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Wienerherz - Kriminalroman

Wienerherz - Kriminalroman

Titel: Wienerherz - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Umstände bereiten. Kennen Sie das Reidl in der Berggasse?«
    Er möchte mich auch nicht in der Bank haben, begriff Freund.
    »Ja.«
    Ein in die Jahre gekommenes Beisl, das Freund während seiner Studienzeit gelegentlich besucht hatte, seither nie wieder. Wie kam Leopold Dorin auf diesen Laden?
    »Dann sehen wir uns dort. Herzlichen Dank. Bis dann.«

Sportsfreunde
    Spazier traf Canella und einen seiner Mitarbeiter noch in Pridlascheks Wohnung im dritten Bezirk an. Die zwei kleinen Räume waren vollgestopft mit Sportgeräten und Indianerkitsch. Pridlaschek war wohl in seiner Kindheit stecken geblieben. Im Flur hing ein Foto in Postergröße, auf dem er, lediglich mit einem engen, badehosenähnlichen Ding bekleidet, an Fingern und Zehen kopfüber an einer Felswand hing wie eine Spinne. Die schweißbedeckten Muskeln glänzten in der Sonne.
    Spazier kletterte bei Gelegenheit auch gern. Aber nie ohne Sicherung. Sein Leben war aufregend genug.
    Im Abwasch stapelten sich schmutzige Teller, überhaupt hatte die Wohnung schon länger keinen Putzfetzen gesehen. Spazier wunderte sich nicht, dass eine Frau wie Solveig Harnusson sich unter diesen Umständen unwohl gefühlt hatte. Ein typischer Männerhaushalt, würden manche sagen.
    »Fingerabdrücke prüfen wir«, sagte Canella. Er schwenkte ein kleines durchsichtiges Säckchen. »Das haben wir gefunden.«
    Spazier musste es nicht öffnen, um den Inhalt zu erkennen.
    »Ohne Sicherung über Felswände zu klettern ist unserem Freund wohl nicht Rausch genug.«
    »Nein. Er braucht auch ab und zu seinen Joint oder Trip.«
    »Ist das alles?«, fragte Spazier. »Ich meine, mengenmäßig.«
    »Ja.«
    »Also nur Eigengebrauch.«
    »Sieht so aus.«
    »Würdest du mit einem Fallschirm von Klippen springen, wenn du dein Hirn mit Drogen vernebelst?«
    »Nur dann.«
    Der überbordende Prunk barocker Schlossfassaden sollte Reichtum und Macht des Besitzers schon von Weitem demonstrieren. Zu Recht konnte man sich daher fragen (und bereits einige Zeitgenossen hatten das getan), warum man derlei Bauten auch in Wien errichtete, das sich damals auf der Fläche des heutigen ersten Bezirks drängte. Nach den Türkenbelagerungen 1529 und 1683 siedelte jeder, der es sich leisten konnte, innerhalb der Verteidigungswälle. Trotzdem wollten die Reichen und Mächtigen auf die neu aufgekommenen Statussymbole nicht verzichten. So entstanden in den noch mittelalterlich engen Straßen prachtvolle Gebäude, von denen man kaum etwas sah, selbst wenn man sich das Genick verrenkte, wie es Freund gerade tat. Einige davon überlebten die Stadterweiterungen der folgenden Jahrhunderte ebenso wie die Bombenangriffe des Zweiten Weltkrieges und boten heute Büros, Geschäften, Botschaften oder Ministerien attraktive Räumlichkeiten. Ganz wenige waren immer noch im Besitz der ursprünglichen Familie. Viele der einst adeligen Besitzer hatten im Wechsel der gesellschaftlichen Verhältnisse ihre Besitztümer veräußern müssen und fanden in reich gewordenen Kaufleuten, Industriellen und Bankiers freudige Abnehmer. Einer davon war Claus Dorin. 1912 erstand er für seine Familie das Palais, vor dessen Tür Freund nun einen der Nachkommen traf.
    »Immer noch interessiert?«, fragte der Maler.
    »Natürlich.«
    »Erwarten Sie denn, dass Ihnen die Aufzeichnungen weiterhelfen?«
    Nein, dachte Freund, aber er war neugierig, was es mit dem so stiefmütterlich erwähnten Sohn des Hauses auf sich hatte. Außerdem schmökerte er gern in historischen Aufzeichnungen von Zeitzeugen.
    »Wer weiß«, erwiderte er ausweichend.
    Tann-Dorin öffnete die kleinere Tür im großen Portalflügel mit einem Nummerncode, den er in das Tastenfeld daneben eingab.
    In die Eingangshalle mit dem Deckenfresko hätte spielend ein mittelgroßer Theatersaal gepasst. An ihren beiden Seiten führten Marmortreppen mit wuchtigen Balustraden in die oberen Etagen. Aus dem Nichts tauchte ein livrierter Diener auf, deutete eine Verbeugung an und begrüßte Tann-Dorin.
    »Guten Tag, Herr Viktor.«
    »Hallo, Oskar. Ich brauche nichts, danke. Wir schauen nur kurz in die Bibliothek. Unsere Garderobe nehmen wir mit.«
    »Selbstverständlich.«
    »Einen Augenblick noch«, forderte Freund. »Herr …« Freund widerstrebte, den Mann bei seinem Vornamen anzusprechen, wie man es mit Sklaven getan hatte. Kleinbürgerlicher Dünkel?, fragte er sich.
    »Oskar«, half ihm sein Gegenüber. Na dann.
    »War Herr Florian Dorin auch ab und zu in diesem Haus?«
    »Sie gestatten die

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