Wiedersehen macht Liebe (German Edition)
solche Motive offensichtlich weg.«
Kyle starrte sie an. Plötzlich wurde ihm etwas klar. »Sie brauchen mich für diesen Fall.«
Nach einem kurzen Zögern nickte Rylann. »Ja.«
Er trat näher an sie heran. »Sagen Sie mir eines: Hätten Sie mir für meine Aussage einen Handel angeboten, wenn ich immer noch in Haft wäre?«
»Ich hätte es wahrscheinlich in Erwägung gezogen, ja.«
»Dann ziehen Sie es jetzt auch in Erwägung.«
Rylann deutete auf die Wohnung um sie herum. »Sie sind bereits frei. Es gibt nichts, was ich Ihnen anbieten könnte.«
Er trat noch einen Schritt näher. »Aber das stimmt doch nicht, Frau Anwältin. Es gibt etwas, das ich will – sogar sehr, um ehrlich zu sein.« Er blickte ihr in die Augen. »Eine Entschuldigung vom Büro der Staatsanwaltschaft.«
Rylann lachte auf. »Eine Entschuldigung? Guter Witz.« Sie strich sich eine Haarsträhne aus den Augen. Als sie seinen Gesichtsausdruck sah, trat sie einen Schritt zurück. »Oh mein Gott. Sie meinen das ernst!«
Er nickte langsam. »Natürlich.«
»Kyle, das wird niemals passieren«, sagte sie vollkommen ernst.
Er zuckte mit den Schultern. »Wenn Sie mich als Ihren Zeugen wollen, ist das mein Preis.« Ja, er benahm sich gerade wie ein ziemlicher Kotzbrocken, aber er fand, dass er jedes Recht dazu hatte. Sie mochte ihr sexy Kostüm und ihr Lächeln haben, aber sie wollte etwas von ihm . Dieses kleine Wiedersehen hatte nichts damit zu tun, dass er Rylann Pierce vor langer Zeit mal nach Hause begleitet oder sich damals in ihrer Gegenwart sofort wohlgefühlt hatte. Sie war heute aus rein beruflichen Gründen hier, was bedeutete, dass er ebenfalls ganz sachlich sein konnte.
Unterm Strich sah es so aus: Er war jetzt ein freier Mann. Und wenn die Staatsanwaltschaft mit ihm spielen wollte, musste sie sich an seine Regeln halten.
»Ich gebe Ihnen bis morgen Zeit, um darüber nachzudenken«, sagte Kyle. »Ansonsten hole ich meine Anwälte dazu. Und wenn Sie dann noch etwas zu mir zu sagen haben, können Sie es ihnen sagen.«
Rylann betrachtete ihn, wirkte dabei aber nicht sonderlich eingeschüchtert. »Hmm. Man hat mich schon gewarnt, dass Sie ein wenig reizbar sein können.«
»Tja, da hat man wohl recht gehabt.«
»Das sehe ich.« Sie kehrte zum Sessel zurück und schnappte sich ihren Mantel und ihre Aktentasche. Sie zog etwas aus einer Seitentasche und kam dann wieder zu ihm. Nun wirkte sie ganz wie die kühle Staatsanwältin. »Lassen Sie mich Ihnen erklären, wie diese Sache funktioniert, Kyle. Sie können mit mir in mein Büro kommen, gerne auch mit Ihren Anwälten, und wir sprechen dort über Ihre Aussage. Das ist der einfache Weg. Oder ich besorge mir eine Vorladung, zerre Sie vor die Grand Jury, und dann sagen Sie mir dort alles, was Sie wissen. So oder so bekomme ich, was ich will.«
Ach wirklich? Kyle tat die Drohung mit einem Achselzucken ab. Er war ebenfalls nicht besonders eingeschüchtert. »Sie haben Option drei vergessen. In der ich praktischerweise alles vergesse, was ich Quinn in jener Nacht sagen hörte.«
Er sah, wie in ihren Augen Zorn aufflammte.
»Das würden Sie nicht tun«, sagte sie.
»Sind Sie bereit, darauf zu wetten, Frau Anwältin?«, fragte er. »Wie gut, denken Sie, kennen Sie mich? Denn vor fünf Monaten haben wir alle gesehen, dass ich durchaus zu Dingen in der Lage bin, die ich nicht tun sollte.«
Überraschenderweise ließen seine Worte sie innehalten. Sie sah sich in seiner Wohnung um, dann schaute sie wieder zu ihm. »Sie haben recht«, gab sie zu. »Eigentlich kenne ich Sie gar nicht. Wir haben vor fast einem Jahrzehnt mal eine halbe Stunde miteinander verbracht. Dennoch bin ich davon überzeugt, dass der Kyle Rhodes, der mich nach Hause begleitet und mir sein Hemd gegeben hat, das Richtige tun würde, ganz egal, wie sauer er auf mein Büro wäre. Wenn sich dieser Mann hier also noch irgendwo versteckt, sagen Sie ihm, dass er mich anrufen soll.«
Kyle verschränkte die Arme vor der Brust. »Waren Sie schon vor neun Jahren so penetrant und stur? Seltsam, dass ich mich daran gar nicht erinnern kann.«
Sie hielt ihm ihre Visitenkarte hin. »Meine Nummer, falls Sie sich doch noch für den einfachen Weg entscheiden sollten.«
Er nahm die Karte entgegen. Und trotz allem konnte er nicht anders, als sie ein klein wenig zu necken. »Sie wollen mich also wirklich wiedersehen.« Er zog eine Augenbraue hoch und fragte sie spitzbübisch: »Sind Sie sicher, dass Sie aus rein beruflichen Gründen hier
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