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Wienerherz - Kriminalroman

Wienerherz - Kriminalroman

Titel: Wienerherz - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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er, brauchte für Wege innerhalb des Gürtels kein Auto.
    Der Radweg entlang der Ringstraße war bedeckt mit feuchten braunen und gelben Blättern, die einen glitschigen Belag bildeten. Die ersten Fiaker vor dem Burgtheater saßen in dicke Mäntel gehüllt auf ihren Wagen oder plauderten miteinander. Aus ihren Mündern stiegen weiße Wolken. Freund spürte den kalten Fahrtwind auf den Händen. Er konnte es nicht mehr verdrängen, auch dieses Jahr würde der Winter kommen.
    Im Büro erwartete ihn bereits Frau Ivenhoff.
    »Die Frau Dr. Sandleitner bittet um einen Rückruf.«
    Nach der Fahrt durch die frische Luft kam Freund sein Zimmer zu heiß vor. Er rief die Untersuchungsrichterin an.
    »Ich hoffe, Sie hatten ein schönes Wochenende.«
    »Von wegen. Mindestens ein halbes Dutzend Schmierfinken rief bei mir an, fragten, was es mit diesem Unfall ihrer Kollegen auf sich hat und warum ich die Ermittlungen verzögere.«
    »Sie wissen ja, wie Journalisten sind. Wenn es um einen von ihnen geht, reagieren sie besonders sensibel.«
    »Ich frage mich nur, woher die ihre Informationen haben.«
    »Von mir sicher nicht«, konnte Freund voller Überzeugung erklären. Er hatte mit keinem einzigen Reporter über die Sache gesprochen.
    Sein Ton ließ die Frau Doktor für einen Moment verstummen.
    »Auf jeden Fall«, erklärte sie dann, »wurde mir die Bedeutung bewusst, die der Fall bekommen könnte, medial, meine ich. Man will es sich mit den Medien ja doch noch nicht verscherzen.«
    »Nein, will man nicht.«
    »Ich habe den Akt überflogen. Die Öffnungen für Florian Dorins Konten habe ich schon einmal angeordnet.«
    Bravo, Lia Petzold.
    »Das ist großartig! Herzlichen Dank für die flotte Erledigung. Da freue ich mich gleich noch mehr auf unsere Zusammenarbeit.«
    Zum Glück konnte sie durch das Telefon sein schmutziges Grinsen nicht sehen.

Zwei Zufälle können schon einen Fall ergeben
    Wie jeden Montag starteten sie die Woche mit einer Teambesprechung.
    »Ich habe die Rufdaten von Dorin aus den vergangenen Monaten durchgeackert«, sagte Lukas Spazier. »Dabei bin ich auf etwas gestoßen. Vielleicht ist es nicht wichtig, aber interessant ist es schon. Ich konnte praktisch alle Personen identifizieren und zuordnen. Ich habe überprüft, wer Dorin oder sein Büro angerufen hat und wen er angerufen hat. Zumindest von den Anschlüssen, die wir kennen. Eine Heidenarbeit.«
    Er hielt eine lange Fahne aus zusammengeklebten Papierblättern hoch, auf der kleine Zeilen in verschiedenen Farben markiert waren.
    »Der ganz überwiegende Teil sind Personen, mit denen er regelmäßig zu tun hat, sei es geschäftlich oder privat. Das sind hier die verschiedenen Grün- beziehungsweise Rottöne, grün für privat, rot für Geschäft, soweit sich das trennen lässt. Einige davon haben wir sogar überprüft, ohne Ergebnis. Eine wesentlich kleinere Gruppe sind einmalige oder seltene Anrufe, vor allem Werbetelefonate von Firmen für Bürobedarf, Telekomgesellschaften, Versicherungen …«
    »Nervensägen«, warf Wagner ein.
    »Auf dieser Liste hellblau. Mit der Zeit habe ich ein Gefühl für all diese Nummern entwickelt, ich weiß, das klingt dumm, aber es ist so. Sie scheinen mir vertraut, wie sie wann wo auftauchen. Da sind Freunde, mit denen er regelmäßig telefoniert und solche, die er nur gelegentlich spricht. Ähnlich ist es mit den Anrufen, die vor allem ins Büro kamen, also Geschäftliches. Und natürlich seine Frauen.«
    »Solveig Harnusson zum Beispiel.«
    Petzold konnte es sich nicht verkneifen. Ihr war aufgefallen, dass Spazier in den letzten Tagen den Namen öfter erwähnt hatte als nötig. Und mit diesem bewusst gelangweilten Ton in der Stimme, den er selbst wahrscheinlich gar nicht bemerkte.
    »Zum Beispiel«, sagte Spazier, sah sie mit einem Stirnrunzeln an und fuhr fort: »Nachdem ich mich in die Materie hineingearbeitet hatte, blieben schließlich immer noch ein paar Nummern, mit denen ich nicht so richtig etwas anfangen konnte. Also habe ich die noch einmal recherchiert. Dabei klärte sich das Verhältnis der Anrufer oder Angerufenen zu Dorin auf – bis auf einen. Vor etwa vier Monaten hat er Dorin zweimal im Büro angerufen. Ein paar Wochen später dann noch einmal zu Hause. Danach nichts mehr. Ein gewisser Emil Komeska, Angestellter, wohnhaft in Wien-Liesing. Ich habe ihn bis heute nicht erreicht. Sein Arbeitgeber, eine Spedition, sagt, er hat sich krankgemeldet.«
    »Was nicht verboten ist«, sagte Wagner.
    »Nein. Auch

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