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Wiedersehen mit Mrs. Oliver

Wiedersehen mit Mrs. Oliver

Titel: Wiedersehen mit Mrs. Oliver Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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vorbei war.«
    »Irgendwelche Anzeichen für ein Sittlichkeitsverbrechen?«
    »Nein, kein Sittlichkeitsverbrechen, keine Vergewaltigung … Besonders hübsch war das arme Mädel ja nicht«, fügte der Arzt hinzu.
    Bland wandte sich an Hoskins:
    »Hat sie sich für Jungen interessiert?«
    »Ich glaube, die Jungen haben sich nicht viel um Marlene gekümmert«, meinte Hoskins, »aber vielleicht hätte sie nichts dagegen gehabt, wenn sich einer für sie interessiert hätte.«
    »Schon möglich«, stimmte Bland ihm zu. Er erinnerte sich an den Stoß von illustrierten Zeitschriften auf dem Tisch im Bootshaus und an einige Sätze, die auf den Rand gekritzelt worden waren: »Johnny geht mit Kate.« – »Georgie Porgie küsst Mädchen im Wald.« Vielleicht handelte es sich hier um einen Wunschtraum, obwohl er es für sehr unwahrscheinlich hielt, dass Marlenes Tod mit Erotik verbunden war. Aber man konnte nie wissen … Es gab gewisse perverse Verbrecher, die den Trieb hatten, unreife kleine Mädchen zu ermorden, und es war nicht ausgeschlossen, dass sich während der Ferienzeit ein Lustmörder in der Gegend aufhielt. Er glaubte fast, dass es gar nicht anders sein könnte, weil er beim besten Willen kein Motiv für diesen sinnlosen Mord finden konnte. Aber er war erst am Anfang, und er musste noch eine ganze Reihe von Leuten verhören.
    »Um welche Zeit ist sie gestorben?«
    Der Arzt blickte auf seine Uhr.
    »Jetzt ist es kurz nach halb sechs«, sagte er. »Ich sah sie zwanzig Minuten nach fünf; um diese Zeit war sie seit etwa einer Stunde tot. Sie muss also zwischen vier Uhr und zwanzig Minuten vor fünf ums Leben gekommen sein. Sollten wir bei der Autopsie noch etwas feststellen, werde ich Ihnen Bescheid sagen. Sie bekommen den ausführlichen Bericht wie üblich. Ich muss gehen, meine Patienten warten auf mich.«
    Er verließ das Zimmer, und Kommissar Bland bat Hoskins, Miss Brewis hereinzurufen. Als Miss Brewis das Zimmer betrat, hob sich seine Stimmung ein wenig, weil er in ihr sofort eine zuverlässige, tüchtige Person erkannte, die seine Fragen klar und deutlich beantworten würde.
    »Mrs Tucker ist in meinem Wohnzimmer«, sagte Miss Brewis, während sie sich setzte. »Ich habe ihr die Nachricht schonend beigebracht und ihr Tee gegeben. Natürlich ist sie in einer furchtbaren Verfassung. Sie wollte die Leiche sehen, aber ich habe sie davon abgehalten. Mr Tucker kommt um sechs von der Arbeit und will seine Frau hier abholen. Ich habe Auftrag gegeben, ihn, sobald er kommt, zu mir zu bringen. Die kleineren Kinder sind noch beim Fest, und ich habe dafür gesorgt, dass jemand sie im Auge behält.«
    »Ausgezeichnet«, lobte Kommissar Bland. »Bevor ich mit Mrs Tucker spreche, würde ich gern hören, was Sie und Lady Stubbs mir zu sagen haben.«
    »Ich weiß nicht, wo Lady Stubbs ist«, bemerkte Miss Brewis bitter. »Ich nehme an, dass das Gartenfest sie langweilte und sie sich in einen anderen Teil der Besitzung verzogen hat. Allerdings glaube ich nicht, dass sie Ihnen mehr erzählen kann als ich. Was möchten Sie eigentlich wissen?«
    »Ich möchte alle Einzelheiten über diese Mörderjagd erfahren, und warum die kleine Marlene Tucker daran teilgenommen hat.«
    »Das kann ich Ihnen leicht erklären.«
    Miss Brewis führte aus, dass man die Mörderjagd für eine originelle Attraktion des Gartenfestes gehalten und Mrs Oliver, die bekannte Autorin, gebeten habe, die Sache in die Hand zu nehmen und ein kurzes Expose der »Handlung« zu erstellen.
    »Ursprünglich sollte Mrs Alec Legge die Rolle des Opfers spielen«, fügte sie hinzu.
    »Mrs Alec Legge? Wer ist das?«, fragte der Kommissar.
    Constable Hoskins gab eine kurze Erklärung ab.
    »Sie und ihr Mann haben das rosa Häuschen unten bei der Mühle gemietet. Sie sind erst seit einem Monat hier und wollen noch zwei, drei Monate bleiben.«
    »Aha. Und wie Sie sagten, sollte Mrs Legge ursprünglich das Opfer sein. Warum wurde das geändert?«
    »Eines Abends hat Mrs Legge uns allen die Zukunft vorausgesagt, und sie machte es so gut, dass wir uns entschlossen, als eine weitere Attraktion ein Wahrsagezelt aufzustellen, in dem Mrs Legge in ein orientalisches Gewand gehüllt für zwei Shilling pro Person die Zukunft voraussagen sollte. Damit haben wir doch wohl nicht gegen das Gesetz verstoßen, Kommissar? Ich meine, bei einem Gartenfest nimmt man das doch nicht so genau?«
    Kommissar Bland lächelte schwach.
    »Nein, Wahrsagerinnen und Versteigerungen lässt man im Allgemeinen

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