Wiedersehen macht Liebe (German Edition)
wäre es damit – bevor Sie eine Entscheidung treffen, wollen Sie vielleicht wenigstens wissen, was Sie für Rhodes Network Consulting tun würden. Wenn ich Sie einstellen würde.«
Troy nickte höflich. Kyle war klar, dass er ihn lediglich bei Laune halten wollte. »Also gut. Was würde ich, hypothetisch gesprochen, für Rhodes Network Consulting tun?«
»Nun, die anderen Mitglieder des Teams, einschließlich mir, würden Sicherheitssysteme für unsere Kunden entwickeln. Natürlich besteht die einzige Möglichkeit, festzustellen, ob diese Systeme sicher sind, darin, dass ein anderes Teammitglied diese auf Schwächen überprüft.«
Troys Gesichtsausdruck spiegelte seine Überraschung wider. »Sie wollen einen Hacker einstellen?«
»Ich dachte mir, wir nennen die Position lieber ›Sicherheitsanalytiker‹, aber im Grunde genommen trifft das zu – Sie wären ein professioneller Hacker.«
Als Kyle in Troys Blick einen Funken Interesse entdeckte, fuhr er fort. »Professor Sharma hält Sie für brillant und ambitioniert.« Er lehnte sich auf seinem Stuhl vor. »Vor neun Jahren gab man mir die Möglichkeit, vom Besten der Industrie zu lernen. Es war nicht das, was ich mir zum damaligen Zeitpunkt vorgestellt hatte, aber ich bedauere es keine Sekunde. Heute bin ich hier und biete Ihnen die gleiche Chance an. Vielleicht ist es nicht das Richtige für Sie, aber aus eigener Erfahrung kann ich Ihnen versichern, dass Sie das erst mit Sicherheit wissen werden, wenn Sie es ausprobiert haben.«
»Und was, wenn sich herausstellt, dass es nicht das Richtige für mich ist?«, erwiderte Troy nachdenklich.
Kyle zuckte mit den Schultern. »Verpflichten Sie sich für sechs Monate bei mir. Wenn es dann nicht funktioniert, können Sie gehen. Im Guten. Wir wissen beide, dass sich jede Menge Computerfreaks die Finger nach so einem Job lecken.« Nun war es an der Zeit für seinen Joker. »Schließlich sind es meine Systeme, die Sie zu hacken versuchen würden. Eine Gelegenheit, den Twitter-Terroristen bei seinem eigenen Spiel zu schlagen.«
Troy schwieg eine ganze Weile lang. Dann verzogen sich seine Lippen zu einem kleinen Lächeln. »Kann ich mich in Ihrem Büro so anziehen?«
»Troy, vor drei Monaten trug ich noch einen orangefarbenen Gefängnisoverall und Turnschuhe ohne Schnürsenkel. Ich glaube, man kann wohl sagen, dass bei Rhodes Network Consulting nicht allzu viel Wert auf formelle Kleidung gelegt wird. Solange Sie mir mit Ihren Nietenarmbändern nicht meine Tastaturen zerkratzen.«
Troy lächelte. »Abgemacht.«
Später an diesem Nachmittag befand sich Kyle wieder auf der I-57 nach Hause und sah um sich herum nur Maisfelder.
Es war ein erfolgreicher Tag gewesen.
Er war noch nicht so weit, sein Unternehmen zu eröffnen – er mochte gut sein, aber er brauchte mehr als zwei schlaue Typen mit einem Abschluss in Informatik und null praktischer Erfahrung in seinem Team. Immer noch suchte er nach mindestens einer Person mit mehreren Jahren Erfahrung für die Position des Geschäftsführers – der Kerl in Seattle hatte abgesagt – sowie nach einem Verwaltungsassistenten. Außerdem musste er Phase eins und zwei seiner Marketingstrategie umsetzen. Er hatte ein angenehmes Startkapital und war bereit, es durch den Verkauf seines Penthouse zu vergrößern, aber auch das würde nicht ewig reichen. Doch heute wollte er einfach nur genießen, was er erreicht hatte, besonders da es lange her war, dass er wegen seiner Arbeit so enthusiastisch gewesen war. Jahrelang hatte er mit dem Gedanken gespielt, sich selbstständig zu machen und aus dem Schatten seines Vaters herauszutreten. Und nun würde es endlich passieren.
Als Kyle die Stadt erreichte und ihn die beeindruckende Skyline von Chicago begrüßte, dämmerte es bereits. Er war in Feierlaune und spielte mit dem Gedanken, im Firelight vorbeizuschauen, um mit Dex auf seinen Erfolg anzustoßen. Schon seit der Uni hing er stets mit Dex ab, wenn er sich nach einem harten Tag entspannen wollte.
Daher war es interessant, dass sein Wagen auf dem Lake Shore Drive blieb und an der Abfahrt vorbeifuhr, die ihn zum Firelight gebracht hätte.
Da Rylann erwähnt hatte, dass sie im Roscoe Village wohnte, hatte er eine ungefähre Vorstellung davon, wohin er fuhr. An einer Ampel auf der Belmont Avenue holte er sein Handy heraus und ging seine Kontakte durch. Die Schönheit einer SMS lag in ihrer Einfachheit. Er musste nichts erklären oder versuchen, ihre Wortgefechte zu analysieren, um
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