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Wienerherz - Kriminalroman

Wienerherz - Kriminalroman

Titel: Wienerherz - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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trotzdem Bescheid?«
    »Natürlich. Aber das macht nichts, im Gegenteil. Florian war einfach nicht geeignet für die operativen Aufgaben in einem Industriebetrieb. Und vom Bankwesen verstand er zu wenig.«
    »Aber er hat doch als Investor gutes Geld gemacht?«
    »Mit Geschäften für andere Leute. Florian Dorin war ein Strohmann und Verbinder. Das Geld für seine Investitionen stammt in den seltensten Fällen von ihm, und wenn, dann nur in geringem Maß. Aber wenn es um dreistellige Millionen- oder gar Milliardensummen geht, genügt natürlich auch der Prozentsatz, der bei ihm für seine Dienste hängen blieb.«
    »Ist das illegal?«
    »Nicht per se. Aber häufig stehen natürlich nicht ganz astreine Motive dahinter. Sei es Steuervermeidung, sei es Verschleierung von Besitzverhältnissen, die andernfalls zum Beispiel der Börse gemeldet werden müssten.«
    »Weshalb?«
    »Wenn du zum Beispiel mehr als einen bestimmten Prozentsatz von Aktien eines börsenotierten Unternehmens erwirbst, musst du das melden, damit die anderen Aktionäre darüber informiert werden können. Vielleicht willst du das aber nicht, weil du einen substanziellen Anteil der Stimmrechte erwerben willst, ohne dass die anderen davon erfahren. Entweder weil sie dich nicht als Großaktionär haben wollen und Gegenmaßnahmen gegen weitere Aktienkäufe deinerseits ergreifen könnten. Oder weil der Einstieg bestimmter Investoren den Preis der Aktie nach oben treibt und damit der Erwerb weiterer Anteile für dich teurer würde. Um nur zwei Beispiele genannt zu haben.«
    Sie wartete, bis der Kellner ihre Speisen abgestellt hatte und wieder gegangen war. Tognazzi hatte ein Wiener Schnitzel bestellt. Wiener Schnitzel! Sie war vielleicht eins sechzig groß und schmal wie ein Zahnstocher, sah man von ihrer Brust ab. Wohin durfte sie ungestraft ein Wiener Schnitzel essen?
    »Das heißt, wenn ich heimlich Anteile eines Unternehmens hätte kaufen wollen, hätte ich mich an Florian Dorin gewandt, ihm das Geld gegeben, und er hätte sie für mich gekauft.«
    »Genau. Und bei der Hauptversammlung stimmt er in deinem Sinne ab. Er oder seine Vertreter. Denn selbstverständlich läuft das alles nicht so direkt, sondern über ein verschachteltes Netzwerk von Briefkastenfirmen von Liechtenstein über die Kanalinseln bis in die Karibik oder die Südsee.«
    »Und so etwas kommt nicht heraus?«
    »Manchmal schon. Oft nicht. Die Spuren verlieren sich irgendwo im Gewirr der Firmengeflechte, die durch die ganze Welt gehen. Und selbst wenn. Hat ihm eben jemand das Geld geliehen, damit er sich die Aktien kaufen kann. Ist nicht verboten. Man muss nur ein paar Regeln beachten, die ich dir gern bei Gelegenheit erkläre.«
    »Nur, wenn es sein muss.«
    Sie lachte, und ein Riesenstück panierten Fleisches verschwand zwischen ihren blitzenden Zähnen. Freund stocherte in seinem Salat.
    »Ein weiteres Thema bei diesen Geschichten ist gelegentlich die Herkunft des Geldes.«
    »Du meinst Geldwäsche?«
    »Das organisierte Verbrechen aus West und Ost verdient Billionen, die es auf legale Weise anlegen will. Ebenso diverse Potentaten aus aller Herren Länder. Dasselbe Spiel. Auf umständlichen Wegen findet das Geld aus Wien, Neapel, Riad oder Abuja zu Dorin. Und nach der Reinigung wieder zurück zum ursprünglichen Besitzer oder auf sichere Konten in der Schweiz und neuerdings Fernost.«
    Freund überlegte, ob er sich wenigstens ein schönes Dessert gönnen sollte. Er verwarf den Gedanken. Ein Kaffee musste genügen.
    »Was du in diesem Themenkomplex natürlich auch häufig findest, ist Korruption.«
    Freund stöhnte. »Auch noch.«
    »Eine Untat kommt selten allein.«
    »Wird man wegen so etwas ermordet?«, fragte er.
    »Unfälle passieren. Unerwartete Herzinfarkte auch.«
    »Oder Selbstmorde.«
    »Hängt ein wenig davon ab, was man getan hat. Und mit wem. Manche halten einen toten Geschäftspartner für die ultimative Spurenverwischung. Wenn es ordentlich gemacht wird, funktioniert das auch. Manchmal kommt es auch vor, dass einer dieser Zwischenhändler selbst am großen Rad drehen will und seine Auftraggeber entweder unter Druck setzt oder gar zu übervorteilen versucht. Das lässt sich natürlich nicht jeder gefallen.«
    Sie schluckte das letzte Stück ihres Schnitzels, obwohl sie trotz ihres Monologs nie mit vollem Mund gesprochen hatte. Fasziniert starrte Freund auf den leeren Teller vor der kleinen Frau. Sie wischte sich den Mund mit der Serviette ab.
    »Was ist mit dir?«, fragte

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