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Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen

Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen

Titel: Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Pevel
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schon zurückziehen, da fügte der Kardinal hinzu: »Und erspart ihm die Wachen.«
    Saint-Georges verbeugte sich erneut und schloss beim Hinausgehen geräuschlos die Tür.
    Bevor sie in den Gemächern des Kardinals empfangen wurden, durchquerten gewöhnliche Besucher fünf Säle, die Tag und Nacht von Wachen gesäumt waren. Sie trugen das Schwert an der Seite und die Pistole am Gürtel, lauerten auf das leiseste Anzeichen von Gefahr und ließen niemanden ohne ausdrückliche Anordnung passieren. Nichts entging ihren forschenden Blicken, die sich jederzeit bedrohlich verfinstern konnten. Die berüchtigten Mäntel, die sie trugen, zeichneten diese Männer als ehrenwerte Mitglieder der Leibgarde Seiner Eminenz aus. Sie begleiteten den Kardinal überallhin und waren, egal wo er residierte, stets mindestens sechzig Mann. Diejenigen, die gerade nicht auf ihrem Posten in den Fluren und Vorzimmern standen, vertrieben sich die Zeit zwischen zwei Wachrunden, die Muskete immer griffbereit. Und es war nicht allein die Leibgarde, die für den Schutz des Kardinals zuständig war. Denn während diese in den Gemächern für seine Sicherheit sorgte, verteidigte ihn draußen zusätzlich ein Trupp Musketiere.
    Diese besondere Wachsamkeit war nicht etwa nur eine protzige Machtdemonstration. Sie war durchaus angebracht, und das sogar hier, mitten in Paris, in dem Palais, das sich der Kardinal nur wenige Schritte vom Louvre entfernt hatte herrichten lassen.
    Denn mit seinen achtundvierzig Jahren hatte es Armand
Jean du Plessis de Richelieu zur mächtigsten und gleichzeitig meistbedrohten Persönlichkeit seiner Zeit gebracht. Als Herzog und ein zum Pair von Frankreich ernannter Hochadliger, als Mitglied des königlichen Rates und wichtigster Minister Seiner Majestät, hatte er großen Einfluss auf Louis XIII, mit dem er das Königreich nun schon seit einer Dekade gemeinsam regierte. Natürlich hatte er zahlreiche Widersacher. Die Ränke der weniger erbitterten riefen lediglich seinen Unmut hervor, aber andere hatten nicht weniger als seine Ermordung im Sinn. So musste er immer damit rechnen, dass sich ein Verbannter über die erzwungene Distanz hinwegsetzte oder ein Gefangener aus seinem Verlies entkam. Erst kürzlich wäre beinahe ein Komplott gegen ihn geglückt, und zweifellos wurden bereits weitere gesponnen. Richelieu musste vor all denjenigen auf der Hut sein, die ihn hassten, weil sie ihm seinen Einfluss auf den König neideten. Doch ebenso wachsam musste er sich vor Attentaten von Seiten der Gegner Frankreichs schützen, und an erster Stelle stand da Spanien mit seinem Drachenhof.
    Es hatte gerade Mitternacht geschlagen.
    Das kleine Drachentier stieß einen schläfrigen Seufzer aus.
    »Es ist schon ganz schon spät geworden, nicht wahr, Kleiner-Freund?«, sagte der Kardinal und warf lächelnd einen warmen Blick auf das geflügelte Reptil.
    In dieser Frühlingsnacht des Jahres 1633 war das Gesicht des Kardinals bereits von Müdigkeit und Krankheit gezeichnet.
    An einem normalen Tag hätte er sich bald zur Ruhe gelegt. Er hätte ein wenig Schlaf gefunden, sofern es seine Rastlosigkeit, die Migräne und die Gliederschmerzen, die ihn oft quälten, zugelassen hätten. Und vor allem, falls ihn niemand
mit einer dringenden Neuigkeit geweckt hätte – bestenfalls, um ihm eine schnelle Anweisung abzuverlangen, schlimmstenfalls, um eine unverzüglich Ratsversammlung anzukündigen. Was auch geschehen mochte, normalerweise war er sofort von seinen Sekretären umringt, sobald er sich um zwei Uhr morgens erhob. Nach einer schnellen Morgentoilette schlürfte er ein paar Löffel Bouillon, um dann bis sechs Uhr durchzuarbeiten. Vielleicht gönnte er sich danach noch ein oder zwei Stündchen Schlaf, bevor sein Tag erst richtig anfing und er Minister, Staatssekretäre, Botschafter und Höflinge empfing.
    Aber heute waren die Staatsgeschäfte für Richelieu noch nicht erledigt.
     
    Am anderen Ende der Bibliothek quietschte eine Tür in den Angeln, dann vernahm man entschlossene Schritte auf dem Parkett und das leise Klirren von Sporen, während der Kardinal noch einmal den Bericht durchsah. Er sollte dem König die politische Strategie erläutern, die gegen Lothringen zu verfolgen war. Zu dieser ungewöhnlichen Stunde weckten die immer lauter werdenden Schritte, die von der bemalten Decke der Bibliothek widerhallten, den kleinen Drachen schließlich vollends auf, und er hob, anders als sein Herr, den Kopf, um zu sehen, wer da erschien.
    Es war ein

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