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Wienerherz - Kriminalroman

Wienerherz - Kriminalroman

Titel: Wienerherz - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Nächstes sah er sich die vorliegenden Kontoauszüge genauer an. Er notierte von sämtlichen Transaktionen die Namen und Kontonummern der jeweiligen Überweiser oder Empfänger. Bestimmte davon sortierte er aus, wie etwa die Hausverwaltung, den Gas- und Stromversorger, Marie Liebar und andere, die offensichtlich dem alltäglichen Betrieb der Firmen dienten. Die übrigen schrieb er auf eine eigene Liste. Sie würde er extra überprüfen müssen. Wobei ihm die durchwegs eher niedrigen Summen wenig Verdachtsanlässe boten.
    Zwischendurch rief er bei Joachim Thaler an, um ein Gespräch zu vereinbaren. Zu seiner Überraschung fand der Herr Minister, wie ihn auch seine Sekretärin nannte, am übernächsten Tag Zeit.
    Freund ging zu Spazier und Varic. Im Büro der beiden sah es ähnlich aus. In den Raum kam er nur, indem er auf Zehenspitzen die wenigen Lücken des Papierteppichs nützte.
    Er erzählte, was er gefunden hatte. Varic erklärte ihm ihre Erkenntnisse.
    »Wir haben ein Unternehmen entdeckt, das zu hundert Prozent Florian Dorin gehört, MD  Trust. Zu ihm gibt es fünf Konten. Hier.«
    Sie zeigte auf ein Papierfeld. »Weiters gibt es Konten, die mir privat aussehen, und einige Wertpapierdepots. Hier und hier. Die stammen alle aus seinem Haus, nicht aus Büro oder Schloss.«
    Zwei weitere Bodenbereiche.
    »Da wird es schon interessanter. Ich kenne mich ja nicht so aus. Aber bei ein paar Positionen, die ich gesehen habe, hat Dorin ganz schöne Verluste eingefahren.«
    Sie zuckte mit den Schultern.
    »Bei anderen hat er dafür gewonnen. Wie gesagt, das muss sich jemand ansehen, der vertraut mit der Materie ist.«
    Das war keiner in ihrem Team. Sie brauchten Verstärkung aus der Wirtschaftsabteilung. Freund hoffte, dass Tognazzi ein wenig Zeit entbehren konnte.
    »Auf jeden Fall haben wir hier eine Liste aller Konten, die auf Dorin oder eine seiner Firmen laufen. Sowie eine Liste mit allen Konten, auf die oder von denen es Überweisungen gab.«
    Freund würde die Informationen zusammenfügen und dem Untersuchungsrichter übergeben, damit dieser die Einsicht anordnen konnte.
    Dann rief das Allgemeine Krankenhaus an. Marie Liebar war aufgewacht und ansprechbar. Eine willkommene Abwechslung. Er hatte doch lang genug Papiere studiert.
    »Es sah schlimmer aus, als es tatsächlich war«, erklärte der Arzt. »Sie hat schwere Prellungen, Quetschungen, Platzwunden, eine leichte Gehirnerschütterung, aber keine Knochenbrüche oder inneren Verletzungen.«
    Keine körperlichen vielleicht, dachte Freund. Ihre Psyche war mit Sicherheit schwer angeknackst. Trotzdem war er froh über die Nachricht.
    Liebars Anblick erschreckte ihn. Ihr Gesicht war eine unförmige Knolle in Rot und Blau, ein Auge war noch völlig zugeschwollen und fast schwarz, die Lippen an zwei Stellen gesprungen und genäht. Den Schädel umhüllte ein Verband. Von ihrem guten Aussehen war nichts übrig. Doch wenn man dem Arzt glauben durfte, würde sie völlig wiederhergestellt. An einem Ständer neben dem Bett hing ein Infusionsbeutel, von dem ein Schlauch zu ihrem Arm führte. Nach ihrem Befinden musste er sie nicht fragen, das war offensichtlich. Er begrüßte sie, setzte sich neben dem Bett auf einen Besucherstuhl.
    »Wir haben Sie gestern in Florian Dorins Büro gefunden«, sagte er. »Können Sie mir sagen, was passiert ist?«
    Sie schloss das heile Auge, öffnete es wieder.
    »Einer thon denen hat thich alth Dote authgegeden.« Sie konnte ihre Lippen kaum bewegen.
    Freund rätselte, was sie gesagt hatte.
    »Als Bote?«
    »Ja.«
    »Alth ich ihn hereingelathen hade, thind die anderen nidgekonnen.«
    »Wie viele waren es?«
    »Drei.«
    Aus ihren Augen rannen zwei nasse Fäden. Trotzdem zwang sie sich, weiterzureden.
    »Thie hatten Dithtolen und thagten, ich tholl nicht threien.«
    »Sie meinen Pistolen. Sie waren bewaffnet?«
    »Ja. Dann haden thie getahgt, dath thie Herrn Dorinth Konten thehen thollen. Ich hatte entthethliche Angtht.«
    Sie musste eine Pause machen.
    »Lassen Sie sich Zeit«, sagte Freund. Ihr zuzuhören war anstrengend.
    Sie holte ein paarmal Luft, als wolle sie Anlauf nehmen, dann fuhr sie fort: »Ich hade ihnen gethagt, dath ich nur auth ein Thirokonto thugreithen kann, thon den ich Rechnungen thür dath Düro dethale.«
    »Ein Girokonto, von dem Sie nur Rechnungen für das Büro bezahlen können.«
    Sie nickte.
    »Dann haden thie degonnen, nich thu thlagen.« Sie schluchzte, brauchte eine Weile, bis sie sich wieder fing. »Ader ich konnte

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