Wiedersehen macht Liebe (German Edition)
höflich zu. »Sie dürfen jetzt gehen, Mr Rhodes. Vielen Dank.«
Mit einem Nicken erhob sich Kyle vom Drehstuhl. Er ignorierte die neugierigen Blicke der Geschworenen, während er den Raum verließ. Als sich die Tür hinter ihm schloss, stand er allein im Gang. Er war zwar zufrieden, fühlte sich aber gleichzeitig seltsam abgewiesen – wie ein Mann, der während eines heißen Stelldicheins kaum seinen letzten Stoß getan hatte, bevor man ihm Hemd und Schuhe in die Hand gedrückt und ihn aus der Tür geschoben hatte.
Er hatte zwar nicht erwartet, nach der Aussage noch stundenlang zu plaudern, aber, gute Güte , das war wirklich ziemlich … enttäuschend gewesen. Zum einen hatte sie nicht mal gesagt, wann sie sich wiedersehen würden. Oh, natürlich würde sie in ein paar Wochen wieder mit ihrem Notizblock, ihrer Aktentasche und ihren feurigen kleinen Vorladungsdrohungen in sein Leben platzen, und sie würde charmant und frech sein, bis sie bekommen hatte, was sie wollte, und dann, zack, würde sie sich in ihrem hübschen kurzen Rock wieder auf den Weg machen.
Diese ganze Grand-Jury-Erfahrung hatte ihn ziemlich irritiert.
Kyle kehrte nach unten in die Lobby zurück, bevor ihm klar wurde, dass er sein Handy wieder anschalten konnte. Kurz nachdem er das getan hatte, kam eine SMS an.
Sie war von Rylann. Wahrscheinlich hatte sie sie in der Pause vor dem nächsten Zeugen geschrieben.
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Kyle steckte sein Handy zurück in seine Manteltasche. Erst später wurde ihm klar, dass es das erste Mal in sechs Monaten gewesen war, dass er das Gerichtsgebäude mit einem Lächeln auf dem Gesicht verlassen hatte.
Später an diesem Tag verließ Rylann das gleiche Gebäude mit einem ähnlich erfreuten Gesichtsausdruck.
Im Gegensatz zu Prozessjurys, die sich mehrere Tage oder sogar länger Zeit nehmen durften, um zu einem Ergebnis zu gelangen, entschied sich eine Grand Jury normalerweise recht schnell. Und heute war glücklicherweise keine Ausnahme gewesen. Zehn Minuten nachdem Manuel Gutierrez den Zeugenstand verlassen durfte, hatte der Geschworenensprecher eine Anklageschrift eingereicht, die von jetzt an offiziell als Die Vereinigten Staaten gegen Adam Quinn bekannt sein würde.
Sie hatte ihre Anklage.
16
Am Freitagmorgen erhielt Rylann ihre zweite gute Nachricht innerhalb von vierundzwanzig Stunden.
»Mein Mandant will sich schuldig bekennen«, sagte Greg Boran, der Pflichtverteidiger.
Im Laufe der letzten Woche hatte Rylann die Bedingungen eines Vergleichs für Watts ausgehandelt. Sobald ihr Cameron die Unterlagen gegeben hatte, war ihr klar gewesen, dass dieser Teil des Falls kein Problem darstellen würde. Watts saß bereits lebenslänglich, und die Ermittlung gegen ihn war eine todsichere Sache. Zwei Männer waren zusammen in einer Zelle eingeschlossen gewesen, und einer dieser beiden war totgeschlagen worden – es war also nicht gerade ein Geheimnis, wer der Angreifer gewesen war. Tatsächlich hatte sich Watts nicht mal die Mühe gemacht, auf Selbstverteidigung zu plädieren – abscheulicherweise schien er auf seine Tat sogar fast stolz zu sein.
Es gab nur einen Knackpunkt, an dem sie keine Fortschritte hatte machen können. »Konnten Sie ihn dazu bringen, gegen Quinn auszusagen?«
»Tut mir leid. Dazu will er nichts sagen«, antwortete Greg.
»Selbst wenn ich die Anklage auf Totschlag ändere?«
»Das macht in diesem Fall keinen Unterschied – und genau deswegen bieten Sie es ja auch so bereitwillig an«, sagte Greg. »Watts sitzt bereits zweimal lebenslänglich ab. Bei dieser Anklage ein paar Jahre abzuziehen, ist vollkommen irrelevant.«
»Und wie wäre es damit, einfach das Richtige zu tun?«, fragte Rylann. »Das könnte Ihr Mandant doch auch mal ausprobieren.«
Greg blieb hart. »Er sitzt lebenslänglich, Rylann. Er wird nicht in die Hand beißen, die ihn füttert, nur um Ihnen bei Ihrem Fall zu helfen. Ich glaube nicht, dass es bei den anderen Wärtern so gut ankommen würde, wenn er mit seiner Aussage dafür sorgt, dass einer von ihnen hinter Gittern landet.«
Wahrscheinlich nicht. Dennoch startete Rylann einen letzten Versuch. »Ich kann für ihn eine Verlegung aus dem MCC arrangieren. Irgendwohin, wo die Sonne das ganze Jahr lang auf den Gefängnishof scheint. Ich kenne da zufällig ein paar reizende Einrichtungen in Kalifornien, die Mr Watts gerne als Gast aufnehmen würden.«
Greg schmunzelte. »Diesen Vorschlag habe
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