Wienerherz - Kriminalroman
Claudia, sah ihren Blick.
»Du hast sicher gehört, was zu Mittag los war. Ich kann heute nicht mehr kommen.«
»Wenn du eine halbe Stunde hast, komme ich zu dir.«
Freund verdrehte die Augen.
»Wenn es unbedingt sein muss. Aber ich will keine Arbeit zu Hause. Wir treffen uns unten im Café.«
Er steckte das Telefon weg.
»Nur ganz kurz«, sagte er schuldbewusst. »Ich gehe auch nicht ins Büro. Nur hinunter. Ist dir sicher auch lieber.«
Claudia seufzte.
»Ich brauche einen Kaffee«, sagte sie zu Manuela Korn. »Magst du auch einen?«
Extrazimmer
Canella hatte Freunds ganze Gruppe mitgebracht. Das Café, in derselben Straße wie Freunds Wohnhaus, war gut besucht. Als Student war Freund oft hier gewesen, heute schaute er gelegentlich auf eine Zeitung vorbei, und am Wochenende holte er hier ab und zu mit den Kindern die Jause zum Nachmittagskaffee. Sie hatten köstlichen Topfenstrudel, ausgezeichnete Kardinalsschnitten und fabelhafte Buchteln. Der Besitzer überließ ihnen das Extrazimmer.
Zuerst informierte Alfons Wagner ihn über den Nachmittag. Sie hatten Josef Flada und Beka Bakunowitsch verhaftet.
»Mal sehen, vielleicht kommen wir sogar an Kurbajew ran.«
Außerdem hatten sie Marie Liebar besucht. Erleichtert hatte sie ihnen bestätigt, was Spazier schon vermutet hatte. In den drei Kidnappern erkannte sie ihre Misshandler.
Canella hörte mit verschränkten Armen geduldig zu, bis Freund ihn fragte:
»Und was hast du für uns?«
Canella legte Bilder von Florian Dorins Geländewagen auf den Tisch.
»Den hatten wir bislang nicht untersucht«, sagte er. »Weshalb auch? Aber nach unserer Erkenntnis, dass Florian Dorin und Emil Komeska nicht die waren, für die wir sie gehalten haben, bat mich Laurenz darum.«
Er wies auf zwei Bilder, die Ausschnitte einer Tür und des Lenkrads zeigten. Kleine Kreise darauf markierten kaum sichtbare Flecken.
»Das sind eingetrocknete Gewebespuren«, erklärte Canella. »Und zwar vom toten Emil Komeska. Kleinste Reste von Blut, Gehirn- und Knochenmasse.«
Freund nickte.
»Auf so etwas hatte ich gehofft.«
»Glaubst du, dass Komeska gar nicht im Bentley getötet wurde?«, fragte Varic. »Kann gar nicht sein, so wie der Wagen aussah.«
»Nein«, meinte Petzold gedehnt. »Ich glaube, er meint etwas anderes. Jemand war mit Komeska im Wagen, als er sich umbrachte. Der Schuss hat Komeskas Hinterkopf über den ganzen Wagen verteilt. Und auf die anwesende Person. Dieser Jemand hat sich danach zwar versucht zu reinigen, aber nicht gründlich genug. Und dann fuhr er mit dem Range Rover.«
»So ungefähr stelle ich mir das vor«, sagte Freund. »Hast du auch Fingerabdrücke?«, fragte er Canella.
»Mehrere. Auf dem Lenkrad die von Florian Dorin – also, vom richtigen, von dem, der noch lebt.«
»Dann muss es etwa folgendes Szenario gegeben haben«, sagte Freund. »Komeska und eine zweite Person, womöglich Florian Dorin, fahren mit den beiden Autos auf die Höhenstraße. Gemeinsam setzen sie sich in den Bentley, aus welchen Gründen auch immer. Komeska erschießt sich. Die zweite Person flüchtet.«
»Warum sollte sich jemand zu Komeska setzen, um ihm beim Selbstmord zuzusehen?«, fragte Spazier. »Dieses Gewehr kann man nicht überraschend hervorziehen und sich die Birne wegblasen, ohne dass jemand, der danebensitzt, es verhindern könnte.«
»Wenn der es denn verhindern will«, meinte Petzold.
»Dann würde er aber vorher aussteigen«, widersprach Spazier. »Wenn er sich mit Waffen auskennt, weiß er um die Wirkung einer Jagdflinte auf einen Kopf und in einem kleinen, geschlossenen Raum. Da kann einem schon das Trommelfell platzen.«
»Vielleicht wollte der – oder die – Zweite es ja verhindern«, schlug Wagner vor, »und stieg deshalb ein.«
»Dann war er oder sie zu langsam«, sagte Spazier.
»Womit wir bei Szenario zwei wären«, sagte Freund. »Komeska erschießt sich nicht. Er wird erschossen. Er ist vollgepumpt mit Alkohol und Medikamenten, weshalb er sich nicht wehren kann. Komeskas gebrochener kleiner Finger deutet auf Gewaltanwendung hin. Danach fährt der Mörder mit dem Range Rover davon.«
»Entweder Florian Dorin«, sagte Wagner, »oder jemand, der seinen Geländewagen benutzt hat, um es so aussehen zu lassen, als wäre es Dorin gewesen.«
»Ich vermute, dass es Dorin war«, warf Canella ein. »Wenn ihr mich meine Ausführungen zu Ende bringen lasst.«
Er legte ein weiteres Bild auf den Tisch. Freund erkannte Teile eines Fingerabdrucks.
»Das
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