Wiedersehen mit Mrs. Oliver
Warburton ließ sich in den Sessel fallen, aus dem Hattie gerade aufgestanden war. Auch er sah den beiden nach, aber sein Blick galt nur der jüngeren Frau, und er sagte mit einem leichten Grinsen:
»Schönes Geschöpf, finden Sie nicht?« Dann warf er einen schnellen Blick zur Gartentür, durch die Sir George, von Mrs Masterton und Mrs Oliver gefolgt, soeben das Zimmer verließ. »Hat dem alten George Stubbs mächtig den Kopf verdreht. Nichts ist zu kostbar für sie. Juwelen, Nerzmantel – alles, was gut und teuer ist! Ob er weiß, dass sie nicht ganz richtig im Kopf ist, hab ich nie herausgefunden. Wahrscheinlich denkt er, dass es sowieso nicht darauf ankommt. Diese Finanzgenies sehnen sich ja wohl nicht nach einer intellektuellen Gefährtin.«
»Was ist sie für eine Landsmännin?«, fragte Poirot neugierig. »Ich finde, sie sieht aus wie eine Südamerikanerin, aber ich glaube, dass sie aus Westindien stammt, von irgendeiner der Inseln, von denen Rum und Zucker kommen. Sie soll aus einer alten Familie sein – Kreolin, kein Halbblut. Auf diesen Inseln ist natürlich alles versippt und verschwägert, daher die geistige Unzulänglichkeit.«
Die junge Mrs Legge gesellte sich zu ihnen.
»Sie müssen mir beistehen, Jim«, bat sie. »Das Zelt muss unbedingt auf der anderen Seite des Rasens, bei den Rhododendronbüschen stehen. Es ist der einzig mögliche Platz.«
»Leider ist Mrs Masterton anderer Ansicht.«
»Dann müssen Sie sie vom Gegenteil überzeugen.«
»Mrs Masterton ist meine Vorgesetzte«, sagte er mit einem verschmitzten Lächeln.
»Wilfrid Masterton ist Ihr Vorgesetzter. Er ist der Parlamentsabgeordnete.«
»Das ist richtig, aber sie hat die Hosen an, davon kann ich ein Liedchen singen!«
Sir George kam durch die Gartentür ins Zimmer zurück.
»Ach, hier sind Sie, Sally«, sagte er. »Wir brauchen Sie. Man sollte es nicht für möglich halten, dass ihr euch alle darum streitet, wer die Brötchen streichen soll und wer den Kuchen versteigern wird, und verlangt, dass die Obstbude anstatt der Würfelbude an einem bestimmten Platz stehen muss. Wo ist Amy Folliat? Sie kann vielleicht mit diesen Leuten fertig werden – sie ist die Einzige, der ich das zutraue.«
»Sie ist mit Hattie nach oben gegangen.«
»Ach so …«
Sir George sah sich hilflos um, und Miss Brewis, die gerade beim Schilderschreiben war, sprang auf und sagte: »Ich werde sie holen, Sir George.«
»Vielen Dank, Amanda.«
Miss Brewis verließ das Zimmer.
»Ich brauche noch mehr Gitterdraht«, murmelte Sir George.
»Für das Gartenfest?«
»Nein, nein, um das verrostete Gitter auszubessern, das unseren Wald von der Jugendherberge trennt; da ist eine Stelle, wo sie durchkriechen und auf unser Gebiet kommen.«
»Wer kriecht denn durch?«
»Unbefugte Personen!«
»Sie reden wie Betsy Trotwood, wenn sie ihren Feldzug gegen die Esel führt«, meinte Sally Legge belustigt.
»Betsy Trotwood? Wer ist das?«, fragte Sir George.
»Charles Dickens!«
»Ach, Dickens! Ja, die Pickwicks Papers hab ich gelesen – gar nicht schlecht. Aber Spaß beiseite, diese Eindringlinge nehmen wirklich überhand, seitdem da drüben die Jugendherberge ist. Sie kommen von überall her und tragen die unmöglichsten Hemden – heute früh erschien ein Junge, dessen Hemd über und über mit Schildkröten bedruckt war, ich wollte meinen Augen kaum trauen und hatte fast das Gefühl, zu tief ins Glas geguckt zu haben. Und die meisten können nicht mal richtig Englisch …«
Er imitierte: »›Oh, bitte schön – können mir vielleicht sagen, ist dies Weg zu Fähre?‹ Ich sage ärgerlich, Nein, das sei nicht der Weg zur Fähre und sie möchten gefälligst dahin zurückgehen, wo sie hergekommen sind. Aber dann starren sie mich nur fassungslos an und verstehen kein Wort. Und die Mädchen kichern. Alle Nationalitäten sind vertreten: Indianer, Jugoslawen, Holländer, Finnen – wahrscheinlich auch Eskimos«, ereiferte er sich.
»Schon gut, George, fangen Sie jetzt nur nicht an, sich aufzuregen«, beschwichtigte ihn Mrs Legge. »Ich werde Ihnen helfen, mit den wilden Weibern fertig zu werden.«
Sie ging mit ihm zur Gartentür, drehte sich aber noch einmal um und rief zurück: »Kommen Sie mit, Jim, lassen Sie sich für den guten Zweck in Stücke reißen.«
»Ich komme gleich, ich möchte nur M. Poirot ein paar Einzelheiten über die Mörderjagd erzählen, weil er ja die Preise verteilen wird.«
»Das können Sie doch später auch noch tun.«
»Ich werde
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