ihren Blick. »Ich nehme an, Sie wissen, warum ich zu unserer Verabredung niemals aufgetaucht bin?«
Ihr Gesichtsausdruck wurde weicher. »Oh! Ja. Es tat mir sehr leid, das von Ihrer Mutter zu erfahren.«
»Danke.« Kyle versuchte, die Stimmung aufzulockern. Er war froh, dieses heikle Thema aus der Welt geschafft zu haben. »Es ist wahrlich eine Schande, wissen Sie. Weil ich nämlich während dieser Verabredung wirklich wahnsinnig charmant gewesen wäre. Sie hätten keine Chance gehabt.«
Sie lachte. »Ich bin mir sicher, dass Sie davon überzeugt sind.«
Kyle streckte seinen Arm über der Rückenlehne der Couch aus und machte es sich gemütlich. »Also, was bringt Sie heute Abend her, Rylann Pierce.«
Sie rutschte auf ihrem Sessel hin und her, dann schlug sie ein Bein über das andere. »Mord.«
Kyle blinzelte, und sein Lächeln erstarb. Was immer er erwartet hatte, das war es nicht gewesen. »Mord?«
»Ja. Vor zwei Wochen wurde im MCC ein Häftling erschlagen.«
Ihr Gesichtsausdruck verriet ihm, dass sie es ernst meinte. Und so einfach änderte sich der Ton ihrer gesamten Unterhaltung. »Sie sind wirklich wegen eines Falls hier«, sagte er. Bis zu diesem Augenblick war ihm nicht klar gewesen, wie sehr er sich inzwischen selbst vom Gegenteil überzeugt hatte.
Sie legte den Kopf schief, als ob sie ihm nicht folgen könnte. »Warum sollte ich sonst hier sein?«
So viel zu meinem Plan, nicht wie ein Schwachkopf zu wirken. »Schon gut. Erzählen Sie mir, was im MCC passiert ist.«
Sie fuhr damit fort, genau das zu tun. Kyle schwieg, während ihm Rylann die Umstände schilderte, unter denen Darius Brown zu Tode gekommen war, und ihm von ihrer Überzeugung berichtete, dass Quinn, der Gefängniswärter, den Angriff aus Rache provoziert hatte.
»Wir wissen, dass Quinn und Brown schon einmal aneinandergeraten sind«, sagte sie. »Und dass Brown aus der Einzelhaft kam und einem seiner Freunde erzählte, Quinn habe ihn bedroht.«
Als Kyle das hörte, stand er auf und begann im Raum auf und ab zu gehen.
»Wir wissen, dass Sie während dieser Zeit ebenfalls in Einzelhaft waren, in der Zelle neben Browns«, fuhr sie fort. »Ich bin hier, um herauszufinden, ob Sie diese Drohung gehört haben. Ehrlich gesagt hoffe ich, dass es so ist.«
Dann schwieg sie und wartete auf seine Antwort.
Kyle blieb mit dem Rücken zu ihr stehen und schaute aus dem großen Panoramafenster, von dem aus man den See überblicken konnte. In der Ferne konnte er das Riesenrad am Navy Pier erkennen. »›Du wirst für das, was du mit meinem Handgelenk gemacht hast, bezahlen, du Stück Scheiße.‹« Er drehte sich um. »Ist das die Drohung, die Sie meinten?«
Rylann atmete erleichtert aus. »Ja.«
Kyle strich sich mit der Hand über den Mund. Diese ganze Situation – die Tatsache, dass er, der ehemalige Vizepräsident eines milliardenschweren Unternehmens, Informationen über den Mord an einem Häftling besaß – war vollkommen surreal. »Ich hatte keine Ahnung. Verdammt, ich wusste ja nicht einmal, dass Brown tot ist.«
»Kannten Sie ihn gut, als Sie im Gefängnis waren?«, fragte sie.
Er schüttelte den Kopf. »Das einzige Mal, dass ich mit dem Kerl gesprochen habe, war während der zwei Tage, die wir beide in Einzelhaft steckten.« Dennoch durchfuhr ihn gerade eine wilde Mischung aus Emotionen – einschließlich Schuldgefühlen –, und er verspürte das Bedürfnis, etwas klarzustellen. »Ich dachte, dass Quinn Blödsinn redet und den starken Mann zu markieren versucht. Ich hatte keine Ahnung, dass er diese Drohung in die Tat umsetzen würde.« Er atmete aus und versuchte, alles zu verstehen, was sie ihm mitgeteilt hatte. »Und wie geht es jetzt weiter?«
Rylann erhob sich von ihrem Sessel und kam zu ihm herüber. »Ich werde die Sache vor eine Grand Jury bringen. Und ich möchte, dass Sie einer der Zeugen sind.«
Kyle lachte humorlos. »Na klar! Der berüchtigte Twitter-Terrorist als Zeuge der Anklage. Ich bin sicher, dass das bei der Grand Jury ganz toll ankommen wird.«
»Eigentlich sind Sie sogar der perfekte Zeuge«, sagte sie. »Wenn Sie immer noch im Gefängnis wären, würde jeder Verteidiger, der etwas taugt, versuchen, Sie unglaubwürdig erscheinen zu lassen, und behaupten, dass Sie nur deswegen für die Anklage aussagen, um eine Strafminderung zu erreichen. Aber da Sie bereits draußen sind, fallen
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