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Wienerherz - Kriminalroman

Wienerherz - Kriminalroman

Titel: Wienerherz - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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tun?«
    »Sehr aufwendige Gentests könnten Klarheit bringen. Allerdings ist der Grad der Verwandtschaft für unsere Ermittlungen zurzeit nicht so wichtig, dass wir die Kosten dafür verantworten könnten. Haben Sie wirklich kein Bild Ihres Vaters oder ein anderes Erinnerungsstück?«
    »Einen Brief«, antwortete Komeska abwesend.
    Noch ein Brief in dieser Geschichte.
    »Ich weiß, es ist eine Zumutung in diesem Augenblick, aber könnte ich diesen Brief sehen?«
    Wortlos verließ Komeska den Raum.
    Während er draußen war, begann seine Frau schweigend, die Fotos zu stapeln. Als sie fertig war, legte sie alle zurück in die Mappe, aus der Freund sie gezogen hatte. Sie schob die Mappe in die Mitte des Tisches und setzte sich wieder.
    Stumm warteten sie, bis ihr Gatte zurückkehrte. Der legte eine Klarsichthülle mit einem vergilbten Bogen Papier vor sie hin.
    Wieder das Schriftbild mit den vielen Spitzen, das man heute nicht mehr gewohnt war, wie in Cornelius Dorins Briefen. In Freunds Augen ähnelten sie sich alle, so wie alle Europäer für Chinesen gleich aussahen und umgekehrt. Freund widerstand der Versuchung, ihn sofort zu lesen.
    »Darf ich den mitnehmen? Sie bekommen ihn zuverlässig zurück.«
    »Wenn Sie wollen«, erwiderte Komeska mit dem Ton desjenigen, für den es Wichtigeres gab.
    Er legte seine Hände auf die Schultern seiner Frau.
    »Wie geht es jetzt weiter?«
    »Ich organisiere einen Termin mit den Dorins wegen des Begräbnisses Ihres Sohnes. Wir führen unsere Ermittlungen fort. In dieser ganzen Geschichte gibt es viele Ungereimtheiten. Ob die Verwandtschaft etwas mit dem Tod Ihres Sohnes zu tun hat, werden wir herausfinden.«
    »Für mich wäre wichtig zu wissen, warum mein Sohn sterben wollte.«
    Hildegard Komeska ließ sich auf einen Stuhl fallen.
    »Wir müssen den Mädchen Bescheid sagen«, wisperte sie.
    Beim Motorradfahren begannen Spaziers Gedanken immer zu wandern.
    Petzold verhielt sich seltsam in letzter Zeit, fand er. Dauernd ließ sie spitze Bemerkungen los, vor allem wenn es um seine Arbeit ging.
    Sie beide waren die Jüngsten im Team, Petzold am kürzesten dabei. Glaubte sie, sich profilieren zu müssen? Sie war engagiert, Spazier hätte sie sogar als ehrgeizig bezeichnet, aber nicht in einem übertriebenen Maß. Er würde weiter darauf achten, noch beeinträchtigte ihr Verhalten nicht die Zusammenarbeit. Sollte sie ihre Launen solange ausleben. Eigentlich war sie ja eine nette Person und verstand ihren Job.
    Vor der Spedition Bruchtaler parkten diesmal weniger Lastwagen. Spazier meldete sich am Empfang an und wollte direkt Emil Komeskas Zimmerkollegen Martin Bloch sprechen.
    »Ist er noch immer nicht aufgetaucht?«, fragte Bloch, während sie durch den Flur zu seinem Büro wanderten.
    »Wir versuchen, den Tag seines Verschwindens zu rekonstruieren«, wich Spazier aus.
    »Das ist«, er musste kurz nachdenken, »das ist über drei Wochen her. Lassen Sie mich nachdenken. Bei uns ist ein Tag wie der andere, da passiert nicht viel Außergewöhnliches.«
    »Es war ein Montag. Montag vor drei Wochen.«
    Bloch starrte an Spazier vorbei gegen die Wand. »Er war gut drauf, in letzter Zeit, das hatte ich Ihnen, glaube ich, schon erzählt. Vielleicht könnte man es sogar aufgekratzt nennen. Einen bestimmten Grund dafür kannte ich aber nicht.«
    »Sagten Sie nicht, dass er Andeutungen gemacht hätte, er wäre vielleicht bald nicht mehr da?«
    »Schon, aber …«
    »Hatten Sie jemals den Eindruck, Herr Komeska könnte selbstmordgefährdet sein?«
    »Sie meinen doch nicht … nein«, stotterte Bloch erschrocken.
    Spazier untersuchte noch einmal die Schubladen von Komeskas Schreibtisch.
    »Wurde hier etwas verändert, herausgenommen?«
    »Sicherlich. Wir mussten Emils Jobs ja weiterführen.«
    »Hatte Emil Komeska vielleicht ein Problem mit Alkohol oder Tabletten?«
    »Wäre mir nie aufgefallen«, erwiderte Bloch stirnrunzelnd. »Sie stellen Fragen … ist Emil etwas zugestoßen?«
    Diesmal erwarteten Freund alle vier Dorins. Vater und Sohn Leopold im schwarzen Anzug, die Mutter im schwarzen Kleid, Viktor, der Maler, in schwarzer Hose und Jackett, aber ohne Krawatte. Freund hatte ihn gebeten, auch zu kommen. Die Stimmung war gespannt, das konnten selbst die Dorins heute nicht verbergen.
    Sie saßen im selben Raum wie beim ersten Mal.
    »Ich weiß, dass ich gleich sehr viel von Ihnen verlange«, eröffnete er. »Aber ich muss Sie bitten, noch einmal Bilder von Ihrem toten Sohn beziehungsweise

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