Wiedersehen macht Liebe (German Edition)
Denk an die »Zeugensituation«!
»Ich hab ein paar Eisen im Feuer«, antwortete er vage. Er war noch nicht bereit, über Details seiner Start-up-Firma zu reden – nicht bevor alles in trockenen Tüchern war.
Sie zog eine Augenbraue in die Höhe. » Legale Eisen, hoffe ich?«
Süß. »Ja, legale Eisen, Frau Anwältin«, erwiderte er. »Vertrau mir, wenn ich niemals wieder einen Gerichtssaal von innen sehe, ist das noch zu früh.« Dann erinnerte er sich. »Natürlich abgesehen vom Quinn-Fall.«
»Natürlich.« Rylann blickte auf ihr Weinglas, als ob sie über etwas nachdenken würde. Dann warf sie ihm einen Seitenblick zu, der ein wenig … interessierter zu sein schien. »Warum hast du Dex geschickt, um Rae und mich zu holen?«
Der Moment der Wahrheit.
Kyle wusste, dass er ihrem üblichen Verhaltensmuster folgen und ihre Frage mit einer Stichelei, einem Scherz oder einem sarkastischen Kommentar beantworten konnte. Aber etwas an der Atmosphäre und der Art, wie sie aussah – und, noch viel wichtiger, an der Art, wie sie ihn gerade ansah –, ließ ihn auf die üblichen Spielchen verzichten. Stattdessen schaute er ihr tief in die Augen. »Weil ich vor neun Jahren das hübscheste Mädchen in der Kneipe angesprochen habe und sie heute immer noch die einzige Person ist, mit der ich reden will.«
Sie riss die Augen auf, und er wartete darauf, dass sie etwas sagte, irgendetwas, das ihn wissen ließ, dass er nicht die einzige Person war, die an diesem Abend so empfand. Doch stattdessen richtete sie ihren Blick wieder auf das Weinglas und spielte mit dem Stiel.
»Es gibt da etwas, über das wir wahrscheinlich reden sollten«, sagte sie. »Ich war heute im Gericht.«
Gericht. Kyle setzte sich auf und schüttelte ungläubig den Kopf. »Und?«, fragte er trocken.
»Es war eigentlich eine Routineangelegenheit«, fuhr sie fort. »Aber da du mit dem Fall zu tun hattest, dachte ich, es könnte dich interessieren, dass sich Quinn heute Morgen schuldig bekannt hat. Zu Totschlag und Verschwörung zur Verletzung der Bürgerrechte eines Gefangenen.«
Kyle sah sie an. »Was bedeutet das?«
Ihre Augen funkelten amüsiert. »Totschlag? Das bedeutet Mord ohne vorherige Ab…«
Er legte seine Hand auf ihren Mund, um ihren schnippischen Kommentar abzukürzen. »Was bedeutet das?«, wiederholte er mit tiefer Stimme. Als er seine Hand wegzog, sah er, dass sich ihre Mundwinkel zu einem Lächeln verzogen hatten.
»Es bedeutet, dass du nicht mehr mein Zeuge bist. Es wird noch eine Urteilsverkündung geben, aber faktisch ist dieser Fall vorbei.«
Mehr musste Kyle nicht hören.
Er fuhr mit seinen Fingern durch ihr Haar und legte sanft seine Hand in ihren Nacken. Keine Spielchen mehr. »Das hättest du mir heute Abend gar nicht sagen müssen, oder?«
Unbeirrt erwiderte sie seinen Blick. »Nein, das hätte ich nicht.«
Ein Geständnis, das Bände sprach. Kyle ließ seinen Daumen über ihre Unterlippe gleiten. Seine Stimme war kaum mehr als ein sanftes Knurren.
»Lass uns von hier verschwinden.«
20
Der Ausdruck in Kyles Augen verriet Rylann genau, was passieren würde, wenn sie die Bar mit ihm verließ. Der durchdringende rauchblaue Schlafzimmerblick ließ keinen Zweifel daran.
Während sie in dieser samtbehangenen Nische saß, fielen ihr Hunderte Gründe ein, warum sie Nein sagen sollte. Und nur ein Grund, um Ja zu sagen.
Weil sie es einfach wollte.
Sie tat sonst immer das Richtige. Und aus einer rationalen Perspektive bedeutete das Richtige, aufzustehen und sich von Kyle Rhodes und dem gefährlichen Versprechen seiner Worte zu entfernen. Aber er war sündhaft attraktiv, intelligent und witzig, und es war so lange her, seit sie etwas so … atemberaubend Aufregendes getan hatte. Wenn überhaupt.
»Ich muss mich noch von Rae verabschieden«, sagte sie zu Kyle.
Und sie hatte gedacht, dass sein Blick vorher schon durchdringend gewesen war.
Er führte ihre Hand an seinen Mund und strich mit seinen Lippen über ihre Finger. »Wir treffen uns unten an der Treppe. Ich sage Dex Bescheid, dass ich gehe.«
Nachdem er aus der Sitzecke geschlüpft und davongegangen war, atmete Rylann tief durch. Sie brauchte einen Augenblick, um sich zu beruhigen. Das war das absolute Gegenteil von allem, was sie normalerweise tat – sie verließ einfach keine Bars mit milliardenschweren Playboys, die gerade aus dem Gefängnis entlassen worden waren. Aber obwohl es ihr ein wenig verrückt vorkam, fühlte es sich richtig gut an. Und das würde für
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