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Wiener Requiem

Wiener Requiem

Titel: Wiener Requiem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Jones
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zurück.
    Also erzählte Werthen, wie sein Büro verwüstet und er niedergeschlagen worden war.
    »Es war eigentlich nicht der Rede wert«, setzte er am Ende hinzu, um Berthe gegenüber den Vorfall herunterzuspielen.
    »Unterschätzen Sie die Gefahr nicht ein wenig?«, sagte Herr Meisner. »Wonach kann der Eindringling denn gesucht haben?«
    »Das wissen wir nicht«, entgegnete Werthen. »Soweit ich es beurteilen kann, fehlt nichts.«
    »Und worum geht es in diesem Brief?«
    Werthen vermutete, dass er sich auf ihren anonymen Brief bezog, da der Brief an Schreier ja erst nach dem Einbruch und Anschlag auf die Kanzlei entdeckt worden war.
    »Er ist hier. Die meisten Akten über meine Privatermittlungen verwahre ich hier in der Wohnung auf.«
    »Das konnte der Angreifer nicht wissen, oder doch?«, erkundigte sich Herr Meisner.
    Gross schlug plötzlich vor Aufregung auf den Tisch.
    »Ganz genau!«, rief er. »Er war hinter dem Brief her! Irgendetwas Verräterisches muss darin zu finden sein.«
    »Vielleicht sind es die Noten«, schlug Berthe vor.
    Werthen stand vom Tisch auf, um den Brief zu holen. Dann trat er damit an den Tisch zurück und entfaltete ihn
    »Aha«, sagte Herr Meisner, der sich den Brief und insbesondere die musikalische Notierung am unteren Ende ansah. »Aus dieser primitiven Handschrift ist natürlich kaum etwas zu schließen, aber die Noten könnten doch ein Kode sein. Musikalische Kodes sind ein Hobby von mir.«
    Werthen erinnerte sich, dass bereits Kraus davon erzählt hatte, wie Brahms verschlüsselte Mitteilungen in seinen Werken versteckte.
    Gross, der sich in seinem Buch ebenfalls mit Kodes beschäftigt hatte, stand jetzt von seinem Stuhl auf und trat neben Herrn Meisner.
    »Ich bin mir nicht so sicher wegen des Kodes«, sagte Gross, »aber mir ist jetzt noch etwas anderes an dem Brief aufgefallen.«
    Er verschwand im Wohnzimmer, kam mit dem Brief an Schreier zurück und legte ihn neben den anonymen.
    »Da«, sagte er und deutete auf verschiedene Stellen in beiden Briefen. »Sehen Sie das?«
    »Sie meinen die Flecken«, sagte Werthen.
    »Genau. In regelmäßigen Abständen. Es sieht so aus, als hätte unser Briefschreiber immer wieder Korrekturen in seinem Text angebracht, dabei hat er seine Hand beschmiert undTintenflecken auf dem Papier hinterlassen. Ich nehme an, dass diese Briefe von ein und derselben Person geschrieben wurden, die lediglich ihre Handschrift dabei in unterschiedlicher Weise verstellt hat. Wenn wir den Schreiber dieser Briefe finden, dann haben wir unseren Mörder.«
    »Dann war es wahrscheinlich dieser Brief, nach dem der Mann in der Kanzlei gesucht hat«, sagte Herr Meisner. »Glau ben Sie, dass er hier zu Hause bei Ihnen sicher genug ist? Bedenken Sie, lieber Herr Werthen, Sie müssen jetzt eine Familie schützen.«
    Sie wurden von einem hartnäckigen Klopfen an der Wohnungstür gestört, und alle erstarrten einen Augenblick.
    Schließlich meinte Gross: »Es ist wohl eher unwahrscheinlich, dass ein Mörder höflich anklopft.«
    Dennoch eilten nun Werthen und er zur Tür, damit Frau Blatschky ihnen nicht zuvorkam. Gross machte noch einen kleinen Abstecher in sein Zimmer und die Beule in der rechten Tasche seines Abendanzuges signalisierte, dass er jetzt bewaffnet war.
    Gross stand auf der einen Seite der Tür, seine Hand umklammerte die Pistole in seiner Tasche, während Werthen durch den Türspion schaute.
    »O mein Gott«, seufzte er. »Was will denn die hier?«
    Er sah zu Gross hinüber. »Lassen Sie die Waffe ruhig stecken. Sie wird nicht gebraucht.«
    Er öffnete die Tür. Alma Schindler stand davor und machte einen bedrückten und fast kleinlauten Eindruck. Sie trug Abendgarderobe, als wäre sie direkt aus der Oper gekommen.
    »Fräulein Schindler«, begrüßte Werthen die junge Frau und bat sie herein.
    »Es tut mir sehr leid, Sie um diese Zeit zu stören«, sagte sie und sah von Werthen zu Gross. »Aber seit unserem letzten Treffen habe ich mich so entsetzlich gefühlt. Ich konnte das einfach nicht so stehen lassen. Heute Abend war ich in der Oper, musste aber zur Pause einfach gehen. Meine Schwester wartet unten im Fiaker auf mich, ich muss mich also kurz fassen. Bitte nehmen Sie meine Entschuldigung an.«
    »Es ist alles in Ordnung, Fräulein Schindler.«
    »Nein, das ist es nicht«, entgegnete sie und stampfte gereizt mit dem Fuß auf. »Ich war eigensinnig und grausam. Ich möchte mich entschuldigen. Ich muss mich entschuldigen.«
    Berthe und ihr Vater waren

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