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Wienerherz - Kriminalroman

Wienerherz - Kriminalroman

Titel: Wienerherz - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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ihnen ja nichth thagen! Ich hade ihnen den Cantuter getheigt …«
    »Den was? Cantuter?«
    »Contuter.« Sie bewegte ihre Finger, als tippe sie in eine Tastatur.
    »Den Computer«, begriff Freund.
    »Ich hade ihnen thogar den Thugrith auth dath Konto nit Online-Danking gegeden. Da konnten thie thehen, dath da nicht tho viel drauf dar.«
    »Sie haben Ihre Angreifer also per Netbanking sogar auf das Konto schauen lassen, damit sie sehen, wie viel Geld darauf ist. Und dann?«
    Liebar begann so aufgeregt zu reden, dass Freund Mühe hatte, ihrer zerschlagenen Sprache zu folgen. Offensichtlich hatten die Angreifer wiederholt auf sie eingeprügelt, sie mit der Waffe bedroht und an den Sessel gefesselt, bevor sie mit ihrem Verhör fortfuhren und sie nach Unterlagen fragten, von denen Liebar aber nichts wusste. Irgendwann hatte sie das Bewusstsein verloren.
    »Dath nächthe, thoran ich nich erinnere, itht Ihr Gethicht, alth Thie nich lothgedunden haden.«
    Erschöpft schloss sie das Auge und atmete schwer. Noch mehr Tränen rannen über ihre Wangen. Freund ließ sie ausruhen. Drei Fragen hatte er noch. Für die Antworten brauchte sie neue Kraft. Er wartete, geduldig. Minuten vergingen. Er versuchte, sich an das Gesicht zu erinnern, das sich unter den Verletzungen verbarg. Als sie ihr Auge schließlich wieder öffnete, schien sie enttäuscht, dass er noch immer dasaß.
    »Drei kurze Fragen noch, dann lasse ich Sie in Ruhe«, sagte er. »Wann ist das Ganze geschehen?«
    »Gethtern in der Thrü, kurth nachden ich gekonnen din. Thirka un neun Uhr.«
    »Mussten Sie den Tätern Geld geben?«
    »Nein. Dath waren keine nornalen Eindrecher. Die thollten kein Geld auth der Kathe. Denen ging eth un etwath andereth.«
    »Würden Sie die drei wiedererkennen?«
    »Haden Thie thie hielleicht?«
    »Tut mir leid. Noch nicht.«
    »Ich denke thon. Thie trugen keine Nathken.«
    Keine Masken.
    Sie hatte Glück gehabt, dachte Freund. Entweder waren ihre Täter nicht professionell genug, oder sie hielten Liebar für zu unwichtig, um sie zu töten.
    »Schlafen Sie jetzt«, sagte er. »Sie haben mir sehr geholfen. Danke.«
    Sie hatte ihr Auge bereits wieder geschlossen, atmete jetzt ruhiger. Leise verließ Freund das Zimmer.

Aus Paris
    Wie die meisten Polizisten hasste Lia Petzold die Aktenarbeit. Lautlos fluchend schrieb sie ihren Bericht. Immer dieselbe Geschichte: Mann misshandelt Frau (wobei Petzold es auch schon umgekehrt erlebt hatte). In diesem Fall hatte sich die Angegriffene gewehrt. Jetzt war sie Witwe. Warum etwas so enden musste, was einmal an einem Altar angefangen hatte, mit strahlenden Gesichtern und feierlicher Musik? Doch vielleicht hatte es bei den beiden weder das eine noch das andere gegeben. Immerhin hatte die Frau das Versprechen gehalten, das man sich zumindest in amerikanischen Filmen bei der Eheschließung gab. Als ihr Handy bimmelte und sie Doreen Niklics Nummer sah, stieg ihre Laune sofort. Ihr vergeblicher Anruf wegen Florian Dorin fiel Petzold ein. Seither hatte sie nicht mehr daran gedacht.
    »Alte Weltreisende! Bist du wieder im Land?«
    »Das Erste stimmt zum Glück nicht, das Zweite leider nicht.«
    »Immer noch unterwegs?«
    »Nein. Alt bin ich nicht, Weltreise habe ich leider auch keine gemacht.«
    »Wo warst du denn?«
    »Recherchen.«
    »Sind wir heute wieder einmal gesprächig.«
    »Keine Sorge, werde ich schon noch, wenn es so weit ist. Aber sag einmal du: Da ist man einmal ein paar Tage weg, und sofort passiert etwas. Opa hat mir erzählt, dass Florian Dorin tot ist.«
    Doreens Großvater, ein steinalter Großbürger und ausgebufftes Schlitzohr, hatte Doreens Schulfreundin aus dem Gemeindebau ohne Standesdünkel immer wie seine eigene Enkelin behandelt. Bis heute besuchte sie ihn gern.
    »Und da rufst du bei uns an?«
    »Ich habe dich schon einmal nach ihm gefragt. Ein paar Tage vor seinem Tod.«
    Chefinspektor Freund hatte seine Ermittlungen bislang nicht an die große Glocke gehängt. Aber eine Journalistin wie Doreen hatte ihre Ohren überall. Und sie kam aus denselben Kreisen wie die Dorins.
    »Kanntest du ihn?«, fragte sie.
    »Flüchtig. War ein ziemlicher Weiberheld.«
    »Ist er jetzt nicht mehr.«
    »Und dein Chef fragt sich, warum.«
    »Sagt wer?«
    »Die Spatzen auf den Dächern.«
    »Nur Routine.«
    »Bei Selbstmord? Das war es doch, munkelt man.«
    »Und wenn, warum interessiert dich das so brennend?«
    »Du kennst mich doch. Außerdem, wenn ein alter Bekannter stirbt …«
    »Gerade noch

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