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Wiedersehen mit Mrs. Oliver

Wiedersehen mit Mrs. Oliver

Titel: Wiedersehen mit Mrs. Oliver Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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finden Sie nicht?«, sagte Poirot gewandt.
    »Während des Tages ist es ganz nett«, entgegnete Lady Stubbs, »wenn es ausnahmsweise mal nicht regnet. Aber leider gibt’s hier keine Nachtlokale.«
    »Machen Sie sich viel aus Nachtlokalen?«
    »O ja«, versicherte Lady Stubbs eifrig.
    »Und warum, wenn ich fragen darf?«
    »Wegen der Musik, und weil man dort tanzen kann und sich elegant anziehen und Schmuck tragen, und alle anderen Frauen haben auch Ringe und Ketten, aber nicht so schöne wie ich.«
    Sie lächelte außerordentlich zufrieden, und Poirot hatte plötzlich Mitleid mit ihr.
    »Diese Dinge machen Ihnen Freude?«
    »O ja, und ins Kasino geh ich auch gern. Warum gibt’s in England keine Kasinos?«
    »Das habe ich mich auch schon gefragt«, entgegnete Poirot seufzend. »Kasinos würden sich wohl nicht mit dem englischen Volkscharakter vereinbaren lassen.«
    Sie sah ihn verständnislos an, dann flüsterte sie vertraulich:
    »In Monte Carlo hatte ich einmal sechzigtausend Franken gewonnen. Ich habe auf die Nummer 27 gesetzt, und bei der ist die Kugel gelandet.«
    »Das muss sehr aufregend gewesen sein, Madame.«
    »Und wie! George gibt mir Geld zum Spielen – aber meistens verliere ich.« Sie sah betrübt aus.
    »Wie traurig!«
    »Ach, es spielt eigentlich keine Rolle – George ist nämlich sehr reich. Es ist schön, reich zu sein, finden Sie nicht?«
    »Sehr schön«, erwiderte Poirot.
    »Wenn ich nicht reich wäre, sähe ich vielleicht wie Amanda aus.« Sie streifte Miss Brewis mit einem nachdenklichen Blick. »Sie ist furchtbar hässlich, finden Sie nicht?«
    In diesem Augenblick sah Miss Brewis auf und zu ihnen herüber. Lady Stubbs hatte nicht laut gesprochen, aber Poirot fragte sich, ob Miss Brewis sie vielleicht doch gehört hatte.
    Dann fiel sein Blick auf Captain Warburton, der ihn belustigt und ironisch ansah.
    Poirot versuchte die Unterhaltung auf ein anderes Gebiet zu lenken.
    »Haben Sie viel mit den Vorbereitungen für das Gartenfest zu tun gehabt?«
    Hattie Stubbs schüttelte den Kopf.
    »Nein, ich finde das alles schrecklich dumm und langweilig. Wir haben genügend Hausangestellte und Gärtner – sollen die doch arbeiten!«
    »Aber meine Liebe«, meinte Mrs Folliat, die zu ihnen herübergekommen war und sich aufs Sofa gesetzt hatte, »das sind wohl die Vorstellungen, mit denen Sie zu Hause, auf Ihrer Plantage, aufgewachsen sind. Das Leben in England ist heutzutage leider anders – ich wünschte, es wäre nicht so!« Sie seufzte. »Jetzt muss man fast alles selbst tun.«
    Lady Stubbs zuckte die Achseln.
    »Das finde ich scheußlich. Wozu ist man dann reich?«
    »Manchen Leuten macht es Spaß zu arbeiten«, sagte Mrs Folliat und lächelte ihr zu. »Mir, zum Beispiel. Nicht alles natürlich, aber ich arbeite gern im Garten, und die Vorbereitungen für das morgige Fest machen mir auch Freude.«
    »Wird es wie eine Gesellschaft sein?«, fragte Lady Stubbs hoffnungsvoll.
    »Genau wie eine Gesellschaft – mit sehr, sehr vielen Gästen.«
    »Wie beim Rennen in Ascot? Mit großen Hüten und eleganten Toiletten?«
    »Nicht gerade wie Ascot«, antwortete Mrs Folliat. Dann fügte sie freundlich hinzu: »Aber Sie müssen versuchen, das Landleben zu genießen, Hattie! Sie hätten uns heute Morgen helfen sollen, anstatt bis zum Nachmittag im Bett zu bleiben.«
    »Ich hatte Kopfschmerzen«, bemerkte Hattie vorwurfsvoll.
    Dann änderte sich ihre Stimmung, sie lächelte Mrs Folliat unvermittelt zärtlich zu und sagte:
    »Morgen werde ich brav sein – ich werde alles tun, was Sie mir sagen.«
    »Das ist sehr lieb von Ihnen, mein Kind.«
    »Ich habe ein neues Kleid; es ist heute früh angekommen. Kommen Sie mit nach oben, ich möchte es Ihnen zeigen.«
    Mrs Folliat zögerte. Lady Stubbs sagte eindringlich:
    »Sie müssen kommen – bitte! Es ist ein ganz entzückendes Kleid. Bitte kommen Sie jetzt gleich!«
    »Also gut.« Mrs Folliat lächelte und stand auf.
    Während die kleine, zierliche Mrs Folliat der großen, stattlichen Hattie folgte, warf Poirot einen Blick auf das Gesicht der alten Dame und war erstaunt über den müden Ausdruck, der an die Stelle des freundlichen Lächelns getreten war. Es war, als hätte sie sich für einen Augenblick entspannt und die Gesellschaftsmaske fallen lassen. Und doch schien es ihm mehr als das zu sein … vielleicht hatte sie ein Leiden, über das sie, wie so viele Frauen, niemals sprach. Sie war bestimmt kein Mensch, der Mitleid erregen wollte, dachte Poirot.
    Captain

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