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Wienerherz - Kriminalroman

Wienerherz - Kriminalroman

Titel: Wienerherz - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Frage, wer das wissen …?«
    Tann-Dorin unterbrach ihn: »Entschuldige, Oskar, das ist Chefinspektor Freund von der Wiener Kriminalpolizei. Er muss noch ein paar Fragen zu Florians Tod klären.«
    »Verstehe.«
    »Herr Dorin besuchte regelmäßig mit seinen Kindern deren Großeltern. Und auch sonst schaute er immer wieder bei seinen Eltern vorbei.«
    »Wann haben Sie ihn denn zuletzt gesehen?«
    »Das war vorgestern Abend. Es muss ein paar Stunden bevor …«
    Er neigte den Kopf.
    »Ein ganz normaler Besuch bei seinen Eltern?«
    »Ja. Zuerst wollte er in die Bibliothek, so wie Sie jetzt.«
    Sieh an.
    »Wann war das?«
    »Es muss gegen sieben Uhr gewesen sein. Dann kam sein Vater dazu. Sie tranken ein Glas. Ich durfte mich zurückziehen.«
    »Sie wissen nicht, wann er das Haus verließ?«
    »Tut mir leid.«
    Wahrscheinlich vor zweiundzwanzig Uhr, überlegte Freund, warum hätte sein Vater sonst um diese Zeit bei ihm angerufen?
    So unauffällig, wie er erschienen war, verschwand der Bedienstete wieder. An einer Galerie mit meterhohen Sprossenfenstern, die den Blick in einen begrünten Hof freigaben, vorbei führte Tann-Dorin den Chefinspektor zu einer großen hölzernen Flügeltür. Dahinter öffnete sich eine Bibliothek, wie Freund sie nur aus alten Stiften kannte. Der saalartige Raum erstreckte sich über zwei Etagen, auf halber Höhe umlaufen von einer Galerie, auf die man über mehrere Wendeltreppen gelangte. Auf Erdgeschossniveau luden eine Sitzgruppe, ein Büchertisch, zwei Arbeitsplätze, deren Platten mit Leder überzogen waren, und ein Barwagen mit wertvoll aussehenden Kristallkaraffen voller bernsteinfarbener Flüssigkeiten zum Studium der Bücher ein, die an den Wänden bis unter die Decke eingeordnet waren. Es mussten Zehntausende sein.
    Zielstrebig durchquerte Tann-Dorin den Raum, bis er einen Regalabschnitt am anderen Ende erreicht hatte. In die Regale eingelassen fand sich eine Reihe breiter Schubladen. Eine davon zog er heraus. Darin lagerten, in Seidenpapier eingeschlagen, Dokumente. Tann-Dorin öffnete ein paar und schloss sie wieder, bis er gefunden hatte, wonach er suchte.
    »Hier sind sie.«
    Die eckige Schrift mit den vielen Spitzen erkannte Freund als Kurrent. Seine Großmutter hatte noch in dieser alten Weise geschrieben. Während der Schulzeit hatte Freund sie sich selbst beigebracht. Er würde Mühe haben, sie zu entziffern, wusste aber, dass er es noch konnte.
    »Ich mache Ihnen Kopien«, erklärte Tann-Dorin. »Sie können sich inzwischen umsehen.«
    Über dem Studium der Buchrücken vergaß Freund die Zeit und wurde von Tann-Dorins Rückkehr völlig überrascht. Der Maler überreichte ihm eine Mappe mit einem Stapel Kopien. Die Briefe legte er wieder an ihren Aufbewahrungsort.
    Auf dem Weg hinaus begegneten sie Dorin senior. Der Besuch seines Sohnes schien ihn nicht zu überraschen. Er wirkte so gefasst wie beim Anblick der Leiche seines anderen Sohnes. Die beiden begrüßten sich mit einem distanzierten Händeschütteln, bevor er auch Freund die Hand reichte. Sein Blick glitt kurz über die Mappe unter Freunds Arm.
    »Herr Inspektor, was verschafft uns die Ehre?«
    Tann-Dorin hatte seinen Besuch offenbar nicht angekündigt. Freund wollte ihn nicht in Verlegenheit bringen und blieb möglichst vage:
    »Ihr Sohn war so gut, mir in ein paar Fragen weiterzuhelfen.«
    Tann-Dorin sagte nichts.
    »Ich habe von Ihren Untersuchungen bereits gehört. Ich hoffe, Sie können sie bald abschließen.«
    »Das wünsche ich mir auch. Bei der Gelegenheit kann ich Sie gleich fragen: Ihr Sohn war am Abend seines Todes noch bei Ihnen?«
    Dorin wirkte nicht direkt überrascht, musterte Freund aber doch einen Moment länger als notwendig, als frage er sich, woher er das wusste.
    »Das stimmt«, antwortete er. »Er besuchte uns regelmäßig.«
    »Können Sie sich erinnern, wann er ging?«
    »Nicht genau. Ich denke, es muss neun, vielleicht zehn gewesen sein. Bleibst du zum Essen, Viktor? Deine Mutter würde sich freuen.«
    Und er nicht?, fragte sich Freund.
    »Ich würde liebend gern, aber ich habe eine Verabredung«, erklärte der Sohn. »Bis bald, Papa.«
    »So schnell sieht man sich wieder«, sagte Spazier.
    Etwas Gescheiteres fiel ihm nicht ein.
    Solveig Harnusson legte ihren Kopf schief, neckisch.
    »Finden Sie das erfreulich oder bedauerlich?«
    Sie hatten sich in einem Kaffeehaus bei der Hauptuniversität verabredet.
    »Herr Pridlaschek hätte mir keinen größeren Gefallen tun können.«
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