Wiedersehen macht Liebe (German Edition)
genau.«
»›Hat Ms Pierce jemals mit Ihnen über Ihre Aussage gesprochen, während sie zusammen im Bett waren, Mr Rhodes? Vielleicht um Ihnen unter Liebenden ein paar Hinweise zu geben, was Sie im Zeugenstand sagen sollen?‹«
»Eben, du verstehst also mein Pro…«
»Sie wollen Ihren Partnerinnen gefallen, nicht wahr, Mr Rhodes? Sie würden alles sagen, um Ms Pierce dabei zu helfen, ihren Fall zu gewinnen, nicht wahr?«
Rylann, die erkannte, dass es noch eine Weile so weitergehen konnte, lehnte sich zurück.
Rae lächelte. »Wenn ich mal einen Augenblick lang als Strafverteidigerin und nicht als deine Freundin sprechen darf, muss ich zugeben, dass das ein Heidenspaß wäre.«
»Tja, das ist die Art von Spaß, die in meinen Fällen nicht vorkommen wird«, erwiderte Rylann. Und es ging ihr dabei nicht nur um Kyles Glaubwürdigkeit als Zeuge. Sie konnte sich kaum vorstellen, wie peinlich es wäre, im Gericht zu sitzen, während der gegnerische Anwalt einen ihrer Zeugen über seine sexuelle Beziehung zu ihr ausquetschte. Sie hatte mal als Gerichtsschreiberin gearbeitet und wusste genau, was Richter von Anwälten hielten, die sich in so etwas hineinziehen ließen. Ganz zu schweigen davon, was in ihrem Büro los sein würde.
Unterm Strich stand fest: Sie wollte ihre neue Chefin und ihre Kollegen beeindrucken und sich unter Chicagos Juristen einen Namen machen. Und die Idiotin zu sein, die mit einem Zeugen schlief, war garantiert nicht der richtige Weg, um das zu erreichen.
Rae warf Rylann einen enttäuschten Blick zu. »Das ist echt bescheuert. Ich meine, ich will ja kein Salz in die Wunde streuen, aber er ist wirklich sexy. Wie ein Filmstar oder so.«
Das war Rylann nicht entgangen. »Ich will mit dieser ganzen Szene ohnehin nichts zu tun haben.«
»Na klar! Weil die Sexy-Typen-Szene ja auch echt voll langweilig ist.«
»Ich meinte Kyles Szene. Wie oft habe ich seinen Namen in irgendwelchen Klatschmagazinen gelesen, in denen man sich das Maul darüber zerrissen hat, dass er mit irgendeinem Model in einem angesagten Club oder Restaurant war?«
Rae zog eine Augenbraue in die Höhe. »Keine Ahnung, wie oft hast du das denn gelesen?« Ihr Tonfall wurde durchtrieben. »Einen Moment mal … könnte es sein, dass Sie seinen Namen in den letzten neun Jahren dauernd gegoogelt haben, Ms Pierce?«
Rylanns Wangen wurden knallrot, und sie warf ihrer Freundin einen vernichtenden Blick zu. » Nein «, antwortete sie nachdrücklich, während Rae entzückt lachte. Unruhig rutschte sie auf ihrem Stuhl hin und her und fühlte sich plötzlich wie eine Zeugin im Kreuzverhör. »Eventuell ist mir sein Name ein- oder zweimal« – oder vielleicht auch zehnmal – »begegnet, als ich mir ein paar Klatschseiten im Internet angesehen habe. Das ist alles.«
Da Rae sie weiterhin angrinste, warf ihr Rylann über ihr Martiniglas hinweg erneut einen bösen Blick zu. »Oh, als ob du niemals einen Typen, den du mal kanntest, bei Facebook gesucht hast.«
»Du gibst es also zu.«
Rylann warf herablassend ihr Haar zurück. »Ich gebe gar nichts zu, außer der Tatsache, dass der Mann jetzt mein Zeuge ist.«
»Über neunzig Prozent der Strafverfahren enden mit einem Vergleich, bevor sie vor ein Gericht kommen, Ry.« Rae zwinkerte ihr vielsagend zu. »Kyle Rhodes wird nicht für immer dein Zeuge sein.«
Später an diesem Abend saß Rylann im Schneidersitz vor ihrem Laptop auf dem Bett. Sie hatte vor diesem Moment zurückgescheut, seit sie nach Hause gekommen war, denn es bedeutete, dass sie versuchen musste, eine angemessene Antwort auf Jons E-Mail zu finden.
Schließlich tippte sie: SELBER HI.
Sofort löschte sie es wieder. Das klang zu sehr nach Flirten.
Dies wiederum warf eine neue Frage auf: Wollte sie flirten?
Auf keinen Fall – er hatte ihr den Laufpass gegeben.
Also versuchte sie es noch einmal. S CHÖN , VON DIR ZU HÖREN, begann sie, bevor sie auch das wieder löschte. Ehrlich gesagt war es gar nicht so besonders schön, von ihm zu hören. Besonders da er sie mit seinem verdammten » Hi « vollkommen in Panik versetzt hatte, weshalb sie nun mitten in der Nacht hier saß und verzweifelt versuchte, eine Antwort auf eine E-Mail zu formulieren, die eigentlich keine verdiente.
Dann ignoriere sie doch einfach. Den Wink mit dem Zaunpfahl wird er verstehen.
Aber sie zu ignorieren, ließ es so aussehen, als ob sie sich Jon noch nicht einmal in einer E-Mail stellen könnte, und das war nicht der Fall. Sie … konnte mit der
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