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Wienerherz - Kriminalroman

Wienerherz - Kriminalroman

Titel: Wienerherz - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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moderne eckige Sofas, Filz, tranken Wasser. Neben ihr lag ein Hündchen, nicht größer als ein Meerschweinchen.
    »Hatten Sie Kontakt zu Herrn Dorin?«
    »Wie man das so hat, unter Nachbarn. Ab und zu ein Plausch am Gehsteig, wenn man sich zufällig trifft. Vielleicht zweimal im Jahr ein Gläschen Wein beim anderen.«
    In letzter Zeit sei ihr keine Veränderung aufgefallen. Und in den Tagen davor? Vielleicht Besucher?
    »In der Nacht vom vergangenen Dienstag auf Mittwoch, nicht wahr?«
    Sie dachte nach, drehte dafür nur die Augen nach oben, kein Stirnrunzeln, keine übertriebenen Mundbewegungen. Angst vor Falten?, fragte sich Spazier.
    »Jetzt, wo Sie es sagen. Er hatte Besuch. Ich habe es zufällig gesehen, als ich mit Rambo Gassi war.«
    Rambo. Natürlich. Wie sollte eine Handvoll Hund auch anders heißen.
    »Das muss so gegen sieben Uhr gewesen sein, als er kam. Es war sein Bruder. Den kenne ich von einem Gartenfest.«
    »Welcher Bruder?«
    »Ach natürlich, er hat ja zwei. Der eine ist der Maler mit dem Künstlernamen. Das ist ein Netter, wenn auch ein schräger Vogel. Nein, nein, der war es nicht. Es war der Direktor vom Bankhaus Dorin.«

Fahrender Sarg
    »Das ist nicht ihre Art«, sagte Lia Petzold. »Männer lässt Doreen warten, professionelle Partner nicht.«
    »Soll das heißen, Männer sind für dich keine professionellen Partner?«, lachte Spazier.
    »Kommt darauf an, wobei«, grinste sie ihn an.
    »Hast du das gehört, Alfons?«
    Wagner sah von seinen Unterlagen hoch. »Was?«
    »Vergiss es«, sagte Petzold, dabei wirkte sie auf Freund verärgert. Überhaupt schien sie ihm in letzter Zeit etwas gereizt. »Ich mache mir Sorgen. Der Flieger ist pünktlich vor drei Stunden gelandet. Auf ihrem Handy erreiche ich sie nicht.«
    »Vielleicht hatte sie eine Panne. Oder ihr ist etwas dazwischengekommen.«
    »Dann hätte sie angerufen.«
    »Besprechen wir inzwischen die anderen Erkenntnisse«, schlug Freund vor. »Ich war heute bei Dorothea Dorin.«
    Er erzählte von seinem Besuch in der Hilfseinrichtung.
    »Meinen geheimen Verdacht, dass sich Florian Dorin an die Frau seines Bruders herangemacht haben könnte, muss ich wohl begraben. Sie ist im siebten Monat schwanger, wirkte aber keineswegs wie eine trauernde Witwe.«
    Spazier berichtete von seiner Unterhaltung mit den Billings.
    »Das soll er wirklich gesagt haben?«, fragte Freund, nachdem Spazier fertig war.
    »Auf mich wirkte sie ein bisserl wie eine Wichtigtuerin. Aber ich will nicht ausschließen, dass ihr Vater tatsächlich Angst hatte.«
    »Wovor denn? Wusste sie das?«
    »Nein. Dabei schien sie tatsächlich ahnungslos, nicht ängstlich, wie sie es vielleicht wäre, wenn sie Bescheid wüsste, aber sich nichts zu sagen traute.«
    Während sie redeten, stand Petzold in einer Ecke und telefonierte leise. Freund war das nicht besonders recht, eigentlich sollte sie sich an dem Wissensaustausch beteiligen, damit sie auf dem aktuellen Stand war. Aber er verstand ihre Unruhe.
    »Das hilft uns nicht wirklich weiter«, bemerkte er zu Spazier.
    »Das Mobiltelefon ihres Vaters hatte sie noch. Wir haben in der Liste der Anrufe drei Nummern gefunden, mit denen er zu dieser Zeit telefoniert hat. Ich habe sie überprüft, es waren alles Wertkartenhandys. Die Besitzer sind nicht zu eruieren. Aber«, fügte er hinzu, »da wird es interessant: Von einer wurde Florian Dorin wenige Tage vor seinem Tod angerufen.«
    »Ist also vielleicht doch etwas dran an den Geschichten der Tochter …«
    »Sollen wir obduzieren lassen?«
    »Bekommen wir nie durch. Aber ich werde es versuchen.«
    Etwas in Petzolds Wispern oder in ihrer Körperhaltung ließ Freund aufmerksam werden. Ihre Stimme wurde lauter.
    »Wie bitte? Wo ist sie?«
    Kurzes Zuhören.
    »Danke.«
    Sie steckte das Gerät ein und sah in die Runde.
    »Doreen und ihr französischer Passagier hatten einen schweren Autounfall.«
    Lia Petzold schauderte, als sie den Krankenhausflur betrat. Vergangenen Sommer war sie hier gelegen. Ein irrer Killer hatte sie brutal abschlachten wollen. Wochenlang war sie danach wie eine Vogelscheuche herumgelaufen.
    Auf dem Flur der Unfallchirurgie trafen sie Doreens Mutter, eine zu schlanke, sehr blonde Frau in teurer Kleidung mit überaus rot geschminkten Lippen. Petzold stürzte auf sie zu.
    »Was ist passiert?«
    »Ich weiß es nicht genau.« Ihre Stimme war wie ein dünner Faden, der zu zerreißen drohte. »Ein Unfall, haben deine Kollegen gesagt. Die genauen Umstände kenne ich

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