Wiedersehen macht Liebe (German Edition)

Aktentasche bei sich und war ganz scharf darauf, mit ein paar Vorladungsdrohungen um sich zu werfen.
    Diese Vorstellung war ganz schön sexy.
    »Donnerstag, vierzehn Uhr«, bestätigte er. »Wo genau soll ich mich einfinden?«
    »Raum 511. Aus Gründen der Vertraulichkeit steht dort nichts außer der Zimmernummer an der Tür. Sie warten einfach im Zeugenzimmer daneben, bis ich Sie holen komme«, erklärte sie. »Auch wenn Sie in dieser Angelegenheit juristischen Beistand abgelehnt haben, bin ich dazu verpflichtet, Ihnen mitzuteilen, dass Sie immer noch einen Anwalt mitbringen können. Er oder sie müsste dann allerdings draußen warten. Im Inneren des Raums darf sich außer den Zeugen, den Geschworenen, dem Gerichtsschreiber und mir niemand aufhalten. Stellen Sie sich das Ganze wie Vegas vor – was im Raum der Grand Jury geschieht, bleibt im Raum der Grand Jury.«
    Kyle konnte nicht widerstehen und senkte seine Stimme. »Ich hätte nicht gedacht, dass eine brave Staatsanwältin wie Sie über die Dinge Bescheid weiß, die in Vegas passieren.«
    »Es gibt wahrscheinlich einiges, was frisch aus dem Gefängnis entlassene böse Jungs wie Sie nicht über brave Staatsanwältinnen wissen.«
    Kyle zog eine Augenbraue in die Höhe. Das klang ja fast so, als würde sie mit ihm flirten.
    Doch dann änderte sich ihr Tonfall und wurde wieder rein geschäftlich. »Dann sehe ich Sie also am Donnerstag. Vierzehn Uhr.«
    »Abgemacht. Ich freue mich schon auf unser Rendezvous.«
    »Es ist kein Rendezvous, sondern ein Gerichtsverfahren«, erwiderte sie nachdrücklich.
    »Namen sind doch Schall und …«
    »Bis dann, Kyle.« Sie legte auf, bevor er den Satz beenden konnte.
    Schmunzelnd verstaute Kyle sein Handy wieder in der Hosentasche und kehrte in den VIP-Raum zurück.
    Dex sah ihn an. »Wer auch immer das war, die Person hat dir auf jeden Fall ein Grinsen ins Gesicht gezaubert.
    Kyle winkte ab. »Das ist nur so ein Projekt, an dem ich arbeite.«
    »Hat dieses ›Projekt‹ auch einen Namen?«
    Na klar! Rylann Pierce alias die Nervensäge. »Es ist nicht so, wie du denkst. Das war jemand aus dem Büro der Staatsanwaltschaft. Ich … helfe denen bei einer Ermittlung.«
    Das überraschte Dex verständlicherweise sehr. »Wow! Die muss ja echt scharf sein, um dich zu so etwas zu überreden.« Dann sah er ihn schief an. »Warte mal … ist das diese Staatsanwältin, die du letztens vor Gericht getroffen hast? Die Dunkelhaarige, deren Vorbau du auf diesem Foto abcheckst?
    Kyle lehnte sich gegen die schwarze Bar und winkte erneut ab. »Wir befanden uns mitten in einem Gerichtssaal. Natürlich habe ich ihren Vorbau nicht abgecheckt. Ich habe ihr die ganze Zeit über in die Augen geschaut.«
    »Das müssen ja hammermäßige Augen sein.«
    Kyle wollte protestieren, hielt dann aber inne.
    Doch, das kam hin.

15
    »Ich habe keine weiteren Fragen, Agent Wilkins.«
    Rylann sah über ihre Schulter zu den dreiundzwanzig Personen, die hinter ihr an drei langen Bänken saßen. Alle waren noch wach, was immer ein gutes Zeichen war. »Hat die Grand Jury noch weitere Fragen an diesen Zeugen?«
    Es gab eine Pause. Vorne neben dem Zeugen saßen der Geschworenensprecher und der Gerichtsschreiber. Der Sprecher schüttelte den Kopf.
    Rylann nickte Sam zu. »Sie dürfen den Zeugenstand nun verlassen, Agent Wilkins. Vielen Dank.« Sie drehte sich um und sah ihm nach. Dabei warf sie einen weiteren verstohlenen Blick in Richtung der Geschworenen. Sie konnte ihnen ansehen, dass sie den FBI-Agenten mochten, und dazu hatten sie auch allen Grund. Er war charmant und gut vorbereitet gewesen und hatte während seiner Aussage nicht einmal auf seine Ermittlungsberichte schauen müssen. Wenn der Fall gegen Quinn vor Gericht kam – was eher unwahrscheinlich war –, hatte sie keinen Zweifel daran, dass Sam einen ausgezeichneten Zeugen abgeben würde.
    Ihre heutige Aufgabe bestand einfach nur darin, eine Geschichte zu erzählen. Da es sich um ein Grand-Jury-Verfahren und nicht um einen Prozess handelte, konnte sie viele Einzelheiten dieser Geschichte weglassen, aber sie musste durch ihre Zeugen das Wer, Was, Wo, Wann, Wieso und Wie des Verbrechens deutlich machen. Diese spezielle Geschichte hatte drei Akte: Agent Wilkins, Kyle Rhodes und Manuel Gutierrez. Nach den Zeugenaussagen würde sie der Jury eine Anklageschrift übergeben, in der die Vorwürfe gegen Quinn aufgelistet waren. Der Rest lag dann in ihren Händen.
    Heute würde Rylann sie darum bitten, Quinn in zwei