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Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen

Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen

Titel: Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Pevel
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Vorzimmern musste. Die diensthabenden Musketiere am kleinen Tor hatten lediglich Befehl, sein Kommen zu melden, ohne jedoch Fragen zu stellen. Wir anderen Wachen sind vorher sogar ganz abgezogen worden. Und es war Hauptmann Saint-Georges höchstpersönlich, der ihn bis zu den Gemächern des Kardinals brachte und anschlie ßend wieder zurückgeleitete!«
    »Der Befehl lautete«, antwortete Brussand nun, ohne den Blick von der Patience zu wenden,«blind und taub zu sein
für alles, was diesen Edelmann betrifft. Ihr hättet gar nicht an den Türen lauern dürfen.«
    Neuvelle zuckte mit den Schultern. »Pah … Da ist doch nichts dabei, oder? Außerdem habe ich sowieso nur den Blick auf eine Silhouette erhaschen können, die gerade um die Ecke eines ziemlich dunklen Gangs huschte. Selbst wenn dieser Edelmann käme, um mir die Hand zu schütteln – ich würde ihn nicht wiedererkennen.«
    Kommentarlos strich sich Brussand, noch immer in sein Spiel versunken, den Schnurrbart glatt und legte dann, zufrieden über die glückliche Fügung, eine Pikdame auf einen bis dahin widerspenstigen Herzbuben.
    »Diese Geheimniskrämerei weckt nun mal meine Neugier«, entfuhr es Neuvelle.
    »Das ist ein Fehler.«
    »Wirklich? Und warum, bitte schön?«
    Im Gegensatz zu der jungen Wache hatte Brussand, auch wenn es nicht so schien, das diskrete Erscheinen Laincourts bemerkt. »Möchtet Ihr es ihm erklären, Laincourt?«
    »Sicher, Brussand.«
    Neuvelle wandte sich Laincourt zu, der eine Seite umblätterte, und sagte: »Lasst Euch gesagt sein, dass es Geheimnisse gibt, die man besser nicht enthüllt; ja, am besten lässt man sich gar nicht erst anmerken, dass man etwas von ihnen mitbekommen hat. Denn solches Wissen könnte sich schnell als gefährlich erweisen – für Eure Karriere, natürlich, aber auch für Eure Gesundheit.«
    »Wollt Ihr damit sagen …«
    »Ja, genau das will ich damit sagen.«
    Neuvelle versuchte es mit einem unsicheren Lächeln. »Kommt schon, Ihr wollt mir bloß Angst einjagen.«

    »Ganz genau. Und das nur zu Eurer eigenen Sicherheit, glaubt mir.«
    »Aber ich bin Mitglied der Kardinalsgarde!«
    Diesmal hob Laincourt den Blick von seiner Lektüre und lächelte.
    Neuvelle trug seinen scharlachroten Mantel mit einer Mischung aus Stolz und Vertrauen, überzeugt davon, dass er ihn gleichermaßen schützte wie aufwertete. Da er ihnen sein Leben anvertraute, wählte Richelieu seine Gardisten persönlich aus. Infrage kamen nur Männer von Adel, die bestenfalls bereits drei Jahre Dienst in der Armee geleistet hatten und mindestens fünfundzwanzig Jahre zählten. Perfekt trainiert und ausgerüstet, eiserner Disziplin unterworfen, bildeten sie ein berittenes Elitekorps. Der Kardinal zog sie bei weitem den unberittenen Musketieren vor, die er ebenfalls unterhielt und die sich aus einfachen Berufssoldaten rekrutierten. Für ihre Ergebenheit belohnte er sie, indem er die Leibgarde unter seinen persönlichen Schutz stellte.
    Dennoch …
    »Bei der Garde zu sein, Neuvelle, ist eine Ehre, die Euch ganz besonderen Gefahren aussetzt, von denen das gemeine Volk keine Ahnung hat – oder die es überbewertet, was letztendlich auf das Gleiche hinausläuft. Wir sind wie der Kaminbock vor einer Feuerstelle, in der beständig die Flammen hochschlagen. Und diese Flammen sind der Kardinal. Wir bewachen ihn, aber wer ihm zu nahe kommt, wird es büßen. Seid Ihrer Eminenz treu zu Diensten. Seid bereit, für sie zu sterben, wenn die Umstände es erfordern. Aber hört nur das, was ihr hören sollt. Seht nur das, was man Euch sehen lässt. Grübelt nur über Dinge nach, die ihr verstehen sollt, und beeilt Euch, den Rest zu vergessen.«

    Nachdem er seinen Vortrag beendet hatte, wendete sich Laincourt wieder ruhig seiner Lektüre zu.
    Er hielt die Angelegenheit damit für erledigt, und doch ließ Neuvelle nicht locker.
    »Aber Ihr selbst …«
    Der Leutnant stutzte. »Was?«
    »Ich meine …«
    Neuvelle rang nach Worten und sah Hilfe suchend zu Brussand, der ihn nur finster anblickte. Da begriff der junge Gardist schließlich, dass er sich, wenn nicht gar auf ein gefährliches, so doch zumindest auf ein heikles Thema eingelassen hatte. Er hätte viel darum gegeben, plötzlich woandershin gerufen zu werden, und war sehr erleichtert, als sich Laincourt eine neue Zielscheibe suchte.
    »Monsieur de Brussand, solltet Ihr etwa mit Monsieur de Neuvelle über mich gesprochen haben?«
    Der Befragte zog entschuldigend die Schultern hoch. »Wir haben oft

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