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Wiedersehen mit Mrs. Oliver

Wiedersehen mit Mrs. Oliver

Titel: Wiedersehen mit Mrs. Oliver Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Mann, dessen Gesicht sich infolge von Sonnenbrand stark schälte. Er lächelte liebenswürdig. Seine Frau, ein reizvoller, sommersprossiger Rotschopf, nickte freundlich, um sich gleich darauf in eine lebhafte Auseinandersetzung mit Mrs Masterton zu stürzen; ihre sympathische, helle Stimme und Mrs Mastertons Bellen klangen wie ein Duett.
    »Auf keinen Fall bei der Magnolie – das ist eine Sackgasse.«
    »Man muss die Zelte unbedingt etwas verteilen – falls Schlangen entstehen sollten –„
    »Aber es wäre viel kühler – wenn die Sonne voll auf das Haus scheint –„
    »Die Wurfbude mit den Kokosnüssen darf nicht zu dicht am Haus sein; die Jungen schleudern die Nüsse mit aller Gewalt.«
    »Und das ist Miss Brewis, der wir alle gehorchen müssen«, erklärte Sir George.
    Miss Brewis saß hinter dem silbernen Teeservice. Sie war eine magere, tüchtig aussehende Frau um die vierzig mit einer frischen, freundlichen Art.
    »Sehr erfreut, M. Poirot«, sagte sie. »Ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Reise. Um diese Jahreszeit sind die Züge leider oft entsetzlich voll. Darf ich Ihnen eine Tasse Tee geben? Milch? Zucker?«
    »Sehr wenig Milch und vier Stück Zucker bitte, Mademoiselle.« Während Miss Brewis seine Anweisungen ausführte, fügte er hinzu: »Wie ich sehe, sind Sie alle ungeheuer beschäftigt.«
    »Ja, allerdings. Im letzten Augenblick sind immer noch so viele Dinge zu tun, und außerdem sind die Leute heutzutage schrecklich unzuverlässig. Die Lieferanten, die für Zelte, Stühle und Geschirr verantwortlich sind, müssen ununterbrochen gemahnt werden. Ich habe den halben Morgen am Telefon verbracht.«
    »Was ist mit den Pflöcken für die Minigolfanlage, Amanda?«, fragte Sir George.
    »Das geht alles in Ordnung, Sir George. Mr Benson vom Golfklub war sehr hilfsbereit.«
    Sie reichte Poirot die Tasse.
    »Ein Sandwich, M. Poirot? Diese hier sind mit Tomaten belegt und diese mit Leberpastete. Aber vielleicht möchten Sie lieber ein Stückchen Kuchen«, sagte Miss Brewis, sich an die vier Stücke Zucker erinnernd.
    Poirot zog Kuchen vor, und er nahm sich ein Sahnetörtchen. Er balancierte das Törtchen vorsichtig auf der Untertasse, durchquerte das Zimmer und setzte sich neben Lady Stubbs. Sie war noch immer damit beschäftigt, das Licht auf dem Smaragdring spielen zu lassen.
    »Wunderschön, finden Sie nicht auch?«, meinte sie.
    Er hatte sie aufmerksam beobachtet. Sie trug einen großen, dunkelroten chinesischen Kulihut, der einen rosa Schimmer auf ihr bleiches Gesicht warf. Sie war stark zurechtgemacht – auf eine unenglische, exotische Art: schneeweiße, matte Haut, tiefrote Lippen, lange, schwarz gefärbte Augenwimpern. Unter dem Hut sah man den Ansatz ihres glatten, festanliegenden schwarzen Haares. Ihr Gesicht war von fremdartiger Schönheit. Sie war ein Kind der tropischen Sonne, das zufällig in ein englisches Wohnzimmer verbannt worden war. Aber als sie ihn anblickte, stutzte Poirot. Ihre Augen hatten einen seltsam starren Ausdruck.
    Sie hatte ihre Frage auf eine vertraulich naive Art gestellt, und Poirot sprach zu ihr wie zu einem Kind.
    »Ja, es ist ein besonders schöner Ring«, bestätigte er.
    Sie schien sich über seine Antwort zu freuen.
    »George hat ihn mir gestern geschenkt«, erzählte sie ihm leise, als wäre es ein Geheimnis. »Er macht mir viele Geschenke, er ist sehr gut zu mir.«
    Poirot blickte noch einmal auf den Ring und auf die ausgestreckte Hand auf der Sessellehne. Die Nägel waren sehr lang und dunkelrot, fast braun lackiert.
    Ganz unvermittelt kam ihm der Satz in den Sinn: »Sie säen nicht, sie ernten nicht …« Er konnte sich Lady Stubbs wahrhaftig nicht bei der Arbeit vorstellen; sie war »eine Lilie auf dem Felde«. Nein, das stimmte auch nicht, dazu war sie viel zu unnatürlich.
    »Ein sehr schöner Raum, Madame«, sagte er und sah sich bewundernd um.
    »Finden Sie?«, meinte Lady Stubbs gleichgültig.
    Ihre Aufmerksamkeit konzentrierte sich immer noch auf den Ring; mit schiefgelegtem Kopf beobachtete sie das funkelnde grüne Feuer, während sie ihre Hand hin und her bewegte.
    »Sehen Sie, er zwinkert mir zu«, bemerkte sie mit Verschwörermiene.
    Sie begann laut zu lachen, und Poirot empfand einen leichten Schock. Es war ein grelles, unkontrolliertes Lachen.
    Sir George rief von der anderen Seite des Zimmers: »Hattie!«
    Seine Stimme war zwar freundlich, aber gleichzeitig etwas vorwurfsvoll. Lady Stubbs hörte auf zu lachen.
    »Devonshire ist ganz bezaubernd,

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