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Wienerherz - Kriminalroman

Wienerherz - Kriminalroman

Titel: Wienerherz - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Bruder hatte einen Doppelgänger«, erklärte Freund. Er legte ein Bild des lebenden Emil Komeska auf die Obduktionsfotos. »Emil Komeska.«
    »Komeska?«, fragte nun Vater Dorin. »So wie Rudolf Komeska? Haben Sie uns nicht letztens gefragt, ob …?«
    »… es in Ihrer Verwandtschaft Komeskas gibt. Genau.«
    Freund beugte sich vor, ehe er weitersprach: »Emil Komeska ist sein Sohn. Und wie Gentests ergeben haben, ist er mit Ihnen verwandt.«
    »Und wer ist nun dieser Mann auf diesen Bildern?«, fragte Annemarie Dorin mit schmalen Lippen.
    »Emil Komeska«, sagte Freund.
    »Heißt das …?«
    »… Ihr Sohn Florian lebt womöglich noch.«
    Ein paar Sekunden lang herrschte Stille. Die einzige erkennbare Regung war das kaum merkliche Zittern von Annemarie Dorins Unterlippe.
    Sie war es auch, die das Schweigen brach.
    »Wenn das nicht Florian ist, wo ist unser Sohn dann?«
    »Keine Ahnung. Kennen Sie vielleicht Orte, an die er fahren würde, wenn er allein sein will?«
    »Florian kann nicht alleine sein«, warf Leopold ein. Wofür er einen Blick seines Vaters erntete, gegen den eine Ohrfeige harmlos gewesen wäre.
    »Sein Boot«, meinte Viktor.
    »Haben wir überprüft. Liegt in Saint-Tropez. Leer. Bei Ihnen gemeldet hat er sich nicht?«
    »Nein«, sagte Leopold. Die anderen schüttelten die Köpfe.
    »Wenn er es tut, informieren Sie uns bitte umgehend.«
    »Und was hat es mit dieser Verwandtschaft auf sich?«, fragte Adalbert Dorin.
    »Wahrscheinlich kommt die Ähnlichkeit der beiden nicht von ungefähr. Die Gentests haben eindeutig ergeben, dass der Tote Rudolf Komeskas Sohn ist.«
    »Die armen Eltern«, sagte Tann-Dorin bedrückt.
    »Sie können sich unsere Verwirrung vorstellen, als wir die Ergebnisse bekamen. Wegen der Ähnlichkeit haben wir zusätzliche Tests durchgeführt. Dabei haben unsere Techniker dann herausgefunden, dass die beiden miteinander verwandt sind. Leider kann man mit diesen Tests den genauen Grad nicht bestimmen.«
    »Ich kann es immer noch nicht glauben«, sagte die Mutter. »Heißt das, wir haben einen Fremden beerdigt?«
    »Ja.«
    »Der Mann liegt im Familiengrab«, bemerkte Adalbert Dorin, als wäre ungebetener Besuch ins Haus eingedrungen.
    Viktor verdrehte die Augen. »Vater, seine Familie will ihn sicher selber begraben.«
    »Ich habe mich bereit erklärt, einen Termin zu arrangieren, bei dem Sie diese unglückliche Angelegenheit besprechen können«, ergänzte Freund und erhob sich. »Ich melde mich.«
    Vor der Salontür erwartete ihn der Diener. Die Ahnengalerie entlang spazierte Freund zurück. Dabei ließ er sich Zeit, betrachtete die alten Schinken, darunter das Bild des alten Claus Dorin, dessen junge Version ihm Peer Tann-Dorin in seinem Atelier auf dem Computer gezeigt hatte. Mit dem rothaarigen Schnauzbartträger hatte der weiße Rauschebart, das Haupt jedoch mittlerweile fast kahl, nur mehr wenig Ähnlichkeit.
    Er konnte sich nicht konzentrieren. Immer wieder drängten sich Fragen zur Untersuchung der Internen Ermittler in seine Gedanken. Abwesend glitt sein Blick über die Schilder an den Bildern.
    Unter den Malern waren einige bekannte Namen. Das letzte Bild, oder das erste, wenn man die Galerie vom Eingang her betrat, zeigte den Urvater der Dynastie: Alfred Dorin (1822–1901). Maler: Johann Pratt.
    Freund gefror, mit einem Schlag war er wieder ganz da.
    »Ich muss noch einmal mit einem Familienmitglied sprechen«, erklärte er seinem Begleiter. »Ich warte hier.«
    Oskar deutete eine Verbeugung an und verschwand.
    Gleich darauf kam er mit Leopold Dorin zurück. Mit einem Blick schickte der Bankier den Bediensteten weg.
    Freund zeigte auf die Bildbeschriftung.
    »Pratt. Erinnern Sie sich? Einer der Namen, nach denen ich Sie gefragt habe.«
    Dorin beugte sich näher und las.
    »Tatsächlich. Das hatte ich völlig vergessen. Diese Bildunterschriften habe ich wahrscheinlich als Kind zuletzt bewusst wahrgenommen.«
    »Was wissen Sie über den Künstler?«
    »Nichts. Ich habe mich nie für die Gemälde interessiert. Vielleicht weiß Viktor Bescheid. Soll ich ihn holen?«
    »Das wäre sehr zuvorkommend.«
    Er verschwand in der großen Flügeltür, aus der gleich darauf Viktor kam.
    »Ihr Bruder meinte, dass Sie sich vielleicht besser mit diesen Bildern hier auskennen«, sagte Freund.
    »Als Jugendlicher habe ich mich mit der Ahnengalerie beschäftigt«, erklärte der Künstler. »Sie war meine erste Berührung mit der Malerei. Mein Vater ließ sich von Max Weiler porträtieren,

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